Heidelberg/Mannheim

Jetzt wird es ernst beim Klinikverbund

Die beiden Städte reichen gemeinsam Anträge beim Bundeskartellamt ein.

15.02.2024 UPDATE: 15.02.2024 06:00 Uhr 1 Minute, 57 Sekunden
Die Heidelberger Uniklinik soll als Mehrheitsgesellschafter am Standort Mannheim einsteigen. Foto: zg

Von Alexander Albrecht

Heidelberg/Mannheim. In spätestens fünf Monaten soll Klarheit herrschen. So lange dauere es, bis das Bundeskartellamt die jetzt eingereichten Anträge der Universitätsklinika Heidelberg und Mannheim für einen Verbund geprüft habe, sagte Landesgesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) am Mittwoch laut einer Mitteilung.

Eigentlich hatten sich die Verantwortlichen beider Häuser noch mehr gewünscht, als sie Anfang Oktober 2020 den Kick-off gaben. Für eine Fusion und eine "Charité am Neckar". Doch auf die anfängliche Euphorie folgte die Ernüchterung. Quälend lange Monate des Wartens auf ein Signal aus Stuttgart und umfangreiche wirtschaftliche Prüfverfahren. Schließlich legten sich Ministerpräsident Winfried Kretschmann und sein Parteifreund Lucha endgültig quer.

Gestorben ist das Projekt zwar nicht, aber auf unbestimmte Zeit verschoben. Stattdessen favorisiert das Land einen engen Verbund. Das Konzept: Beide Krankenhäuser sollen auf medizinischer, wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Ebene intensiv zusammenarbeiten, ohne ihr eigenständiges Profil zu verlieren.

Die Heidelberger Uniklinik steigt als Mehrheitsgesellschafterin in die Mannheimer Klinikum GmbH ein und übernimmt in dem Mutter-Tochter-Modell die "strategische Führung". Um die zwei Standorte ist bereits eine "Health + Life Science Alliance" mit der Uni Heidelberg und vier international renommierten Forschungseinrichtungen gegründet worden: dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), dem Europäischen Molekularbiologie-Laboratorium (EMBL) und dem Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung in Heidelberg sowie dem Mannheimer Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI).

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Die Anträge basierten auf "detaillierten Marktanalysen der Marktsituation" in der Metropolregion und darüber hinaus, erklärte Lucha und schob ein Bekenntnis hinterher, das sich das Führungspersonal der Kliniken – so oder so ähnlich – lange ersehnt hatte: "Es werden zahlreiche Hinweise aufgeführt, wie der Verbund Qualität und Leistungsfähigkeit der Krankenversorgung stärken und damit den Bürgerinnen und Bürgern konkret nutzen kann."

Gemeinsames Ziel müsse die bedarfsgerechte und qualitativ hochwertige Versorgung der Patienten sein. Ähnlich äußerte sich mit Wissenschaftsministerin Petra Olschowski eine weitere Grünen-Politikerin aus dem Landeskabinett. Der Heidelberger Klinikumschef, Prof. Ingo Autenrieth, zeigte sich in einer Stellungnahme optimistisch, dass die Kartellrechtler den Plänen zustimmen werden. Alle bisherigen Gutachten hätten die medizinische und wirtschaftliche Sinnhaftigkeit eines Verbunds bescheinigt.

Für die Patienten und die Mitarbeiter in Heidelberg und Mannheim, aber auch für die Metropolregion könnten aus der Kooperation große Potenziale und langfristig attraktive Perspektiven erwachsen. Daran werde man in den nächsten Monaten gemeinsam weiterarbeiten, versprach Autenrieth.

Er bewegt sich damit auf einer Linie mit Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Uniklinik in der Quadratestadt ist. Der CDU-Politiker hofft auf einen "Leuchtturm der Medizin". Und auch, auf finanzielle Unterstützung, was er in seiner Stellungnahme aber nicht ansprach.

Anders als im Fall des Uniklinikums Heidelberg bezahlt das Land in Mannheim nur die Lehre, für die Krankenversorgung des wirtschaftlich angeschlagenen Hauses muss die Stadt aufkommen. Seit Jahren bewilligt der Gemeinderat regelmäßig dicke Finanzspritzen, um den Betrieb am Laufen zu halten. Alleine für 2023 und 2024 rechnete Specht Mitte Oktober vergangenen Jahres mit einem Zuschuss von 51 Millionen Euro.

Die Finanznot des "Städtischen" hatte schon seinem Vorgänger Peter Kurz (SPD) Kummer bereitet. Dessen "Brandbrief" an Kretschmann gab den Anstoß, dass Vertreter der Standorte miteinander ins Gespräch kamen und gemeinsame Sache machten.

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