Naturfreunde für die Artenvielfalt und nachhaltigen Anbau
Der Drei-Zonen-Garten überdauert die Buga und bleibt erhalten.

Von Heike Warlich
Mannheim. Mit einem 623 Quadratmeter großen Garten haben sich die Naturfreunde der Metropolregion Rhein-Neckar von Beginn an im Spinelli-Park präsentiert. Ein ebenso einmaliges wie tolles Projekt, betonen die Vereinsmitglieder Doris Banspach und Thomas Jungbluth übereinstimmend. Klingt nach Abschied, ist es aber nicht wirklich. Denn der hinter der Hauptbühne rechts gelegene Drei-Zonen-Garten bleibt nach der Bundesgartenschau erhalten.
Auf den ersten Blick wurde das Areal von vielen Besuchern als naturnaher Garten wahrgenommen. Die Naturfreunde haben ihre Fläche jedoch als Drei-Zonen-Garten konzipiert. Dieser besteht aus Pufferzone, Hotspotzone und Ertragszone. Ziel ist ein Garten, der einen Beitrag zur Stärkung der einheimischen Artenvielfalt leistet und einen nachhaltigen Anbau von Nahrungsmitteln ohne Zufuhr externer Stoffe wie Dünger erlaubt.
Die Naturfreunde haben damit als einziger Umweltschutzverband auf die Aufforderung der Unteren Naturschutzbehörde reagiert, einen eigenen Beitrag zur Bundesgartenschau zu leisten. "Wir haben im Januar 2022 mit den Planungen begonnen und im September elf einheimische Wildgehölze wie Schwarzer Holunder oder Roter Hartriegel für die Pufferzone gepflanzt, die als Rückzugsraum und Nahrungsquelle für wild lebende Tiere dient", erzählt Thomas Jungbluth, der sich bei der Ortsgruppe Schriesheim als Leiter der Fachgruppe Umwelt engagiert.
Die Hotspotzone, eine Magerwiese mit vielen verschiedenen Wildblumen wie Moschusmalve, kriechendem Gipskraut oder Muskatellersalbei fördert die Artenvielfalt und liefert die Nährstoffe für die Ertragszone, in der Obst und Gemüse angebaut werden. "Eigentlich hätten wir mindestens ein Jahr mehr Vorlauf gebraucht. Aber dennoch sieht man, dass der Garten bereits funktioniert", sagt Jungbluth mit Blick auf Mauereidechsen und Grasfrösche, die sich bereits dort niedergelassen haben.
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Der Garten ist quasi aus dem Nichts entstanden. Ohne Geld, ohne Material. "Wir haben unsere eigenen Gärten geplündert und von Mitgliedern Pflanzen im Wert von circa 4000 Euro erhalten sowie zahlreiche Förderanträge geschrieben, unter anderem an die Beatrice- Nolte-Stiftung und die Stiftung Naturschutzfonds", so Jungbluth. Sehr geholfen habe, dass man den Aushub für das Augewässer zur Verfügung gestellt bekam, der nach Vorgabe der Unteren Naturschutzbehörde mit Sand gemischt zum Magerboden für ausschließlich heimische Pflanzen wurde.
Viel Arbeit, viel Aufwand, viel Koordinationsarbeit. "Doch mit Doris Banspach haben wir die beste Projektmanagerin der Welt gefunden", betont Jungbluth. Bei ihr seien alle Fäden zusammengelaufen. Die Mannheimerin arbeitete dabei ebenso ehrenamtlich wie die rund 15 Naturfreunde, die den Garten anlegten, sowie die 45 Helfer, die ihn während der Buga im Wechsel betreuten. "Diese Leute kam nicht nur aus Mannheim und dem Rhein-Neckar-Kreis, sondern aus Haßloch und Karlsruhe hierher, um uns zu unterstützen", berichtet Doris Banspach.
Neben Wildkräuterführungen oder dem "Leuchtabend", bei dem Jungbluth mit der LED-Lampe Falter anlockte, wurden auch Workshops angeboten. Somit musste auch das Honorar für Naturpädagogin Laura Fracella sichergestellt werden. Sie baute mit Kindern und Jugendlichen beispielsweise Nisthilfen für Wildbienen, Eidechsenburgen und Käferkeller. Die Schulklassen kamen reichlich, darunter viele Kinder ohne Garten, denen man die Zusammenhänge im Drei-Zonen-Garten erklären konnte. Oder wie ein Schlüssellochbeet funktioniert und warum dieses spezielle Hochbeet, in dem in der Mitte Kompost gesammelt und zum Verrotten aufgeschichtet wird, sich selbst mit Dünger versorgt.
"Für uns war an klar, dass, wenn wir es machen, der Garten bestehen bleiben muss", betont Jungbluth. Denn eine solch komplexe biologische Struktur benötigt Zeit. Daher werden sich die Naturfreunde mindestens fünf weitere Jahre darum kümmern und freuen sich über Helfer, die sich unter buga23@naturfreunde.de melden können. So ganz nebenbei wollen sie auch Werbung in eigener Sache machen. "Denn nur die Wenigsten wissen, dass man bei den Naturfreunden beispielsweise klettern, Kanu fahren, singen und musizieren kann, dass wir Touren, Ausbildungen und Camps anbieten und deutschlandweit Naturfreundehäuser haben", sagt Jungbluth.



