Mannheim: Kann sanierungsbedürftige Multihalle gerettet werden?
Vor der Spendenkampagne soll noch im März ein Workshop zur zukünftigen Nutzung des sonst vom Abriss bedrohten Baudenkmals stattfinden

Ein außergewöhnliches Baudenkmal ist die stark sanierungsbedürftige Multihalle aus dem Jahr 1975, alleine kann die Stadt die Sanierungskosten in Höhe von mindestens 11,6 Millionen Euro nicht stemmen und müsste sie abreißen lassen. Foto: vaf
Von Gerhard Bühler
Die im Rahmen der Bundesgartenschau 1975 im Herzogenriedpark gebaute Multihalle erhält eine weitere Schonfrist. Die Konstruktion des außergewöhnlichen Baudenkmals weist inzwischen erhebliche Schäden auf, ein Gutachten ergab Sanierungskosten von mindestens 11,6 Millionen Euro. Nachdem die Stadt diese Kosten nicht schultern kann, schien ein Abriss unausweichlich. Eine groß angelegte Spendenkampagne soll nun zusammen mit einem neuen Nutzungskonzept für die Wende sorgen.
Verein Multihalle gegründet
"Die Halle ist aus verschiedenen Gründen von besonderer Bedeutung für Mannheim", sagte Baubürgermeister Lothar Quast gestern bei der Vorstellung des weiteren Ablaufs. Sie symbolisiere die Zeit des Aufbruchs mit der Bundesgartenschau 1975. Mit ihrem innovativen architektonischen Konzept habe sie der Stadt weltweite Beachtung in der Presse und später in Architektenkreisen beschert. Ihr Erbauer Frei Otto sei 2015 posthum für sein Lebenswerk mit dem "Pritzker-Preis", quasi dem "Nobelpreis" für Architekten, ausgezeichnet worden.
"Wir wollen dieses Kulturdenkmal erhalten", macht Quast den Standpunkt der Stadtspitze deutlich. Etwa 5,5 Millionen Euro könne die Stadt wohl aufbringen, meinte Quast. Von positiven Gesprächen berichtete der Bürgermeister mit der Landes-Denkmalstiftung. "Hier stehen voraussichtlich Mittel zur Verfügung".
Auch interessant
Um einen größeren finanziellen Beitrag aus Spendengeldern zu sammeln, wurde vor Kurzem ein Verein "Multihalle" gegründet, dessen Vorstand neben Quast auch Stephan Weber, Vizepräsident der Architektenkammer Baden-Württemberg, angehört. Mithilfe des Vereins wird versucht, die Halle stärker in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken.
Mit einem "Fundraising-Konzept" für die Spendenkampagne wurde eine Agentur aus München beauftragt. "Wir haben als Stadt da kaum Erfahrung und wollen uns beraten lassen", nannte Quast den Grund.
Erstes Ergebnis: Nach dem die Agentur die Erfolgschancen einer Spendenkampagne ohne künftiges Nutzungskonzept offenbar eher schlecht beurteilt hat, findet noch im März ein großer Workshop mit 60 Teilnehmern zum Finden von Nutzungsideen statt. "Grundgedanke des Workshops ist es, dass Menschen aus ganz unterschiedlichen Disziplinen ihr Know-how und ihre Perspektive mitbringen. Dabei sind Architekten, Landschaftsarchitekten, Leute aus Wirtschaft, Kultur oder dem Sportbereich", betonte Weber.
Diskutiert werden dabei verschiedene Szenarien für die Multihalle. Etwa eine Nutzung als Spiel/Sport-Park im Bereich Freizeit. Andere Szenarien sind eher als Richtung zu verstehen und bedürfen noch der Konkretisierung. Etwa die Idee eines Internationalen Ortes der Begegnung, also eine eher gesellschaftliche Funktion.
Die Frage werde auch sein, ob hier ein Investorenmodell für ein Unternehmen Sinn ergeben könne, meint Weber. Am 1. April sollen die Ergebnisse des Workshops vorliegen. Dann ist wieder der Gemeinderat am Zug.



