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Ein Hoch auf die Kurpfalz mit Chako Habekost

Habekost begeisterte Einheimische und Auswärtige auf der Spinelli-Bühne mit seinem Programm zur Bundesgartenschau.

23.06.2023 UPDATE: 23.06.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 15 Sekunden
Für Comedian Chako Habekost eine der glorreichsten Erfindungen neben dem Auto: das Dubbe-Glas. Foto: Gerold

Von Marco Partner

Mannheim. Die Bundesgartenschau soll die Region vereinen, aber auch nach außen strahlen. Und wer wäre als Dolmetscher für die Dialekte und Botschafter der (Kur-)Pfälzer Lebensart besser geeignet als der Linguist und Masterbabbler Chako Habekost? Zum "vorerst" letzten Mal, wie er mindestens ein halbes Dutzend Mal betont, präsentiert der 61-jährige Comedian auf der Hauptbühne sein einstündiges Programm "Bunde-Garte-Schau" – und bringt damit Einheimische wie weit gereiste Buga-Besucher zum Lachen, aber auch zum Nachdenken.

Für was steht die Metropolregion Rhein-Neckar? Sind die beiden Flüsse eher Verbindung oder Trennlinie zwischen Mannheim und Ludwigshafen, Baden und der Pfalz, Südhessen und Rheinhessen? Geht es nach dem in Vogelstang aufgewachsenen, zwischenzeitlich in London und Jamaika lebenden und heute in Bad Dürkheim heimisch gewordenen Mundartakrobaten, leben wir in einem Garten Eden. "Mit zwei Hügelketten, Schlössern, Domen und ganz verschiedenen Duftaromen, je nach Wind. Es ist alles vorhanden", so der schlaksige Kabarettist.

Schließlich kann die Region nicht nur vom Oden- bis zum Pfälzerwald mit Landschaften glänzen, sondern auch mit Erfindungen. Wie das Fahrrad, Spaghettieis, Geigerzähler, die Demokratie (bei einer Weinwanderung zum Hambacher Schloss), das mit nach innen gekehrten Saugknöpfen ausgestattete Wurstmarkt-Dubbeglas, die Indigo-Farbe für Jeans ("sonst würden wir alle in rosa Hosen rumlaufen") und natürlich das Auto.

"Gut, Carl Benz, kam eigentlich aus Karlsruhe, aber in Mannheim durfte er tüfteln. Laut, stinkt, passt!", hätten die Einheimischen gesagt. Und mit Bertha Benz gab es die erste Frau am Steuer gleich dazu. Wovor also verstecken? "Warum haben wir nicht die gesunde Selbstbewusstlosigkeit wie die Schwaben?", fragt Chako. "Sink big!", versenke die Großen, empfiehlt er und rät dazu, den Spieß herumzudrehen. "Die Toskana ist die Pfalz Italiens, mindestens."

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Was aber die Menschen in der Metropolregion wirklich und in ihrem tiefsten Herzen verbindet, ist die Sprache. "Ajooo", schallt es wie auf Befehl, und zwischen Dubbeglas und gigantischen Blumentöpfen buddelte der auch bei Temperaturen von über 30 Grad quietschfidele Comedian mit Genuss so manch knorrige Sprachwurzel aus den Grumbeer-Ackern hervor.

Hopp (Auf geht’s), Hä? (Wie bitte?), Gosch (Seien Sie bitte etwas leiser), All (haben wir leider nicht mehr), oder als Steigerung: All, all! Es sind die kurzen, knackigen Einsilber, die den Sprachwissenschaftler und einstigen Calypso-Sänger begeistern. Da wird die "Dutt" (Hochdeutsch: die Tragetasche) zum Mantra, das wie das indische Om (eigentlich auch eine Pfälzer Erfindung: "Om Dienstag hätt isch Zeit) von allen Besuchern laut ausgerufen wird, und die Chakren zum Klingen bringt.

Auch die "Außergewärtigen", die "Nicht-Eingeborenen", sind natürlich dazu eingeladen. Doch zumindest in den vorderen Reihen scheinen nicht viele Weitgereiste da zu sein. "Woinem" oder "Neckarau" wird bei der Frage nach ortsfremden Gästen gerufen, aber das zählt natürlich nicht. Einzig Margit aus Wismar in Mecklenburg-Vorpommern traut sich, die Hand zu heben, und bekommt nicht nur "metropolitanische" Mundart, sondern anlässlich der Bundesgartenschau auch ein Blumen-Gedicht serviert. "Was wär‘ des Lewe ohne Blume? Wie’n Froschkönig ohne Brunne. Ganz schee dumme. Muscht mol uff die Buga kumme", heißt es da.

Mit "Boogie Wonderland" von Earth, Wind & Fire schlägt der "Mister Wesch’wie’sch’mään" sogar eine passende Buga-Hymne vor, und wechselt bei der Zugabe vom Pfälzischen ins Englische. "You can have a Chinese tea house, but no sombrero", sagt er als fiktiver Mannheimer Stadtführer und erntet für seine kleine Stichelei zur Awo-Ballett-Debatte den größten Applaus. "Woll mär noch änner trinke?!", "Zuhaus hätt isch eh nur rumgelege", hört man danach die Besucher sagen. Und man lernt: Zumindest als Rentner und Buga-Dauerkarteninhaber lebt es sich gerade tatsächlich wie im Garten Eden, mitten in der Metropolregion.

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