Retter und Helfer zwischen der Blütenpracht (plus Fotogalerie)
Der "Blaulichttag" der Einsatzkräfte auf der Mannheimer Buga stieß auf große Resonanz und war ein Erlebnis für die ganze Familie.

Von Carsten Blaue
Mannheim. So ein Großaufgebot von Rettern und Helfern mit ihren Gerätschaften könnte normalerweise Besorgnis auslösen: Polizeireiter, Wasserwerfer, gleich 60 weitere Fahrzeuge von Polizei, Feuerwehr sowie Rettungs- und Hilfsdiensten, dann Spürhunde, Drohnen und sogar der riesige Röntgen-Lkw des Zolls. Dazu 700 Einsatzkräfte in Uniformen und Dienstkleidung. Und über allem kreist ein Polizeihubschrauber. Ganz schön was los hier. Doch alles ist entspannt an diesem sonnig-warmen Samstag auf dem Spinelli-Gelände der Mannheimer Buga. Denn es ist "Blaulichttag".
Zwischen Blütenpracht, Rettern und Helfern tummeln sich Familien mit Kindern. Die Kleinen suchen bei ihrer Rallye an Spielstationen einen "Räuber" auf der Buga oder fühlen sich am Steuer wie ein echter Polizist oder Feuerwehrmann. Die Großen interessieren sich eher fürs Technische oder sind damit beschäftigt, den stolzen Nachwuchs zu fotografieren. Oder sie staunen gemeinsam über die Vorführungen der Diensthunde oder die Simulation einer Unfallaufnahme im Zusammenspiel der Einsatzkräfte. Einen Tag lang also Retter und Helfer quasi zum Anfassen.
Hintergrund
> Diese Organisationen und Behörden haben sich beim "Blaulichttag" auf der Buga mit Aktionen, Informationen und Fahrzeugen vorgestellt: die Polizei mit Einheiten der Landes- und Bundespolizei, das Polizeipräsidium Mannheim und das Polizeipräsidium Einsatz aus Bruchsal und
> Diese Organisationen und Behörden haben sich beim "Blaulichttag" auf der Buga mit Aktionen, Informationen und Fahrzeugen vorgestellt: die Polizei mit Einheiten der Landes- und Bundespolizei, das Polizeipräsidium Mannheim und das Polizeipräsidium Einsatz aus Bruchsal und die Wasserschutzpolizei, das Hauptzollamt Karlsruhe, die Regionalstelle Mannheim des Technischen Hilfswerks (THW), das Deutsche Rote Kreuz (Kreisverband Mannheim), der Arbeiter-Samariter-Bund, der Malteser-Hilfsdienst, die Johanniter-Unfall-Hilfe, die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Mannheim und Hemsbach sowie die Berufs- und die Freiwillige Feuerwehr aus Mannheim.
Der Blick hinter die Kulissen ihrer Arbeit zum Wohl der Bevölkerung fasziniert. Doch bei allem Spiel und Spaß wird man auch demütig. Denn an den Stationen kommt schon durch, wie viel Ausbildung, Training, Verantwortung und technisches Verständnis hinter jeder Aufgabe steckt – sei es bei den Ehrenamtlichen oder bei denen, die sich für einen Beruf in einer "Blaulichtorganisation" entschieden haben. "Wir wollen hier mit den Bürgern in Kontakt treten", sagt Tobias Hoffert, Sprecher des Polizeipräsidiums Mannheim. Das gelingt. Mit der Resonanz ist er sehr zufrieden. Andere sind es ebenfalls.
Die Besucher bekommen aber auch ganz schön was geboten. Dicht besetzt ist die Tribüne bei den vier Vorführungen der Diensthunde, bei denen man auch viel über die Ausbildung der Vierbeiner erfährt. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) zeigt hier beispielsweise, wie die Personensuche in der Fläche funktioniert, Zoll und Polizei demonstrieren die Drogensuche in einem Fahrzeug. Man erfährt später, dass eigentlich jeder Hund ein Spürhund werden kann. Manche Rassen eignen sich aber besser, etwa Schäferhund, Deutsch Lang- und Kurzhaar oder der Cocker Spaniel. Neufundländer oder Bernhardiner? "Zu phlegmatisch", lächelt der Ausbilder vom Zoll.
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Derweil sind junge Besucher hinter der U-Halle bei der Feuerwehr mit Wasserspielen beschäftigt. Oder mit Entenangeln beim THW und der "Notfallversorgung" von Teddys bei den Rettungsdiensten. Viele donnern auch in einem Bottich die Rutsche bei der DLRG hinunter. Unweit davon steht das Mannheimer DRK mit dem fast komplett selbst ausgebauten Lkw für die Einsatzleitung. Zugführer René Lätsch sagt, mit dem sei man auch bei der Flutkatastrophe im Ahrtal gewesen. Und bei der Ankunft ukrainischer Kriegsflüchtlinge in Mannheim habe man in dem Fahrzeug an der Jugendherberge die Registrierung eingerichtet.
Direkt daneben der nagelneue Rettungswagen des DRK-Kreisverbandes voller Hightech für den Einsatz im Rahmen des Pilotprojekts "Rettungsnetz 5 G". Moderne Mobilfunktechnologie wird hier zur Behandlung von Schlaganfallpatienten eingesetzt. Ein Arzt der Universitätsmedizin Mannheim kann per Video in den Rettungswagen zugeschaltet werden und die Erstuntersuchung des Patienten schon auf der Fahrt zur Klinik mit begleiten. Das Projekt läuft jetzt erst an. Manuel Bauer und Alexander Weicker vom DRK versprechen sich bis zu 30 Minuten Zeitersparnis im Ernstfall zum Wohle des Patienten. Hintergründiges auch beim Polizeipräsidium Einsatz aus Bruchsal: Der Gebrauch von Wasserwerfern ist ja eher negativ besetzt. Dass das ausgestellte Fahrzeug auf Basis eines Mercedes-Actros-Lkw mit 10.000 Liter Fassungsvermögen aber etwa auch zum Feuerlöschen oder zur Trinkwasserversorgung eingesetzt werden kann, vergisst man gerne. "Ich würde mir mehr Unterstützung aus der Gesellschaft für Sie wünschen", sagt eine Besucherin zur Polizistin am schweren Gerät. Diese lächelt.
Verständnis schaffen, aber sicher auch Nachwuchswerbung sind weitere Absichten dieses "Blaulichttags". "Leute braucht man immer", sagt etwa Christoph Wöhlert vom THW. Max Schneeganß von der Mannheimer Feuerwehr meint zur Personalstärke: "Na, es könnten immer mehr sein." Man bekomme die Fahrzeuge zwar voll und habe auch genug Auszubildende: "Aber seit 2013 sind unsere Einsatzzahlen um 60 Prozent gestiegen – bei gleicher Mannschaftsstärke." Dabei seien die Feuerwehrberufe hoch spezialisiert und krisenfest. Doch sie sind eben auch Berufung. So sieht es Hoffert ebenfalls für die Polizei. Auf der Hauptbühne wirbt am Nachmittag auch sein höchster Dienstherr, Innenminister Thomas Strobl (CDU), für die Arbeit bei der Polizei, lobt den "Blaulichttag" und begrüßt die recht gut gefüllten Zuhörerreihen zum abschließenden Höhepunkt, dem Konzert der "Musique des Gardiens de la Paix" der französischen Police Nationale und des Landespolizeiorchesters Baden-Württemberg.
Schön schlägt der Präsident des Landeskriminalamts, Andreas Stenger, im Gespräch den Bogen von der Musik zur länderübergreifenden Zusammenarbeit: "Da arbeiten wir orchestriert zusammen, üben gemeinsam und werden immer besser." In Zeiten der Digitalisierung sei die Kriminalitätsbekämpfung auch nur im Schulterschluss zu bewältigen. Insofern sei das Konzert ein Symbol und für ihn der Aspekt der deutsch-französischen Freundschaft sehr wichtig. Und das an diesem "Blaulichttag"! "Super Idee, tolle Umsetzung", sagt Stenger. Auch sein Nachfolger in Mannheim, Polizeipräsident Siegfried Kollmar, hat sich zuvor stolz darüber geäußert, dass dieser Tag so gut gelungen ist.






































