Buga Mannheim: Umstrittene Straßenverlegung ist machbar
Laut Gutachten leben jedoch zahlreiche gefährdete Tierarten auf künftigem Buga-Gelände

Für zahlreiche bedrohte Tierarten ist die verlassene US-Kaserne Spinelli in Feudenheim zum Lebensraum geworden. Foto: Gerold
Von Gerhard Bühler
Die ehemaligen US-Militärflächen in Mannheim entpuppen sich immer mehr zum Rückzugsraum für die Tier- und Pflanzenwelt. Wie ein nun veröffentlichtes Gutachten zur Spinelli-Kaserne in Feudenheim zeigt, leben auch hier eine ganze Reihe seltener und geschützter Arten. Das Heidelberger Institut für Umweltstudien (IUS) hat im Auftrag der Stadt das Kasernengelände, das künftige Bundesgartenschau-Areal - der sogenannte Grünzug Nordost - und die Varianten für die Verlegung der Straße "Am Aubuckel" untersucht. Demnach würden die Tierwelt und das Biotop-System von einer Straßenverlegung sogar profitieren. Allerdings müssten einige Tierarten umgesiedelt werden.
Um so früh wie möglich zu wissen, welche artenschutzrechtlich relevanten Tierarten in dem rund 200 Hektar großen Gebiet rund um Spinelli vorkommen, und wie diese Tierarten geschützt werden können, hat die Stadt im April 2014 das IUS beauftragt, eine Bestandserfassung durchzuführen und Handlungsempfehlungen zu geben, erläuterte Stadtplaner Klaus-Jürgen Ammer.
Das nun vorliegende Ergebnis zeigt eine beeindruckende Liste seltener Arten von Fledermäusen, Vögeln, Reptilien, Amphibien und Wildbienen. Festgestellt wurden allein sieben Fledermausarten, neben Breitflügel-, Zwerg-, Rauhhaut- und Mückenfledermaus auch der Kleine und Große Abendsegler und das Braune Langohr. Drei weitere Arten werden aufgrund ihrer Rufe vermutet. "Gesucht haben wir auch die Quartiere der Fledermäuse, aber nichts gefunden", erklärt IUS-Wissenschaftler Heiko Himmler.
Unter den 33 gefundenen Vogelarten gelten 13 als bedroht. Dazu zählen Bluthänfling, Dorngrasmücke, Feldlerche, Girlitz, Gartenrotschwanz, Grauschnäpper, Haubenlerche, Haussperling, Neuntöter, Star, Türkentaube und Turmfalke. "Die stark vom Aussterben bedrohte Haubenlerche ist hier noch mit drei Paaren vertreten", stellt Himmler erfreut fest. Bei den Reptilien konnten nur Mauereidechsen nachgewiesen werden, die weniger auf Spinelli, sondern vor allem entlang der Riedbahn anzutreffen sind. "Zauneidechsen gab es keine, hier waren wir etwas enttäuscht", gibt der Gutachter zu. Auch Amphibien wie die Kreuzkröte ließen sich nicht finden, da es in diesem Jahr zu trocken gewesen sei.
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Umso fündiger wurde man dagegen bei den Wildbienen, allein auf Spinelli leben 92 verschiedene Arten. Ergebnis des Gutachtens: "Es gibt keine unüberwindlichen Hindernisse für Veränderungen in diesem Areal", stellt der IUS-Gutachter fest. Man müsse allerdings rechtzeitige Ausgleichsmaßnahmen vornehmen, dazu gehört auch die Umsiedlung einzelner Tierarten. Damit steht zumindest in Sachen Naturschutz einer Verlegung der Straße "Am Aubuckel" nichts im Wege.
Um die Zukunft der Aubuckel-Straße wird seit Monaten heftig gerungen. Oberbürgermeister Peter Kurz und seine Parteifreunde von der SPD-Gemeinderatsfraktion sind für eine Verlegung an den Riedbahndamm. Auch die CDU war dafür - bis ihre Mitglieder bei einer Befragung und OB-Kandidat Peter Rosenberger im Wahlkampf diese Variante ablehnten. Rosenberger plädierte zudem für eine Buga ohne Feudenheimer Au. Die Grünen sind dafür, die Straße entweder ersatzlos zu streichen oder - falls das nicht durchsetzbar ist - zumindest während der Gartenschau zu sperren. Der Mannheimer Liste ist die Straßenverlegung zu teuer. Sie ist ohnehin für eine Buga in den Stadtparks statt auf Spinelli und der Au. Die Straßenfrage war beim Bürgerentscheid ausgeklammert worden.



