Buga-Gelände beeindruckt Bundesbauministerin Geywitz
Klara Geywitz besuchte bei ihrer Sommertour das Buga-Gelände Spinelli und die Neckarstadt-West.

Von Olivia Kaiser
Mannheim. "Ah, da sind ja die Blumen", sagt Klara Geywitz und zeigt auf ein Beet. Immerhin besucht die SPD-Ministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen das Gelände der Bundesgartenschau (Buga), da müssen ein paar Blumen schon sein. Doch allein wegen der "kessen Lippe", die bereits eingesät wurde, macht Geywitz auf ihrer Sommertour nicht Station in Mannheim. Ihre Reise durch die Republik hat die Schwerpunkte Transformation und Resilienz.
Da ist sie auf dem Buga-Gelände Spinelli gleich in mehrfacher Hinsicht richtig: Am Dienstag informiert sie sich über den Stand der Arbeiten, den neuen Wohnraum und den Grünzug Nordost. Immerhin haben Land und Bund die Realisierung des Grünzugs und die Investitionen auf Spinelli mit mehr als 40 Millionen Euro gefördert.

Nachdem der für die Stadtentwicklung verantwortliche Bürgermeister Ralf Eisenhauer (SPD) und Michael Schnellbach, Geschäftsführer der Buga-Gesellschaft, Klara Geywitz anhand von Plänen und Fotografien einen Überblick über das ehemalige Kasernen-Areal verschafft haben, geht es hinaus in die sengende Sonne zu einem Rundgang. Erste Station ist die U-Halle, die von 21.000 auf rund 11.000 Quadratmeter reduziert und auf ihr Stahl- und Betongerüst zurückgebaut wird. Durchlässige Strukturen bleiben zurück, die mit Kletterpflanzen, Gräsern und Wildblumen bepflanzt werden.
In der U-Halle soll dann ab 23. April 2023 ein Großteil der Veranstaltungen stattfinden, auch der Gastronomiebereich ist hier angesiedelt. Auf dem Dach entsteht mit rund 7000 Quadratmetern Mannheims größte Dachfotovoltaikanlage, die wesentlich zur Dekarbonisierung beitragen wird.
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Geywitz schaut sich interessiert um, die 46-Jährige kommt aus Potsdam, wo 2001 auch eine Bundesgartenschau auf einem Konversionsgelände stattfand. "Normalerweise wird bei Bugas immer viel gebaut, aber hier wird verwendet, was schon da ist", zeigt sie sich beeindruckt. "Und manches bauen wir nach der Buga sogar wieder zurück", fügt Schnellbach hinzu. Ob denn alles rechtzeitig fertig werde, will die Sozialdemokratin mit Blick auf die riesige Baustelle wissen. Davon gehen wir derzeit aus", so Schnellbach zuversichtlich.
Mehr als 62 Prozent der ehemaligen Militärfläche wurden entsiegelt und begrünt. Als Teil des Grünzugs Nordost verbessere das Areal die Klimatisierung und Frischluftversorgung Mannheims, erklärt Schnellbach. Dieser Aspekt lässt Klara Geywitz aufhorchen: "Hitze wird immer mehr ein Thema, das man auch bei der Stadtentwicklung berücksichtigen muss", betont sie. "Frischluftschneisen gewinnen an Bedeutung." Vom Neckar bis zum Quartier Franklin in Käfertal werde der Grünzug reichen, so Eisenhauer.

Der Klimaresilienz habe man bei der Planung der Wohnbebauung auf Spinelli Rechnung getragen, versichert Achim Judt von der Entwicklungsgesellschaft MWSP. Am Rand des Buga-Geländes entsteht ein nachhaltiges Modellquartier für rund 4000 Bewohner. Die ersten Gebäude sind bereits in die Höhe gezogen, zur Eröffnung der Buga sollen die ersten Mieter eingezogen sein. Der zentrale Quartiersplatz, der künftige Chisinauer Platz, ist als grüne – und damit kühlende – Mitte konzipiert, auf dem ein Stadtwald aus rund 50 klimaresistenten Bäumen wachsen wird.
Doch wie schafft man Abkühlung in einem dicht bebauten Gebiet wie der Neckarstadt-West? 60 Prozent der Gebäude sind Altbauten, weitere 30 Prozent entstanden vor 1977. "Hitze ist ein Thema", weiß Agnes Schönfelder, Geschäftsführerin der Klimaschutzagentur. Mit ihrem Team informiert sie die Bürger über die Vorteile von Fassaden- oder Dachbegrünung und die Nachteile von Schottergärten. Da könnten auch Mieter aktiv werden, betont sie und verweist auf den Wettbewerb "Grün statt Grau", bei dem eine Hausgemeinschaft gemeinsam einen Vorgarten angelegt habe.
Zudem kläre man die Quartierbewohner niederschwellig über Energiespar- und Klimaschutzmaßnahmen auf. Dazu wurde im Rahmen eines Kunstprojekts im Nationaltheater eine Musterwohnung entwickelt. Die will die Wohnungsbaugesellschaft GBG nun in einem ihrer Objekte realisieren.
Ein ganzes Gebäude energetisch sanieren kann jedoch nur der Eigentümer. Und an die sei mitunter schwer heranzukommen, so Schönfelder. Noch immer gebe es im Quartier viele "Problemimmobilien". Um der Stadtverwaltung mehr Handlungsspielraum einzuräumen, braucht sie das Vorkaufsrecht. Diese Botschaft geben die Verwaltungsvertreter der Ministerin mit auf den Weg.
Am Ende des Rundgangs zeigt Petar Drakul, der Referent des Oberbürgermeisters, den umgestalteten Neumarkt mit Rasenfläche, Spielplatz und Urban Gardening. In Planung ist derzeit die Umgestaltung des nahen Neckarvorlands. "Wasser in der Stadt gehört zur Lebensqualität", findet Geywitz. Darauf habe man in vergangenen Jahrzehnten bei der Stadtplanung zu wenig geachtet. "Wir müssen die Städte mit den Menschen entwickeln, nur dann klappt es."





