Hamsterschutz

Kein Fußballtempel im Mannheimer Bösfeld

Der Stadt zufolge ist der Standort rechtlich nicht zulässig. Der Bau neben der SAP-Arena würde den Lebensraum der bedrohten Tierart zerstören.

24.11.2021 UPDATE: 25.11.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 35 Sekunden
Ein Feldhamster befindet sich im Zoo in einer Aufzuchtanlage für Feldhamster in einem Käfig. Foto: Uwe Anspach/dpa

Von Alexander Albrecht

Mannheim. Aus der Traum vom neuen Fußballtempel auf dem Bösfeld neben der SAP-Arena. Die Stadt hält den Standort für rechtlich nicht zulässig. Das teilte Katharina Rensing, die Leiterin des Fachbereichs Klima, Natur und Umwelt, im Ausschuss für Freizeit und Sport dem Gemeinderat mit. Danach würde der Bau eines Stadions den Lebensraum des Feldhamsters zerstören, einer europäisch und durch ein Bundesgesetz streng geschützten Tierart. "Wir dürfen von diesen Vorgaben nicht abweichen", machte Rensing klar.

Sie führte noch zwei weitere Argumente ins Feld. Das Bösfeld sei erstens ein Kaltluftschutzgebiet, das innerstädtische Bereiche belüfte. Und zweitens würde eine Versiegelung zum Verlust hochwertiger Auenböden – Wiesen und Äcker – führen, auf denen regionale Lebensmittel und Nutzpflanzen angebaut werden, und die zugleich als Filter und Puffer für Schadstoffe dienten.

Symbolfoto: dpa

Aus diesem Grund konzentriert sich die Stadt auf das Carl-Benz-Stadion. Immerhin sind seit dem Aufstieg des SV Waldhof vier Millionen Euro investiert worden, um die Heimspielstätte der "Buwe" drittligatauglich zu machen. Unter anderem nahm die Stadt Geld für eine neue Rasenheizung sowie eine zweite Flutlichtanlage in die Hand.

Das reicht auf Sicht jedoch nicht aus. Vor allem dann, wenn der SV Waldhof in der Zweiten Liga spielt, was ja das erklärte Ziel des Traditionsclubs ist. Bis Jahresende soll ein von der Stadt in Auftrag gegebenes Gutachten vorliegen, das die Sanierungskosten beziffert, die für ein funktionstüchtiges Stadion in den nächsten 15 bis 20 Jahren anfallen.

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Uwe Kalliske, Fachbereichsleiter für Sport und Freizeit, sagte, dass das Catering künftig elektronisch statt mit Gas betrieben und die Flutlichtanlage erneuert werden müsse. Hanno Ehrbeck, Chef der Abteilung Geoinformation und Stadtplanung, kündigte bis Frühjahr ein weiteres Gutachten zur Lärmbelastung in Neuhermsheim an. Er brachte ins Spiel, "offene Ecken" am Carl-Benz-Stadion, etwa an der Gästetribüne, zu schließen.

Die Stadträte Holger Schmid (Mannheimer Liste) und Katharina Funck (CDU) überzeugte die Haltung der Stadt nicht. Sie halten den Standort des Carl-Benz-Stadions für falsch und hoben exemplarisch die bessere Anbindung des öffentlichen Nahverkehrs im Bösfeld hervor. Beide machten auch darauf aufmerksam, dass beim Bau der SAP-Arena Feldhamster auf Ausgleichsflächen umgesetzt worden seien.

Schmid fürchtete, dass die Stadt bei einer Sanierung einen hohen zweistelligen Millionenbetrag für ein altes Stadion aufbringen müsse. Gabriele Baier (Grüne) und Bernhard Boll (SPD) konterten, dass die Kommune sich nicht einfach über das Bundesnaturschutzgesetz hinwegsetzen könne. In Zeiten des Klimawandels, so Baier, solle man nicht weiter in die Fläche bauen und natürliche Ressourcen unangetastet lassen.

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