Wiesloch

Mit Geduld und Übung gelingt die Naturseife

Ein Erfahrungsbericht von Sabine Sommer aus Dielheim bei den Baiertaler Landfrauen.

07.04.2023 UPDATE: 07.04.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 39 Sekunden
Einblicke ins Seifensieden gab Sabine Sommer aus Dielheim in ihrem Vortrag bei den Baiertaler Landfrauen. Muster und Marmorierungen bilden sich beim Heranreifen der Seifen. Fotos: Lisa Wieser

Von Lisa Wieser

Baiertal. Man sieht sie auf Handwerker- und Biomärkten, in Ökoläden oder bei Seifenmanufakturen, allesamt schön verpackt, mit Reliefdrucken, marmorierten Mustern und in wunderbaren Düften. Doch wie werden Naturseifen hergestellt, aus welchen Zutaten bestehen sie und vor allem: Kann man auch selbst Naturseifen sieden und auf was muss man dabei achten?

Die Landfrauen aus Baiertal wollten es genauer wissen und hatten im Bürgerhaus den Vortrag "Seife sieden – Hobby und Handwerk: ein Erfahrungsbericht" eingeladen, bei dem die Naturseifenexpertin Sabine Sommer aus Dielheim praxisnahe Einblicke in die Herstellung von Seifen in ihrer Manufaktur gab. Zur sinnlichen Einstimmung ließ sie Körbe mit Seifen durch die voll besetzten Reihen gehen: Lavendel-Wildrose, Avocado-Alge, heilende Mandelmilch, Sanddorn-Orange und Zedern-Aktivkohle. Allesamt vegan, aus Naturbestandteilen, ohne synthetische Farb- und Duftstoffe und palmölfrei.

Schon lange war Sabine Sommers Interesse an Naturseifen und deren Herstellung groß. Sie informierte sich, las sich gründlich ein und begann selbst mit dem Seifensieden. An Grundausstattung brachte sie zum Vortag mit, was für das Seifensieden notwendig ist – und was man in der Regel schon in der Küche hat: Topf, Messbecher, Waage, Mixstab, ein kleines Sieb, eine Feinwaage zum Abwiegen von ätherischen Ölen, Düften und Kräutern, Silikonformen, Schutzhandschuhe, eine Schutzbrille und, ganz wichtig, ein Thermometer.

An Zutaten braucht man Lauge, destilliertes Wasser, stabilisierende Fette wie Bratöle, Rizinusöl, ätherische Öle und Kräuter aus dem Garten. Das Tragen von Handschuhen und Schutzbrille, Genauigkeit und Sauberkeit sind oberste Voraussetzungen. Zuerst wird die Lauge in Wasser angerührt. Sie erwärmt sich von selbst auf 80 Grad, wegen der Dämpfe sollte am offenen Fenster gearbeitet werden. Danach die Lauge abkühlen lassen.

Zu jeder Seife gehört Fett. Das lässt man in einem Topf mit Rizinusöl schmelzen, verrührt es gut und lässt es auf 35 bis 40 Grad erwärmen. "Danach wird es mit der abgekühlten Lauge mit dem Mixstab vermischt, mit fein abgewogenen Gewürzen oder ätherischen Ölen veredelt und in Silokonformen gegossen. Darin reift das Ganze mit Handtüchern abgedeckt für zwei Tage", erklärte Sabine Sommer.

Anschließend werden die Seifenblöcke mit Handschuhen aus den Formen genommen und an einen ruhigen Platz gelegt, an dem sie sechs Wochen reifen können. Danach werden die Blöcke in Seifenstücke geschnitten, verpackt und etikettiert. Eine Zuhörerin wollten wissen, wie Marmorierung und Farbschattierungen in den Seifen entstehen: Sabine Sommer erklärte, dass die Muster in einem natürlichen Prozess während der Reifung durch die Naturöle entstehen.

Und worin besteht der Unterschied zwischen industriell gefertigten Seifen und Naturseifen? "Industrieseifen werden in großen Kesseln als Grundseifen gekocht. Je nach Seifenart kommen synthetische Duft- und Farbstoffe dazu. Und damit die Masse homogen wird, wird sie mehrfach gewalzt, bevor sie mit Emulgatoren, synthetischen Härtern und weiteren synthetischen Bestandteilen in Formen gegossen werden. Flüssigseifen sind deshalb so überproportional im Handel, weil sie billig hergestellt werden. Sie waschen den Schmutz ab, pflegen aber nicht", erklärte Sommer.

Sie habe sehr lange experimentiert, bis sie Seifensieden als Handwerk beherrschte und die Naturseifen so wurden, wie sie sein sollen, sagte die Referentin. "Praktische Erfahrungswerte sind notwendig, oft fängt man von vorne an. Doch das Gute ist, dass sich Seifen, die nicht gelungen sind, wieder einschmelzen lassen. Die Neugier treibt immer wieder an und die Freude ist groß, wenn es klappt. Es ist aufregend", sagte sie.

Gute Naturseifen erkennt man ihr zufolge daran, wie gut sie in der Hand liegen, dass sie nicht glitschig sind, wenn sie natürlich gut oder neutral dufte, und vor allem reinigen und pflegen. Bevor eine Naturseife verkauft werden darf, muss sie mit der Angabe von allen Zutaten nach der EU-Kosmetikverordnung geprüft und mit einem Sicherheitszertifikat genehmigt werden. Ebenso wichtig ist, dass die "Seifenküche" sauber ist.

Die Landfrauen wollten unter anderem wissen, wie lange eine Naturseife hält? " Etwa zwei Jahre, manche sogar bis zu vier Jahre." Und wie lässt sie sich bis zum letzten Rest verwenden? "Die Naturseife, auch Reste, einfach in ein Sisalsäckchen mit Kordel packen. Dadurch wird alles verbraucht und die Seife schäumt auch besser auf." Und noch ein Tipp von Sabine Sommer: "Haarseifen pflegen und machen schöne Haare. Um Seifenreste und den Kalk im Wasser zu entfernen, nimmt man einfach zwei Esslöffel Apfelessig auf einen Liter Wasser und spült zum Schluss die Haare damit."

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