Ulrich Fischer ist tot
Der ehemalige Landesbischof von Baden ist am Mittwochabend im Alter von 71 Jahren gestorben.

Von Diana Deutsch
Heidelberg. Seinen letzten öffentlichen Auftritt hatte er vor knapp vier Wochen in der Heidelberger Heiliggeistkirche. Altbischof Ulrich Fischer war gekommen, um am Festgottesdienst zum 50. Todestag von Hermann Maas teilzunehmen. "Maas ist immer mein Vorbild gewesen", erzählte Fischer noch. Der Altbischof saß im Rollstuhl. Am liebsten, das war offensichtlich, hätte er all die vielen Menschen umarmt, die kamen, ihn zu begrüßen. Ja, sagte Fischer, als sei es das Selbstverständlichste von der Welt, er habe einen Hirntumor. Unheilbar. "Ich bin austherapiert, aber voller Hoffnung auf das, was kommt." Am Mittwochabend ist Ulrich Fischer gestorben. Er wurde 71 Jahre alt.
16 Jahre lang, von 1998 bis 2014, stand Fischer an der Spitze der Badischen Landeskirche. Er war Mitglied im Rat der EKD, saß dem Präsidium der Union Evangelischer Kirchen vor und fungierte als "EKD-Medienbischof". Er erzählte gern, lachte gern, fand aber auch deutliche Worte, wenn es galt, einen Missstand anzuprangern. Zivilcourage war für ihn Christenpflicht.
Am 11. Februar 1949 wurde Ulrich Fischer in Lüneburg geboren. Er hat in Göttingen und Heidelberg Theologie studiert und hier auch promoviert. In Sandhausen stand er als Lehrvikar erstmals auf der Kanzel. Unvergessen sind die zehn Jahre von 1979 bis 1989, in denen Ulrich Fischer als Pfarrer in Heidelberg-Kirchheim wirkte. Es war eine lebendige und durchaus auch politische Zeit. 1989 wurde Fischer badischer Landesjugendpfarrer. Zurück nach Norddeutschland hat es ihn nie gezogen. Dazu schätzte er das milde Klima und die Liberalität in Baden viel zu sehr.
Womit man bei der Ökumene wäre. In Baden gibt es etwa so viele Protestanten wie Katholiken. Das ist einzigartig in Deutschland. Als Landesbischof hat Fischer diese selbstverständliche Ökumene genossen. Zumal als sein katholisches Gegenüber, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, auch noch zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gewählt wurde. Sie waren ein ungleiches Paar. Aber sie haben sich gut verstanden und vortrefflich ergänzt.
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Fischers große Stärke sei der direkte Draht zu den Menschen, Jungen wie Alten, Zweifelnden wie Glaubenden, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann, als er Ulrich Fischer in seinen Beirat für nachhaltige Entwicklung berief. Zuvor hatte Fischer schon in der Ethik-Kommission der Bundesregierung zur sicheren Energieversorgung mitgewirkt.
1996 die Wahl zum Dekan von Mannheim: eine völlig neue Welt. Arbeitslosigkeit, Migration, Islam und ein hoch verschuldeter Kirchenbezirk. "Ich habe diese Stadt nicht auf den ersten Blick geliebt", gestand Fischer. Aber er habe den "Charme des Verschiedenen" schätzen gelernt. Umso erstaunter war Fischer, als nach nur zwei Jahren in Mannheim gefragt wurde, ob er nicht für das Amt des Landesbischofs kandidieren wolle. Fischer war zunächst nicht begeistert. Doch hat er es später stets als "Privileg" bezeichnet, Bischof zu sein.
Sein Herz schlug zeitlebens auch für die Posaunenchöre. Er, der selbst leidenschaftlich gern spielte, war Vorsitzender des Dachverbandes evangelischer Blechbläser. Die einzige Funktion, die er beibehalten hat, als er 2014 in den Ruhestand ging. Fischer hat sich gefreut auf seine Jahre als Pensionär. Schließlich wusste er eine große Familie um sich.
Brigitte und Ulrich Fischer lebten mit einer ihrer drei Töchter und drei von fünf Enkeln auf einem Reiterhof am Rand von Neulußheim. Es ist ein ökologisch angelegtes Paradies. Als die RNZ Ulrich Fischer in seinem letzten Interview als Bischof fragte, welche Ziele er noch verfolge, lautete die Antwort: "Ich möchte richtig Traktor fahren lernen." Das hat er geschafft. "Es ist gar nicht so schwer, wie ich gedacht habe", berichtete Fischer in der Heiliggeistkirche mit seinem großen Lächeln. "Jeder sollte es mal probieren."