Mannheim

Bürgerinitiativen kritisieren Öko-Zertifikat für die Buga

Für die Radtrasse würden 13 Kleingärten zerstört und 5000 Quadratmeter Ackerland versiegelt. "Nachhaltig" seien dabei nur die Folgeschäden, kritisieren die Initiativen.

21.02.2023 UPDATE: 21.02.2023 06:00 Uhr 1 Minute, 28 Sekunden

Symbolfoto: Gerold/RNZ-Repro

Mannheim. (alb) Die in knapp zwei Monaten beginnende Bundesgartenschau (Buga) in Mannheim soll die nachhaltigste aller Zeiten werden. Dass die Organisatoren bei diesem Weg auf einem guten Weg sind, hat ihnen vor wenigen Wochen Landesumweltministerin Thekla Walker bescheinigt. Sie überreichte der Buga-Gesellschaft ein Zertifikat für nachhaltiges Handeln. Dieses belegt, dass die Bundesgartenschau erfolgreich die EMAS-Zertifizierung (Eco-Management and Audit Scheme) durchlaufen hat. Zum Feiern ist den vier Bürgerinitiativen "Gestaltet Spinelli", "Lebenswertes Feudenheim", "SOS Stadtbaum" und "Konversion statt Buga" allerdings nicht zumute.

In einer Pressemitteilung werfen sie den Machern "nachhaltige Schäden statt einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen" vor. Die Initiativen verweisen darauf, dass die Buga gemeinsam mit dem Grünzug Nordost gestaltet wird. Der Grüngürtel soll angrenzende Stadtteile, aber auch die hitzegeplagte City mit mehr Frischluft versorgen. Zu dem circa 220 Hektar großen Korridor zählt das weitgehend entsiegelte Spinelli-Gelände, Hauptspielort, aber auch das gegenüberliegende Landschaftsschutzgebiet Feudenheimer Au.

Dort sei gleich mehrfach gegen das EMAS-Kriterium "verantwortlicher Umgang mit natürlichen Ressourcen" verstoßen worden, kritisieren die Unterzeichner. Die Initiativen führen die "Abholzung" von insgesamt 40 Robinien am Hochgestade der Au ins Feld. Dies war nötig geworden, um den Panoramasteg – von der Aussichtsplattform "schweben" die Besucher über dem Gebiet – die Unterführung des Radwegs und eine Kläranlage (Schilfgürtel am Bachlauf) zu bauen.

Und damit nicht genug: Für die Radtrasse würden 13 Kleingärten zerstört und 5000 Quadratmeter Ackerland versiegelt, für einen künstlichen See in der Au Tausende Kubikmeter "bester Muttererde" sowie Grundwasser entnommen. Der tonnenschwere Panoramasteg aus Stahl und Beton verbrauche eine nicht bezifferbare Menge an klimaschädlichem CO2 , dazu kämen die auch im Landschaftsschutzgebiet aufgestellten Masten für die Seilbahn, die Vertreibung von Wildbienen, Eidechsen, Feldlerchen oder Fasanen.

"Nachhaltig" seien in diesem Zusammenhang nur die Schäden, die durch die Baumaßnahmen verursacht wurden, heißt es in der Erklärung weiter. Auch der BUND moniert die Eingriffe in der Feudenheimer Au und vor allem den Teil des Radwegs, der das Landschaftsschutzgebiet mit dem Spinelli-Gelände durch eine 25 Meter lange Unterführung verbindet. Die Naturschützer zogen sich deshalb im November aus dem Veranstaltungsprogramm der Bundesgartenschau zurück.

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Oberbürgermeister Peter Kurz will die harsche Kritik nicht gelten lassen. Und auch Umweltministerin Walker sagte beim Ortstermin: "Das ist nicht irgendeine Zertifizierung, sondern das weltweit anspruchsvollste Umweltmanagementsystem, weil es weit über die gesetzlichen Anforderungen hinaus geht." Es basiere auf einer Verordnung der Europäischen Union.

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