Ginkgo-Baum für Friedensgarten in Spinelli-Park gespendet
Ein Zeichen für Abrüstung aus der Asche Hiroshimas. Wolfgang Schlupp-Hauck spendete den Baum.

Mannheim. (hema) 17 Nachhaltigkeitsgärten gibt es auf dem Buga-Gelände Spinelli – einen für jedes Nachhaltigkeitsziel der Vereinten Nationen. Im Garten für "Frieden" gedeiht ein Ginkgo-Baum, dessen Samen aus Hiroshima stammen. Der Garten befindet sich hinter der Ausstellung "Friedensklima!" des Fördervereins Frieden, wo sich Hedwig Sauer-Gürth und Manfred Fischer sehr über den Besuch von Wolfgang Schlupp-Hauck und seiner Frau Brigitte Schlupp-Wick freuten. Den beiden ist es zu verdanken, dass der Ginkgo-Setzling nach Mannheim kam.
Der circa zehn Jahre alte Ginkgo ist ein Nachkömmling eines "Überlebensbaums", wie Schlupp-Hauck im Gespräch mit der RNZ berichtet. Die Mutterpflanze wuchs etwa einen Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, als die Amerikaner am 6. August 1945 die Atombombe über Hiroshima abwarfen.
Aufgrund der immensen Druckwelle wurden sämtliche Bäume entwurzelt und stadtauswärts geweht. Die radioaktive Strahlung verkohlte und deformierte sie. Der durch die gewaltige Kernwaffenexplosion entstandene Atompilz bewirkte anschließend wieder einen Sog nach innen, der auch die verbrannten und abgestorbenen Bäume einbezog.
Doch aus dem vermeintlichen Totholz entwickelten rund 170 Bäume wieder neue grüne Triebe und Samen, darunter auch sechs Ginkgo-Bäume. Sie gaben den Menschen wieder neue Hoffnung und stehen zugleich als Mahnmal gegen den Krieg.
"Noch heute", erzählt Schlupp-Hauck, "pflegen die Japaner diese Überlebensbäume". Jeden Herbst sammelt die Initiative "Green Legacy Hiroshima" Samen der Ginkgos, um sie zu verschenken. Friedensaktivist Schlupp-Hauck, der viele Jahre Vorsitzender der Friedenswerkstatt Mutlangen war, erhielt 30 dieser Samen von Hiroshimas Bürgermeister Kazumi Matsui am Rand von Verhandlungen zur nuklearen Abrüstung in Wien. Er säte diese im heimischen Garten in Schwäbisch Gmünd aus und beschloss, einen der jungen Bäume seiner Geburtsstadt Mannheim zu geben.
Auch interessant
Dass der Ginkgo-Spross seinen Platz im "Friedensgarten" gefunden hat, freut das Ehepaar ebenso wie die Tatsache, dass der Baum nach der Bundesgartenschau an anderer Stelle dauerhaft auf dem ehemaligen Spinelli-Militärgelände bleiben wird – versehen mit einem offiziellen Schild, dass ihn als "Überlebensbaum der zweiten Generation" ausweist.
Die von Grow Landschaftsarchitektur aus Köln entworfene Gestaltung des Nachhaltigkeitsgartens empfinden Wolfgang Schlupp-Hauck und Brigitte Schlupp-Wick als sehr durchdacht: Umgeben von 25 dünnen, zuvor abgestorbenen Baumstämmen, die für die Buga nachträglich abgeflammt wurden, wächst der grüne Ginkgo-Baum.
Er steht in krassem Kontrast zu den schwarz-verkohlten Stämmen sowie dem dunkelgrauen Basalt, der die verbrannte Erde, Schutt und Asche symbolisiert. Im Garten erklingt leise Musik, eingespielt vom "West-Eastern Divan Orchestra Berlin", in dem junge arabische und israelische Musiker gemeinsam musizieren.
Wie der Ginkgo, so ist auch der Kranich zum Friedenssymbol geworden. "Auch das hat mit Hiroshima zu tun", weiß Brigitte Schlupp-Wick und erzählt die Geschichte von Sadako. Das Mädchen überlebte zwar den Atombombenabwurf, erkrankte jedoch als Spätfolge an Leukämie. Einer japanischen Legende folgend, soll man nach dem kunstvollen Falten (Origami) von 1000 Kranichen einen Wunsch frei haben. "Sadako schaffte aber nur 644, bevor sie starb", so Schlupp-Wick.
Doch ihre Freunde setzten ihr Werk fort, sammelten für den Sadako-Gedenkstein als Friedensdenkmal für Kinder im Hiroshima-Friedenspark und sorgten so mit dafür, dass heute weltweit Menschen Papierkraniche falten als Zeichen für den Frieden und um sich für die Abschaffung von Atomwaffen einsetzen.



