Bundesgartenschau in Mannheim? - Siegerentwurf präsentiert

Siegerentwurf für Grünzug Nordost und Buga 2023 präsentiert - Umstrittene Straßenverlegung ist allerdings Kernpunkt der Planungen - "Es gibt keinen Plan B" , sagte OB Kurz

30.09.2015 UPDATE: 01.10.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 21 Sekunden

Die Straße am Aubuckel (rot markiert) zerschneidet den Grünzug. Sie soll im Zuge der Buga 2023 verlegt werden. Foto: Kay Sommer

Von Julie Dutkowski

Er habe recherchiert, ob jemals eine Stadt in dieser Phase der Planung eine Bundesgartenschau abgesagt habe. "Nein", das sei bislang nie passiert. In diesem Stadium habe man sich mit den Schwierigkeiten bereits auseinandergesetzt, sagte Jochen Sandner, Geschäftsführer der Deutschen Bundesgartenschau Gesellschaft gestern bei einer Pressekonferenz. Und: "Ich wünsche mir das auch für Mannheim." Anlass war die Präsentation des Siegerentwurfs zum Grünzug Nordost und der Bundesgartenschau 2023.

Den Zuschlag erhalten hat das Bonner Planungsbüro RMP, eines der beiden Büros, die im April beim Realisierungswettbewerb Grünzug Nordost und Buga 2023 auf dem ersten Platz landeten (wir berichteten). Beide mussten den Entwurf noch einmal überarbeiten. "Es ist ein Plan, der vielleicht nicht eins zu eins übernommen wird, der aber einen Weg vorgibt", so Oberbürgermeister Peter Kurz nach der Juryentscheidung.

Kernpunkt aller Entwürfe war allerdings die Verlegung der Straße am Aubuckel, die das Buga-Areal und den Grünzug durchschneidet. Sowohl in der Bevölkerung als auch in Teilen der Politik ist die Straßenverlegung aber bis heute der strittigste Punkt der Buga-Planungen. Im Bürgerentscheid 2013 war er ausgeklammert worden.

Wenige Tage vor der gestrigen Juryentscheidung hatte die CDU-Fraktion mitgeteilt, dass sie zwar weiterhin eine Buga an dieser Stelle möchte, jedoch ohne Straßenverlegung. Diesen von ihrer bisherigen Position abweichenden Beschluss haben die Stadträte in einer Klausurtagung entschieden. Damit ist die Mehrheit im Gemeinderat für eine Verlegung der Straße an den Riedbahndamm gefährdet.

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"Es gibt keinen Plan B", nahm Kurz gestern Stellung zu den jüngsten Veränderungen. Zumindest nicht, was den planerischen Aspekt angehe. "Hier liegt eine Vision auf dem Tisch, die wir gemeinsam als Gemeinderat auf den Weg gebracht haben", so Kurz. Für ihn laute die Frage: "Was ist denn die andere Vision? Vor allem: Ist es eine, die planerisch zu bewältigen ist? Dahinter würde ich aus heutiger Sicht ein dickes Fragezeichen setzen", sagte das sichtlich verärgerte Stadtoberhaupt. Man könne nicht das "größte ökologische Projekt der Nachkriegszeit" mit ökologischen Argumenten zerwerfen.

Axel Lohrer, Landschaftsarchitekt und Jurymitglied, wies darauf hin, dass die Straße den Grünzug an seiner sensibelsten Stelle zerschneide. Mit deren Erhalt wäre die "ganze Inszenierung des Parks dahin". Es gebe zwar Alternativen, die die Straße einbezögen, sagte er und nannte das Beispiel Stuttgarter Killesberg. Doch der Aufwand wäre immens, das Ergebnis nicht unbedingt zufrieden stellend. "Rein fachlich gesehen ist die Planung ohne Straße der richtige Weg."

Die SPD ist derzeit die einzige Fraktion, die zu einer Verlegung der Straße Am Aubuckel, auf der täglich bis zu 26 000 Fahrzeuge verkehren, steht. Die Verlegung an den Riedbahndamm, die zulasten der Kleingärtner geht, kostet etwa 20 Millionen Euro. Die Grünen-Fraktion im Gemeinderat fordert die ernsthafte Prüfung einer ersatzlosen Sperrung der Straße . Sie lehnt die Riedbahnparallele ausdrücklich ab. Die Mannheimer Liste lehnt die Buga-Planungen komplett ab. Sie wollen eine Einbeziehung von Herzogenried- und Luisenpark.

"Bundesgartenschauen sind nicht ein halbes Jahr Blümchenschau", wies Buga-Geschäftsführer Sandner auf die große Dimension einer solchen Planung hin. Die beiden Stadtparks, die aus der Buga 1975 erwachsen sind, hätten bis heute der Bevölkerung gute Dienste geleistet. "Doch die Welt dreht sich weiter", so Sandner. Heute brauche man Wohn- aber auch Freiraum. Mit der Buga wolle man 2,5 Millionen Menschen begeistern, sie nach Mannheim holen. Man wolle das Image der Stadt weiterbringen, Touristen anlocken, aber auch Menschen dazu zu bewegen, hier zu leben und in Wohnraum zu investieren.

Nun müssen sich Ausschuss und Gemeinderat mit der Frage auseinandersetzen, was es bedeutet, einer möglichen neuen politischen Vorgabe gerecht zu werden. "Oder man stellt sich allen fachlichen Empfehlungen und den Realitäten", so Kurz. Der OB konnte nicht sagen, ob es zu einem politischen Konsens kommt. Er setze auf die Auseinandersetzung mit dem Thema in den kommenden Wochen und Monaten.

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