Mannheim

Buga ringt um die Kosten

Nach der Absage der Bundesgartenschau in Rostock wachsen auch in der Rhein-Neckar-Region die Zweifel. Am Eröffnungstermin soll aber nicht gerüttelt werden.

29.06.2022 UPDATE: 30.06.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 33 Sekunden
Eine Seilbahn wird das Buga-Gelände auf Spinelli mit dem Luisenpark verbinden.

Von Matthias Kros

Mannheim. Lieferengpässe, Materialmangel, Kostenexplosionen: Von Problemen wie diesen bleibt derzeit kaum ein Bauprojekt in Deutschland verschont. Auch die Bundesgartenschau (Buga), die im kommenden Jahr in Mannheim stattfinden soll, nicht. Einige Lieferanten meldeten angesichts steigender Kosten bereits Nachforderungen an, obwohl die Preise eigentlich schon ausgehandelt seien, berichtete Buga-Geschäftsführer Michael Schnellbach am Dienstagabend bei einer Veranstaltung des Clubs Kurpfälzer Wirtschaftsjournalisten in Mannheim. Man müsse daher viele Gespräche führen, mindestens zwei pro Woche. Manchmal komme dabei auch eine kleinere Lösung heraus als ursprünglich gedacht. "Wenn wir zum Beispiel fünf Spielgerüste geplant hatten, werden daraus vielleicht nur noch drei und ein kleineres", so Schnellbach. An Budget oder Zeitplan werde aber nicht gerüttelt.

Erneute Zweifel daran waren nach der Absage der Bundesgartenschau 2025 in Rostock wegen "unkalkulierbarer Mehrkosten" in der vergangenen Woche aufgekommen. Schnellbach wollte das aber nicht überbewerten: Anders als Rostock habe man in Mannheim den Vorteil, dass die Aufträge für die großen Investitionen schon vor längerer Zeit vergeben worden seien, sagte der Geschäftsführer. Optimistisch stimme ihn auch, dass unter den Zulieferern zahlreiche Betriebe aus der Region seien. "Die sind mit entsprechendem Herzblut bei der Sache". Gerade für Landschaftsbauer bedeuteten die Aufträge oft Prestigeprojekte. Sorgen bereiten Schnellbach dagegen die explodierenden Energiepreise. Angesichts mehrerer Hundert Aushilfen, die man für die Vorbereitung brauche, werde man zudem den im Oktober deutlich steigenden Mindestlohn zu spüren bekommen.

Schnellbach bleibt aber überzeugt davon, dass die Eröffnung in Mannheim wie geplant am 14. April 2023 über die Bühne gehen kann. Auch am so genannten "Durchführungsbudget" von 53 Millionen Euro werde aktuell nicht gerüttelt. Nach wie vor gehe man davon aus, dass die Stadt Mannheim, der zwei Drittel an der Bundesgartenschau-Gesellschaft für 2023 gehören, am Ende zwischen sechs und acht Millionen Euro zuschießen muss.

Die sogenannte U-Halle auf dem Spinelli-Gelände soll bei der Bundesgartenschauen unter anderem für Blumenschauen und Gastronomie genutzt werden. Foto: Buga Mannheim

Der übrigen Kosten sollen hauptsächlich über Eintrittsgelder finanziert werden. Der Geschäftsführer rechnet mit rund 2,1 Millionen Besuchern, Tageskarten kosten 28 Euro, Kinder unter 14 Jahren müssen nichts bezahlen. Jahreskarten schlagen mit 145 Euro zu Buche (im Vorverkauf: 130 Euro). Dabei sei die Besucherzahl relativ konservativ geschätzt, weiß Schnellbach. Immerhin wird Mannheim mit über 100 Hektar Fläche auf dem Gelände des Konversionsareals Spinelli und dem bestehenden Luisenpark eine der größten Bundesgartenschauen sein, die es je gegeben hat. Und die Buga in Heilbronn vor vier Jahren, die deutlich kleiner konzipiert war, zählte bekanntlich rund 2,3 Millionen Besucher. "Wenn es am Ende drei Millionen Besucher in Mannheim werden, freuen wir uns", gab Schnellbach als inoffizielles Ziel aus.

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Einen Teil zu den Kosten werden darüber hinaus Sponsoren übernehmen. Die Buga biete Partnerschaften ab einem Einsatz von 75.000 Euro an, erklärte der Geschäftsführer. Dafür erhielten die Unternehmen mitunter auf dem Buga-Gelände eigene Veranstaltungsflächen für Firmen- oder Kundenevents. Bis jetzt seien über die Sponsoring-Partnerschaften mehr als vier Millionen Euro zusammengekommen. "Damit sind wir sehr zufrieden", sagte Schnellbach. Ursprünglich habe man nur mit rund zwei Millionen Euro kalkuliert.

Der Geschäftsführer warnte am Dienstagabend aber davor, die Buga nur unter Kostenaspekten zu sehen. Mit ihren Leitthemen Umwelt, Energie, Klima und Nahrungssicherung verstehe sie sich als Experimentierfeld und gebe der Region eine tolle Möglichkeit, sich einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Für die regionale Wirtschaft wirke die Gartenschau zudem wie ein Konjunkturpaket. "Insgesamt gehen wir im Zusammenhang mit der Buga von einem Auftragsvolumen von 150 Millionen Euro aus, von denen zwei Drittel in der Region verbleiben", sagte Schnellbach. Profitieren würden verschiedenste Branchen – "angefangen von der regionalen Bauwirtschaft, der grünen Branche und dem Handwerk über die Tourismusbranche, den Einzelhandel, das Hotel- und Gaststättengewerbe bis hin zu Kulturveranstaltern, Künstlern und Musikern". Schnellbach hofft auf 170.000 Besucher, die zwei Tage auf der Blumenschau verbringen und in der Region übernachten. Das wären zehn Mal so viele wie bei der Buga in Heilbronn 2019.

Zudem solle die Buga in Mannheim nachhaltig sein und nach dem Ende im Oktober zu einem Naherholungsgebiet "ohne Zäune" werden, so Schnellbach. Auch die 2023 Bäume, die auf dem Areal bereits gepflanzt wurden, sollen nicht wieder in die Baumschulen zurückgebracht, sondern als Beitrag für ein besseres Klima in der Stadt verteilt werden.

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