Landeserstaufnahmeeinrichtung Benjamin Franklin Village schließt zum Jahresende
Der große Ansturm ist vorbei - Regierungspräsidentin dankt den Helfern

Zeitweise lebten bis zu 5000 Asylsuchende in der Landeserstaufnahmeeinrichtung im Benjamin Franklin Village. Foto: Gerold
Von Olivia Kaiser
Mannheim. Zum Ende des Jahres schließt das Land Baden-Württemberg die Landeserstaufnahmestelle (LEA) auf dem Gelände des Benjamin Franklin Village im Mannheimer Stadtteil Käfertal. Das gab das Regierungspräsidium Karlsruhe gestern bekannt. Bereits ab 30. September soll der Standpunkt auf dem ehemaligen Kasernengelände der US-Armee nicht mehr genutzt und dann zum Jahresende komplett geschlossen werden. Die Schließung sei ein weiterer Schritt in der Umsetzung des Standortkonzepts des baden-württembergischen Innenministeriums die Erstaufnahmeeinrichtungen im land betreffen, erklärte Irene Feilhauer, Sprecherin des Regierungspräsidiums.
Neben dem LEA-Standort Benjamin Franklin Village gibt es in Mannheim noch Erstaufnahmestellen auf dem Spinelli-Gelände bei Feudenheim und in der Industriestraße im Stadtteil Neckarstadt. Flüchtlinge werden dann dort untergebracht. "Da Mannheim über diese beiden weiteren Standorte verfügt, gilt auch weiterhin, dass die Stadt von der Folgeunterbringung von Asylsuchenden ausgenommen ist", erklärte Innenministeriumssprecher Renato Gigliotti.
Hintergrund
Benjamin-Franklin-Village: Das ehemaliges Militärgelände der US-Streitkräfte wird seit September 2015 als bedarfsorientierte Erstaufnahmeeinrichtung genutzt. Zunächst für 2000 Menschen ausgerichtet, musste die Unterkunft bald auf 4000 Plätze vergrößert
Benjamin-Franklin-Village: Das ehemaliges Militärgelände der US-Streitkräfte wird seit September 2015 als bedarfsorientierte Erstaufnahmeeinrichtung genutzt. Zunächst für 2000 Menschen ausgerichtet, musste die Unterkunft bald auf 4000 Plätze vergrößert werden. Damit war es die größte Erstaufnahmeeinrichtung in Baden-Württemberg. Im Dezember 2015 waren dort sogar 5000 Menschen untergebracht. Aktuell wohnen noch 700 Menschen in der LEA. oka
Ausschlaggebend für diese Entscheidung sind neben wirtschaftlichen Gründen vor allem die Tatsache, dass seit geraumer Zeit immer weniger Menschen in die Erstaufnahmestellen kommen. "Wir brauchen nicht mehr so viel Kapazität", so Gigliotti. Die Schließung habe jedoch nichts mit den Plänen zu tun, in Mannheim ein Ankunfts- und Abschiebezentrum einzurichten, versicherte der Sprecher des Innenministeriums. Die schwarz-rote Bundesregierung plant laut Koalitionsvertrag sogenannte Ankerzentren. Als möglicher Standort ist das Kasernengelände Coleman im Gespräch, das derzeit aber noch von den Amerikanern genutzt wird.
Betrieben wird die LEA im Benjamin Franklin Village vom DRK. Regierungspräsidentin Nicolette Kressl würdigte das Engagement in der Flüchtlingsunterbringung in Mannheim und Karlsruhe: "Das Regierungspräsidium Karlsruhe ist den Ehrenamtlichen für ihre Unterstützung und ihr großartiges Engagement ganz besonders zu Dank verpflichtet. Sie haben sich mit viel Herzblut ihrer Arbeit gewidmet und mit Ihren vielfältigen Angeboten dazu beigetragen, den Flüchtlingen das Ankommen in diesen beiden Städten zu erleichtern", so Kressl. "Alle weiteren Schritte werden wir vor Ort eng mit den von der Schließung betroffenen Beteiligten abstimmen." Die Mannheimer Stadtverwaltung war im Vorfeld nicht über die Pläne von Stuttgart und Karlsruhe informiert worden, begrüßt aber Ankündigung des Landes: "Wir freuen uns, dass gerade bei der hochsensiblen Thematik der Flüchtlingsunterbringung auf das Land bisher immer Verlass gewesen ist", sagte Stadtsprecher Ralf Walther auf RNZ-Anfrage. Die Stadt will das Wohnquartier auf dem Gelände ausweiten, die klare Ansage aus dem Regierungspräsidium bringt Planungssicherheit. Für Mannheim sei gerade im Hinblick auf die zahlreichen endverhandelten Projekte von Investoren und Projektentwicklern wichtig, die Zielvorgaben einzuhalten, betonte Walther.



