Mannheimer Buga-Gelände

Skulptur "Conversio" verarbeitet Kasernen-Trümmer

Kunstwerk mit Anziehungskraft: Philipp Morlocks Skulptur "Conversio" auf dem Buga-Gelände besteht aus den Abrissmaterialien der Kasernengebäude.

20.02.2023 UPDATE: 20.02.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 11 Sekunden
Die begehbare Monumentalskulptur „Conversio“. Foto: Gerold

Von Olivia Kaiser

Mannheim. Wer sich auf dem Spinelli-Buga-Gelände nach Philipp Morlocks Skulptur "Conversio" umschaut, wird zunächst nichts entdecken. Denn das Großkunstwerk befindet sich in einer extra dafür angelegten trichterartigen Senke. Erst beim Näherkommen wird es sichtbar – und genau so wollte es der Künstler. "Man soll sie suchen", bekräftigt er. Was auf den ersten Blick wie ein Bunker aus wahllos aufeinandergeschichteten Betonplatten aussieht, offenbart bei näherer Betrachtung faszinierende Perspektiven, was Morlocks Vision und den verbauten Materialien geschuldet ist.

Aus Beton von Kasernenbauten. Foto: Gerold

Er verwendete die Überreste der Militärgebäude der US-Armee, die von einer Zeit zeugen, als Spinelli ein Kasernengelände war. Jetzt entsteht auf dem 62 Hektar großen Areal der Klimapark der Bundesgartenschau, die am 14. April eröffnet wird. "Vor zwei Jahren sah es noch ganz anders aus", erinnert sich Buga-Geschäftsführer Michael Schnellbach bei der Präsentation von Morlocks monumentalem Werk. "Da standen noch die 62 Hallen. Mittlerweile haben wir das Gelände entkernt und entsiegelt. Die militärische Nutzung ist nicht mehr zu erkennen."

Buga-Geschäftsführer Michael Schnellbach und Künstler Philipp Morlock (mit Tochter Franka) präsentierten auf dem Gelände der Bundesgartenschau die begehbare Monumentalskulptur. Foto: Gerold

Doch an sie soll erinnert werden, als Teil der Mannheimer Stadtgeschichte. Aber auch an den Wandel der Flächen, an die Konversion. "Conversio" lautet auch der Name der Skulptur. Aus dem Bauschutt schuf Philipp Morlock etwas Neues. Dieses Recycling ist ganz im Sinn der Bundesgartenschau, immerhin gehört Nachhaltigkeit zu den Leitthemen.

Philipp Morlocks Kunstwerk wirkt roh, fast schon brutalistisch. Aus den großen Betonquadern ragen die Eisenstreben. Ganze Stahlträger und eine Treppe sind in der Konstruktion verbaut, auch eine Tür ist zu sehen, allerdings weit oben im Mauerwerk. Im Zentrum befindet sich ein acht Meter langes Betonwaschbecken. "Das wiegt sechs Tonnen", erzählt Morlock. Durch eine Öffnung kann man das Innere der Monumentalskulptur betreten, wo der Blick auf mehrere blaue Spinde in der Wand fällt. "Conversio" ist die Art von Kunstwerk, bei dem der Betrachter immer wieder neue Details entdecken kann, das viel Raum für die eigene Interpretation lässt. "Es hat etwas Archaisches", findet Oberbürgermeister Peter Kurz. Mit dem Wissen um die militärische Vergangenheit des Orts kombiniert mit den aktuellen Geschehnissen in der Ukraine, könne "Conversio" aber durchaus auch ein Mahnmal gegen Krieg und Zerstörung sein, gibt der OB Einblicke in seine Assoziation.

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"Es ist ein Denkmal, ein Mahnmal, eine Skulptur", so der Künstler und Autor Armin Chodzinski, der die Vorstellung von Künstler und Werk übernommen hat. "Es geht nicht darum, was zu sehen ist, sondern darum, welche Räume geöffnet werden und um künstlerisches Handeln in Bezug auf Stadtgestaltung."

Wie Turley, Franklin und Taylor ist Spinelli eine Konversionsfläche. Man habe diese Flächen nicht einfach nur entwickeln wollen, betonte Kurz. "Sie sollten eine Bedeutung für die Gesamtstadt haben." Schon vor zehn Jahren, als die Konversion gerade erst begann, war Philipp Morlock beteiligt. Mit anderen Kunstschaffenden setzte er sich mit den Flächen kreativ auseinander. Mit dem Atelier Barac sind sie im Franklin-Quartier sesshaft geworden. Dass es ein Kunstwerk dieser Art auf dem Gelände der Bundesgartenschau geben soll, stand schon lange fest. Den ersten Prototyp präsentierte Morlock schon vor fünf Jahren. Doch die offizielle Erlaubnis zum Loslegen gab der Gemeinderat erst im Juni 2022. Wie vieles bei der Buga ziemlich knapp. "Und der Großteil des Materials war bereits abtransportiert", erzählt Morlock. Innerhalb von acht Wochen schuf er "Conversio" mithilfe der beiden Künstler Maximilian Martinez und Matarr – einem gelernten Eisenbinder.

In seinem Schaffen geht es Philipp Morlock nicht nur um das reine Werk: "Ich möchte einen Ort mit Anziehungskraft erzeugen." Das ist ihm mit "Conversio" gelungen.

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