Hockenheim

Hausmeister lassen besondere Umsicht walten

Müll birgt Ansteckungsgefahr - Nicht einfach ins Home-Office

19.04.2020 UPDATE: 20.04.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 35 Sekunden
Hausmeisterservice-Mitarbeiter Manfred Janosch beim Rasenmähen. Er mischt sich sein eigenes Desinfektionsmittel zusammen. Foto: Lenhardt

Von Harald Berlinghof

Hockenheim. "Wir arbeiten in Zweierteams. Sitzen also auch zu zweit gemeinsam im Auto. Da muss man sich auf den Arbeitskollegen 100-prozentig verlassen können. Auch in Bezug darauf, was der in seiner Freizeit macht, um eine Infektion zu vermeiden", erklärt Manfred Janosch, Mitarbeiter des Hockenheimer Hausmeisterdiensts Sauter. Wer körperliche Arbeiten verrichtet, der kann nicht einfach ins Homeoffice, sondern macht vor Ort seinen Job.

Glühbirnen müssen trotz Coronakrise gewechselt, Treppenhäuser gereinigt und Mülltonnen ins Freie gestellt werden. "Einzig die Wartung und Überprüfung von Rauchmeldern in den Wohnungen wird auf einen späteren Zeitpunkt verschoben", erklärt Michael Sauter, Mitinhaber der 1993 gegründeten Hockenheimer Firma. Bei 9000 Rauchmeldern, die die Firma in der gesamten Metropolregion Rhein-Neckar in zahlreichen Großobjekten mit bis zu 180 Wohneinheiten wartet, ist das keine Kleinigkeit. "Das müssen wir dann eben irgendwann wieder aufholen", erklärt er.

Man habe die Mitarbeiter in zwei große Gruppen getrennt, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren. Auch damit im Fall der Fälle nicht gleich die komplette Mannschaft in Quarantäne geschickt wird. Eine Hälfte der Mitarbeiter darf die Bürogebäude gar nicht betreten. Die Zweiertrupps erhalten ihre üblichen Wochenaufträge und mögliche Spezialaufträge elektronisch. So weit, dass man Schutzanzüge trägt, Gesichtsmasken umbindet oder gar Desinfektionsmittel im großen Stil verspritzt, geht es allerdings nicht.

Besonders problematisch ist der Umgang mit den Mülltonnen. Der Hausmeisterdienst hat für viele große Wohneinheiten den Auftrag, die Mülltonnen für den AVR bereitzustellen. Wenn dann die Deckel der Mülltonnen nicht ganz schließen, weil sie zu voll sind, dann besteht die Gefahr einer Infektion. Abfall fällt raus oder wird von Tieren heraus gezerrt. "Wir tragen deshalb alle Handschuhe, die auch in kurzen Intervallen gewechselt werden", erklärt Mitarbeiter Janosch.

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Auch die Hände werden stündlich desinfiziert. Dafür hat Janosch sein eigenes Rezept, das er aus Mitteln aus dem Baumarkt zusammen mischt. Und um eins bittet der "rollende Hausmeister": Infizierte Menschen, die sich in Quarantäne befinden, sollen ihren Müll, der üblicherweise in die Wertstofftonne wandert, in verknoteten Kunststoffbeuteln in die Reststofftonne werfen. Weil dieser Müll verbrannt und so auch das Virus vernichtet wird.

"Wir werden derzeit öfter angesprochen, und die Menschen danken uns, dass wir trotz allem unsere Hausmeisterarbeiten weiterhin erledigen", erzählt Janosch weiter. Das tue den Mitarbeitern gut – zu hören, dass man gebraucht wird. "Auch bei uns im Büro kommen keine Beschwerdeanrufe an, obwohl die Leute ja jetzt oft zu Hause sind und eigentlich Zeit hätten zum Hörer zu greifen", erläutert Michael Sauter.

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