Stärkstes Gewitter der vergangenen Jahre über Heilbronn
Feuerwehren hatten mehr als 500 Einsätze - Gesamtschaden noch unklar

Autofahrer mussten nach dem schweren Unwetter am Samstagabend in Heilbronn mit überfluteten Straßen zurechtkommen. Das Starkregenereignis war eines der schlimmsten der letzten Jahrzehnte. Foto: Andreas Rosar/dpa
Heilbronn. (guz) Eines der extremsten Unwetter in Heilbronn seit Langem ist am Samstag über die Stadt und das angrenzende Landkreisgebiet hereingebrochen und hat erheblichen Schaden verursacht. Die Mannschaften von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk (THW) und Polizei waren im Dauereinsatz.
Gegen 19.45 Uhr hatte der Himmel seine Schleusen geöffnet und einen mit Hagel durchsetzten Gewitterregen über dem Stadtgebiet niedergehen lassen, wie er zuvor selten erlebt wurde.
Straßen wurden samt Autos überflutet, Firmengelände standen unter Wasser, die Keller zahlreicher Wohnungen liefen voll und die Kanalisation konnte die Wassermassen an vielen Stellen nicht aufnehmen und quoll über. Direkt durch das Unwetter Verletzte waren offenbar nicht zu beklagen.
Am Rathenauplatz kam es allerdings zu einem Verkehrsunfall mit zwei Verletzten, bei dem die Feuerwehr die Erstversorgung übernahm. Auf welchen Betrag sich die materiellen Schäden summieren, war gestern noch völlig unklar.
Dem Starkregen fielen auch das Konzert von Sarah Connor im Wertwiesenpark und das Klassik-Open-Air in der Heilbronner Innenstadt zum Opfer. Im Wertwiesenpark flüchteten rund 3500 Besucher oft klatschnass vom Gelände, beim Klassik-Open-Air brachten sich die Besucher in die Kilianskirche in Sicherheit, während die Musiker auf der überdachten Bühne ausharrten, um ihre wertvollen Instrumente nicht dem Wasser aussetzen zu müssen.
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Noch fast den gesamten Sonntag waren die Einsatzkräfte damit beschäftigt, die Folgen des Starkregenereignisses zu beseitigen, Keller auszupumpen und Straßen freizuräumen. Ein solches Unwetter habe er in Heilbronn noch nicht erlebt, sagte Eberhard Jochim, Kommandant der Heilbronner Berufsfeuerwehr.
Die Hauptamtlichen und ihre ehrenamtlichen Kollegen der Freiwilligen Feuerwehren hatten bis gestern deutlich mehr als 500 Einsätze zu meistern. Alleine im Stadtgebiet wurden der Integrierten Leitstelle bis 22 Uhr mehr als 400 Einsätze gemeldet. Im Landkreis Heilbronn waren es zu diesem Zeitpunkt 65 Einsätze.
Hinzu kamen weitere Meldungen nach Mitternacht und in den Morgenstunden des Sonntags, weil manche Hausbesitzer erst jetzt merkten, dass ihre Keller unter Wasser standen und ausgepumpt werden mussten. Besonders stark gefordert waren die Einsatzkräfte in der Innenstadt sowie in den Stadtteilen Horkheim und Sontheim.
Und auch Feuerwehr und Polizei blieben nicht verschont: In der Stadt stand die Hauptfeuerwache in der Beethovenstraße und ein Polizeirevier zeitweise unter Wasser.
Bereits im Vorfeld des Unwetters hatte die Leitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst die herannahenden Gewitterzellen an den Unwetterwarnsystemen beobachtet. Nachdem das Gewitter bedrohlich auf das Stadtgebiet zusteuerte, wurde Gesamtalarm für die Einsatzkräfte der Feuerwehr Heilbronn ausgelöst.

Viele Keller, Parkplätze und Tiefgaragen standen unter Wasser. Foto: FFW Heilbronn
"Dass diese Entscheidung absolut richtig war, zeigte sich schnell", so Jürgen Vogt, Sprecher der Heilbronner Berufsfeuerwehr. In kürzester Zeit seien dann bis zu 60 Liter Wasser pro Quadratmeter niedergegangen. Dazu kamen mancherorts etwa zwei Zentimeter große Hagelkörner.
Zahlreiche Keller, Tiefgaragen und sensible Bereiche von Firmen im gesamten Stadtgebiet liefen voll Wasser. Zu den Einsätzen wegen der Wassermassen kam noch ein Alarm wegen eines Blitzeinschlags in einen Kirchturm in Sontheim hinzu. Er stellte sich zwar als Fehlalarm heraus, band aber zunächst Einsatzkräfte, die dadurch an anderer Stelle fehlten.
Zudem mussten die Einsatzkräfte zu ausgelösten Brandmeldeanlagen in Sontheim und Heilbronn und zu verschiedenen Notfalltüröffnungen ausrücken, die meist im Zusammenhang mit dem Unwetter standen. Durch vergessenes Essen auf dem Herd kam es auch zu einer Rauchentwicklung in einem Haus in der Siebenbürgenstraße.
Zur Unterstützung wurden die Feuerwehren aus Neckarsulm, Bad Rappenau, Lauffen und Bad Friedrichshall angefordert - insgesamt 450 Einsatzkräfte.



