Mannheim

Buga-Seilbahn soll rechtzeitig fertig werden

Noch ist die Seilbahn mit ihren 64 Gondeln nur im Testmodus unterwegs.

28.02.2023 UPDATE: 28.02.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 52 Sekunden
Personen werden erst zum Start der Buga am 14. April mit den Gondeln befördert, bei Projektleiterin Chrakhan Ismail ist die Vorfreude schon groß. Foto: mpt

Von Marco Partner

Mannheim. Sie wirkt schon jetzt wie ein neues Wahrzeichen Mannheims. Über den Köpfen der Autofahrer und Fußgänger schwebt sie hinweg, den Neckar, Felder und Kleingärten lässt sie hinter und weit unter sich: die Seilbahn, die während der Bundesgartenschau das neue Buga-Gelände und den Luisenpark in nur sieben Minuten Fahrzeit miteinander verbinden wird. Doch obschon es sich bei dem Kabeltransporter nur um ein vorübergehendes Vergnügen handelt, könnte das lautlose Verkehrsmittel die Denkweisen für den öffentlichen Nahverkehr auch über die große Blumenschau hinaus nachhaltig prägen.

Noch sind die Kabinen in weiße Hüllen gepackt. Noch ist die Seilbahn mit ihren 64 Gondeln nur im Testmodus unterwegs. "Aber es läuft alles reibungslos", zeigt sich Projektleiterin Chrakhan Ismail zufrieden. Die ersten Passagiere waren schon unterwegs. Allerdings keine Menschen, sondern volle Bierfässer und schwere Wasserkanister, die bei einem Bremsversuch das Gewicht von Buga-Besuchern simulierten.

Foto: mpt

Vor allem an klaren Wintertagen sind die sich wie eine Kette spannenden und durch die Lüfte schwebenden Kabinen imposant anzusehen und fügen sich fast schon wie selbstverständlich in das urbane, nun etwas futuristisch anmutende Stadtbild mit Fernmeldeturm und Collini-Center ein. Die Vorfreude wächst, die Seilbahn ist schließlich ein Vorbote der Buga, der sich kaum verbergen lässt.

Oft wird die studierte Architektin, die seit drei Jahren dem Buga-Team angehört, darauf angesprochen, wann die ersten Fahrten möglich sind. "Erst zum Start der Bundesgartenschau", muss sie die Fragenden dann vertrösten. Sie weiß: "Die Seilbahn ist das einzige, was man von der Buga sieht, ohne sie selbst zu besuchen. Sie ist weit über das Erscheinungsbild der Bundesgartenschau hinaus sichtbar." Manchmal komme es ihr sogar so vor, dass die Leute hauptsächlich zur Buga wollten, um mit der Bahn von Park zu Park zu schweben. Schließlich ist das Pendeln zwischen Luisenpark und neuem Buga-Gelände im Ticketpreis enthalten.

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Natürlich kommt aber auch immer die Frage auf, warum es sich bei der mit bis zu 45 Meter hohen Stützen errichteten Seilbahn nur um eine temporäre und keine dauerhafte Lösung handelt. Schließlich hat Mannheim bereits so seine Erfahrung mit dem Kommen und Gehen von Buga-Verkehrsmitteln gesammelt. Schon bei der Bundesgartenschau 1975 verband der an Tragseilen hängende Aerobus die beiden Ausstellungsgelände Luisen- und Herzogenriedpark – und verschwand danach wieder aus dem Stadtbild.

"Es hat durchaus Überlegungen für eine dauerhafte Lösung gegeben", verrät Ismail. Jedoch mit anderen Stationen, um das neue Spinelli-Stadtteilquartier ans Zentrum anzubinden. Letztlich kamen Machbarkeitsstudie und Wirtschaftlichkeitsprüfung aber zu keinem positiven Ergebnis. Während der Buga wird ein hohes Aufkommen erwartet, bis zu 2800 Besucherinnen und Besucher können pro Stunde befördert werden. "Danach jedoch wäre die Bahn an dieser Stelle leider nicht rentabel", erklärt die Projektleiterin. Und so wurde die Seilbahn, die mit 34 Kabinen bereits bei der Internationalen Gartenbauausstellung "Floriade" in Almere bei Amsterdam im Einsatz war, nur gemietet.

Die zuständige Firma Doppelmayr aus Österreich plant und betreibt Seilbahnen in der ganzen Welt. Nicht nur in Skigebieten, sondern auch im urbanen Raum, wie in La Paz in Bolivien. Während dort "Mi Teleférico" als weltweit größtes städtisches Seilbahnnetz täglich mehr als 300.000 Fahrgäste befördert, sich dabei von 3200 auf 4100 Meter aufschwingt und stolze 900 Höhenmeter erklimmt, sind es im flachen Mannheim gerade einmal sechs Höhenmeter Unterschied von Park zu Park.

Und doch wird viel überwunden. Die größte Herausforderung beim Aufbau lag wohl weniger beim tatsächlichen Ausheben der Baugruben und dem Anbringen der Stützen, als vielmehr beim Einholen der Genehmigungen: eine vierspurige Straße, Straßenbahnen, Riedbahn, landwirtschaftliche Fläche, Kleingartenanlagen, Sportanlage, Schützenverein und ein Fluss werden schließlich überflogen. "Es mussten viele Sorgen genommen werden. Die Seilbahn hinterlässt nur einen kleinen Fußabdruck am Boden und schwingt sich auf eine neue Ebene hinauf. Viele Querungen sind dadurch möglich, außer einer Autobahn ist in Mannheim fast alles dabei", erklärt Ismail.

Auch mit Blick auf die C0 2-Vermeidung sei die mit Ökostrom betriebene Schwebebahn eine sinnvolle Alternative. "Seilbahnen werden als Option für öffentlichen Nahverkehr inzwischen ernsthaft in Betracht gezogen. Sie können im urbanen Raum an Bedeutung gewinnen", betont sie. Und so ist die Buga-Bahn zwar keine Dauerlösung, aber ein wertvoller Test mit einem Transportmittel, das einem den Traum vom Fliegen und auch den Himmel ein Stückchen näherbringt. Von 9 bis 22 Uhr wird die Seilbahn pendeln. Und auch bei Ismail wächst die Vorfreude. Nicht nur Bierfässer, auch die Monteure sind schon mit der Bahn gefahren. "Sie haben Bilder vom Sonnenuntergang geschickt", berichtet sie – und freut sich wie die Besucher darauf, die anderen Wahrzeichen Mannheims bald aus einer ganz neuen Perspektive zu erleben.

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