Plus Landfrauen Heidelberg/Sinsheim

Kreisverband sucht neue Wege, um die Ortsvereine zu beleben

Die Landfrauen gibt es in allen Berufen "von A wie Ärztin bis Z wie Zugführerin".

18.04.2023 UPDATE: 18.04.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 5 Sekunden
Vorträge, geselliges Beisammensein und viele interessante Gespräche: Die Gäste kamen beim Landfrauenfrühstück auf ihre Kosten. Foto: heb

Von Sabine Hebbelmann

Heidelberg/Rhein-Neckar. Sie wehren sich gegen ihr verstaubtes Image und zeigen sich quicklebendig. "Landfrauen sind innovativ, engagiert und flexibel", legt sich Christiane Brenner ins Zeug. Für das dreiköpfige Vorstandsteam begrüßte sie rund 200 Frauen im Wirtshaus Pfisterer in Heidelberg zum Landfrauen-Frühstück der Kreislandfrauen Heidelberg-Sinsheim.

Eine Landwirtschaft betreiben, Socken stricken, Kuchen backen, den Garten betreuen, Feste organisieren, den Haushalt führen – all das seien Aspekte, die zum Landfrausein gehören können, sagte sie und setzte ausdrücklich hinzu: "… aber nicht müssen." Denn Landfrauen gebe es in allen Berufen "von A wie Ärztin bis Z wie Zugführerin".

Nach der Corona-Zwangspause will der Kreisverband die Mitglieder wieder aktivieren und neue gewinnen. Mit dem Frühstück am Samstag sollten auch Frauen angesprochen werden, die berufstätig sind. Das lockere Format im ländlichen Ambiente kam bei den anwesenden Vorstandsfrauen und Mitgliedern gut an. Über Aktivitäten und Angebote des Landfrauenverbands Württemberg-Baden informierte Marie-Luise Linckh, die für eine Teilnahme an der Verbandsversammlung in Stuttgart am 13. Mai warb. Bildung in Gemeinschaft stärke Frauen auf dem Land, sagte sie und legte den Ortsvereinen die Bildungsreferentinnen des Landesverbands ans Herz. Leitthema ist die Digitalisierung mit dem diesjährigen Motto: "Total digital! Total menschlich?".

Daneben gibt es eine große Auswahl an Angeboten, von "Botschafterin für Agrarprodukte aus der Region" über besseres Zeitmanagement und wertschätzende Kommunikation bis hin zu Schulungen für die Kommunalwahl im kommenden Jahr. Linckh wies auch auf die Möglichkeit hin, sich in Kooperation mit dem schwäbischen Turnerbund zur Übungsleiterin für Gymnastikkurse ausbilden zu lassen. Sie erinnerte an das Bildungszeitgesetz, wonach Berufstätige für Weiterbildungsveranstaltungen fünf Tage in Anspruch nehmen können.

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Referentin Rita Reichenbach-Lachemann ging kurz auf die Geschichte ein. Vorläufer der Landfrauenbewegung waren die landwirtschaftlichen Hausfrauenvereine. 1947 gründete Marie-Luise Gräfin Leutrum zu Ertingen einen eigenständigen Landfrauenverband Württemberg-Baden und legte damit die Basis für den Deutschen Landfrauenverband. Ziel war, die Lebensbedingungen für Frauen auf dem Land zu verbessern. "Der Name klingt heute verstaubt, damals war er ungemein fortschrittlich", bemerkte die Referentin.

Organisiert sind im Landesverband rund 50.000 Frauen in über 24 Kreisverbänden und 610 Ortsvereinen. "Wir nehmen auch politisch Einfluss, fordern gleichen Lohn für gleiche Arbeit, eine passende Hebammenversorgung, die angemessene Bezahlung von Pflegekräften und weitere Verbesserungen bei der Mütterrente", betonte sie. Die Ortsvereine sollen sich an den Interessen und Bedürfnissen der Mitglieder orientieren, riet sie und warb für Vielfalt: "Die einen wünschen einen Mundharmonikakurs, die anderen wollen Spanisch lernen, und eine Gruppe will schon lange nach Cornwall reisen."

Den Ortsvereinen empfahl sie, sich untereinander und auch mit anderen Organisationen zu vernetzen und die Vorstandsarbeit auf mehr Schultern zu verteilen. "Ermöglichen Sie Mitarbeit auf Zeit und rechtzeitige Wechsel", riet sie.

Vereine sind die beste Vorbeugung gegen Vereinsamung, sagte sie und betonte das menschliche Netzwerk: "Alles wirkliche Leben ist Begegnung." Die angeregten Gespräche während des Frühstücks gaben ihr recht. Es sei wichtig, dass man sich kennt und füreinander Interesse zeigt, betonte sie und löste Heiterkeit aus mit der beispielhaften Frage: "Wie geht es Dir, wenn Dein Mann in Ruhestand geht?"

Mitglied Andrea Edinger verriet, wie sie selbst zur engagierten "Landfrau" wurde. Ihre Sitznachbarin Waltraud Bender, die den Ortsverein Eschelbach 1979 mitgründete, hatte gezielt junge Frauen angesprochen. Die Themen im Verein drehen sich um gesunde Ernährung, Ortsgeschichte, Kultur – das tägliche Leben eben.

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