Auf den Straßen schwammen die Gullydeckel
Das Unwetter in der Nacht zum Freitag bescherte vor allem der Wieslocher Feuerwehr viele Einsätze – Auch Östringen war stark betroffen

Rund um Wiesloch-Walldorf. (rö/br) Das heftige Gewitter in der Nacht auf Freitag hat in den Gemeinden der Region ganz unterschiedliche Spuren hinterlassen: Während die Freiwillige Feuerwehr Wiesloch bis zum Freitagnachmittag 17 unwetterbedingte Einsätze zu bewältigen hatte und über Stunden hinweg unterwegs war, hieß es schon wenige Kilometer weiter: "Wir hatten nicht einen einzigen Einsatz", so der Walldorfer Feuerwehrkommandant Frank Eck, der sich freute, "mit einem blauen Auge" davongekommen zu sein.
Von ungestörter Nachtruhe konnte dagegen für die Wieslocher Feuerwehr keine Rede sein: Nachdem der Regen "sehr schnell und sehr heftig" auftrat, so der stellvertretende Abteilungskommandant Marco Friz, "hat das Geschäft für uns um 1.24 Uhr begonnen". Zu diesem Zeitpunkt war die Kanalisation an ihre Grenzen gekommen, die ersten Keller und Kellerwohnungen liefen mit Wasser oder Abwasser voll und auf einigen Straßen "schwammen" die Gullydeckel, die sich aus den Fassungen gelöst hatten. "Das mit den Gullys ist richtig gefährlich", sagte Friz im Gespräch mit der RNZ, dementsprechend machte sich die Feuerwehr umgehend daran, die Deckel wieder einzusetzen. Daneben waren Keller und auch eine Tiefgarage wieder leer zu pumpen, zudem mussten herunterhängende Äste entfernt werden. Betroffen war übrigens auch die RNZ: Der Ausfall der Telefonanlage in der Wieslocher Redaktion und Geschäftsstelle ließ sich am Freitag nicht beheben.
25 Feuerwehrleute waren mit fünf Fahrzeugen in der Kernstadt im Einsatz, aus den Stadtteilen kamen glücklicherweise keine Meldungen. Nachdem es zwischen 5 und 8 Uhr ein bisschen ruhiger wurde, gab es danach wieder zahlreiche Alarmierungen, weil die Bürger erst jetzt bemerkten, dass ihre Keller vollgelaufen waren. Und zusätzlich wurde die Wieslocher Wehr noch mit der Drehleiter und dem Tanklöschfahrzeug zur Unterstützung der Feuerwehr Dielheim bei einem vermeintlichen Zimmerbrand gerufen - wie sich unterwegs herausstellte, hatte ein Toastbrot in einem Toaster gebrannt und der Einsatz konnte abgebrochen werden.
Glimpflich kam Rauenberg davon: Laut Abteilungskommandant Julian Haupt musste sich die Feuerwehr lediglich um einen größeren Ast kümmern, der abgebrochen war; außerdem wurde die Abteilung Malschenberg zur überschwemmten Kreuzung B 3/K 4166 gerufen. "Nichts Weltbewegendes" hatte Gesamtkommandant Alexander Krotz für Mühlhausen zu melden, nur in Rettigheim sei "ein bisschen Wasser in zwei, drei Keller gelaufen, wir mussten nicht eingreifen". Mit einem Fahrzeug und sieben Mann war die Dielheimer Feuerwehr ausgerückt, um auf der K 4171 in Richtung Mühlhausen kurz hinter dem Waldspielplatz einen Baum zu entfernen. "Den hatten wir schnell von der Fahrbahn", berichtete Kommandant Günter Miksch.
"Wir hatten es im Griff", zeigte sich für den Abwasser- und Hochwasserschutzverband Wiesloch (AHW) Geschäftsführer Josef Zöllner gegenüber der RNZ zufrieden mit dem Verlauf der Nacht. Binnen einer halben Stunde habe es 26 Liter pro Quadratmeter geregnet, in Gauangelloch sogar 28 Liter. Dieses aus statistischer Sicht "zehnjährliche Hochwasser" hätten die Becken des AHW problemlos bewältigt. Allerdings müsse man doch froh sein, dass die Regenintensität nach ungefähr einer Dreiviertelstunde nachgelassen habe, sonst wäre es laut Zöllner an neuralgischen Punkten vielleicht kritisch geworden. Er beobachte mit Sorge, "dass die Starkregenereignisse immer häufiger kommen". Auch deshalb dürfe man mit den seit 2004 laufenden Anstrengungen im Hochwasserschutz nicht nachlassen. "Da brauchen wir auch die Unterstützung der Bevölkerung, wenn es um Grundstücke geht", so Zöllner mit Blick auf die kommenden Vorhaben. Wenn das neue Rückhaltebecken in Schatthausen wie geplant im Juli in Betrieb gehen kann, werde man massiv den nächsten Standort in Ochsenbach angehen - erst dann sei das Becken am Hohenhardter Hof wie vorgesehen entlastet.
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Noch schwerer wütete das Unwetter jenseits der Kreisgrenze, in Östringen, wo neben der Kernstadt auch die Stadtteile Odenheim und Tiefenbach betroffen waren. Stellenweise wurden im Stadtgebiet innerhalb von 25 Minuten Niederschläge von bis zu 49 Liter je Quadratmeter gemessen. Die Wassermassen rissen von den Feldfluren in den Hanglagen oberhalb der Siedlungsbereiche Pflanzenteile und erhebliche Mengen Schlamm mit sich und spülten ihre Fracht talwärts in die Ortsstraßen. Schwerer beeinträchtigt wurde das Odenheimer Siegfriedstadion, das auch Freitag zur Mittagszeit noch größtenteils unter Wasser stand. Die L 552 zwischen Zeutern und Odenheim blieb wegen notwendiger Reinigungsarbeiten über Stunden gesperrt. Bis zum Nachmittag waren die Einsatzkräfte der Feuerwehren ohne Unterbrechung mit dem Auspumpen von etlichen Dutzend vollgelaufener Keller sowie mit der Reinigung der vom Schlamm überspülten Straßen befasst.



