CDU-Fraktionen drängen auf Klinikfusion
Kommunalpolitiker aus Heidelberg und Mannheim erwarten Machtwort vom Ministerpräsidenten.

Rote Zahlen. Die Hoffnungen vom Jahresbeginn erfüllen sich nicht. Die Mannheimer Uniklinik schreibt tief rote Zahlen. Eine Folge des Hygieneskandals. Der Gemeinderat der Quadratestadt beschließt in einer Sitzung eine zusätzliche Finanzspritze von 58 Millionen Euro bis 2019 (5. Dezember). Archivfoto: Gerold
Von Alexander Albrecht
Mannheim. Nach wie vor prüft die Landesregierung eine Fusion der Universitätsklinika Heidelberg und Mannheim. "Ergebnisoffen", wie es heißt. Die zuständigen Minister verweisen auf einen komplizierten Prozess, der Zeit brauche. Die Heidelbergerin Theresia Bauer (Grüne; Wissenschaft) hat zuletzt aber in einem Interview den "Schwebezustand" als belastend für die Beteiligten genannt. Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz hoffte gegenüber der RNZ auf eine rasche Grundsatzentscheidung. Neben Bauer sprechen noch drei ihrer Parteifreunde ein gehöriges Wörtchen mit: die Minister Danyal Bayaz (Finanzen) und Manfred Lucha (Gesundheit) sowie Ministerpräsident Winfried Kretschmann.
Beim Regierungschef setzen die CDU-Fraktionen im Gemeinderat von Heidelberg und Mannheim in einem aktuellen Positionspapier an. Sie erwarten von Kretschmann, sich klar zur neuen Leitindustrie "Health and Life" am Standort Rhein-Neckar zu bekennen. Und verlangen von ihm und der Landesregierung, "kurzfristig" einen Fahrplan zur Umsetzung der Fusion aufzustellen. Darin sollen auch die notwendigen Investitionsmittel genannt sein.
Die wissenschaftliche Allianz soll nach dem Wunsch der Kommunalpolitiker im Haus von Theresia Bauer weiter entwickelt werden. Kretschmann müsse von seiner Richtlinienkompetenz Gebrauch, dem Wissenschafts- und dem Sozialministerium mit ihren "widerstreitenden" Interessen klare Vorgaben machen – für die Fusion und die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Landes, heißt es in dem am Freitag verbreiteten Papier.
Die CDU-Politiker untermauern ihre Forderungen mit vielen Argumenten. Die Universität Heidelberg sei bereits heute ein Leuchtturm in der Medizin und den Lebenswissenschaften. Die Fakultät Mannheim trage dazu in herausragender Weise bei. Neben den Universitäten gebe es in beiden Städten eine einzigartige Konzentration naturwissenschaftlicher und medizinischer Forschungsinstitute: das European Molecular Biology Laboratory (EMBL), das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ), das Max-Planck-Institut für medizinische Forschung und das Nationale Zentrum für Tumorerkrankungen in Heidelberg, das Zentralinstitut für seelische Gesundheit (ZI) oder das Fraunhofer-Institut für Medizintechnologie in Mannheim. Alle handelnden Personen in den Einrichtungen betonten, dass die Zusammenarbeit verbessert und intensiviert werden müsse, schreiben die CDU-Politiker.
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Voraussetzung für den Erfolg der Allianz sei die Fusion der beiden Universitätskliniken und der zwei Fakultäten. "Nur so entsteht eine Wissenschaftseinrichtung, die auf internationalem Niveau mithält beziehungsweise sogar den Takt angeben kann." Mit Sorge beobachten die Christdemokraten, "dass sich momentan die Life-Science-Standorte Berlin und München schnell nach vorne entwickeln". Baden-Württemberg drohe hingegen den Anschluss zu verpassen.
Das sei eine der Ursachen gewesen, warum sich die Universitäten und Unikliniken Heidelberg und Mannheim sowie das Land 2020 auf den Weg gemacht hätten, einen Klinik- und Wissenschaftsstandort von Weltniveau zu schaffen. Die Regierung in Stuttgart sei jetzt gefordert, den Prozess erfolgreich zu beenden, fordern die CDU-Fraktionen.



