In Mannheim fährt 'ne "Dschungelbahn" von 1975
Anlässlich der Buga fährt der Zug von 1975 bis zum 18. Juni auf dem Innenstadtring. Der Fahrgastraum wurde dabei mit Kübelpflanzen üppig begrünt.

Von Harald Berlinghof
Mannheim. Die Mannheimer "Dschungelbahn" macht was her. Die Straßenbahn, die technisch aus dem Jahr 1975 stammt und schon bei der ersten Bundesgartenschau in der Quadratestadt unterwegs war, beweise allein schon durch ihre Funktionsfähigkeit nach fast einem halben Jahrhundert, was Nachhaltigkeit sein könne, wie Frank Ehemann, Bereichsleiter Fahrzeuge der Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft (RNV), bei der Vorstellung der Bahn im Betriebshof betonte.
Zusätzlich bestückt mit etlichen Grünpflanzen einer Mannheimer Gärtnerei, setze sie plakativ ein Nachhaltigkeitszeichen, meinte Christian M. Mäntele, Leiter des Projekts zu den 17 Uno-Klimazielen bei der Bonner Engagement Global gGmbH. Diese, die RNV und die Buga-Gesellschaft haben das Projekt der "Grünen Bahn" auf die Mannheimer Schiene gesetzt.
Vom 7. bis zum 18. Juni soll die begrünte Straßenbahn zwischen 10 und 18 Uhr auf dem Innenstadtring mit den Haltestellen Hauptbahnhof, Universität, Schloss, Paradeplatz, Marktplatz, Gewerkschaftshaus, Rosengarten und Kunsthalle verkehren. Marlon Meyer, bester Jahrgangsazubi im Bereich der Fahrausbildung zum Bahnfahrer, soll die Bahn als erster steuern.
Im Innern ist die Bahn üppig begrünt. Nur Vogelgezwitscher, Affengeschrei oder Makaken-Gebrüll fehlen, um das Dschungel-Feeling komplett zu machen. Bananen, Palmen und Farne bis hin zu Ficusbäumen und Grünlilien werden als Kübelpflanzen den Fahrgästen auf dem zwölfminütigen Rundkurs Gesellschaft leisten. Nutzen kann die Bahn jeder Fahrgast mit gültigem Ticket.
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"Der innovative und sympathische Beitrag der Mannheimer ’Dschungelbahn’ unterstützt das Erreichen unserer Klimaschutzziele", so Umweltbürgermeisterin Diana Pretzell (Grüne). Gerade aufgrund der Tatsache, dass Mannheim als heißeste Stadt Deutschlands gelte, sei ein funktionierender Nahverkehr besonders wichtig. Und Christian Specht (CDU), Erster Bürgermeister der Stadt Mannheim und OB-Kandidat, betonte, dass Nahverkehr ein globales Thema sei und in vielen Städten weltweit eine Renaissance des Nahverkehrs angestrebt werde. Die Stadt Mannheim und die RNV möchten daher die Buga zum Anlass nehmen, auch mit der "Dschungelbahn" auf die Notwendigkeit eines funktionierenden Nahverkehrs hinzuweisen. Die Bahn sei aufgrund ihres Alters aber nicht barrierefrei, bedauerte Specht. Deshalb werden zwei RNV-Mitarbeiter mit der Bahn mitfahren, um hilfsbedürftige Menschen beim Ein- und Aussteigen zu unterstützen.
Für die Pflanzen, die insgesamt einen Wert zwischen 3000 und 4000 Euro haben sollen, wie Gärtner Bernd Otto erläuterte, ist die Fahrt aber nicht mit dem Ende der Aktion vorbei. Vielmehr haben alle Interessenten die Möglichkeit, danach eine der Pflanzen zu bekommen. Dafür muss sich jeder Interessent allerdings etwas einfallen lassen – eine innovative Idee für eine nachhaltige Zukunft der Gewächse. Wer sich im Internet unter gruenebahn.buga23.de mit seinem Vorschlag bewirbt, hat die Chance, eine der Pflanzen am Sonntag, 18. Juni, zwischen 14 und 18 Uhr auf dem Gelände der RNV in der Möhlstraße zu erhalten. Ein weiterer Clou der "Dschungelbahn": Am Freitag, 9. Juni, und am Montag, 12. Juni, wird sie zum Schauplatz kleiner "Pop-up-Konzerte".
Anissa Baniahmad mit ihrer Flöte und Sängerin Katharina Hermanns, Ensemblemitglieder des Nationaltheaters, wollen die Fahrgäste erfreuen und unterhalten. Die Konzert- und Veranstaltungsreihe "greeNTO – Es ist Zeit!" der Opernsparte entdeckt hier also den Mannheimer Nahverkehr für sich. Zwischen den beiden Terminen in der Straßenbahn gibt es im Rahmen der Reihe einen weiteren musikalischen Höhepunkt.
Am Sonntag, 11. Juni, erklingt ab 11 Uhr vor der stimmungsvollen Kulisse des Schwetzinger Schlossgartens die "Musik im Park" – gestaltet als Musikparcours zum Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Die kammermusikalischen Beiträge setzen sich nach Angaben des Nationaltheaters mit der Frage nach dem Erhalt und der Bedrohung von Natur und Kultur auseinander. Aber auch mit deren Schönheit. Eine Gartenführung sowie Workshop-Angebote runden die "Musik im Park" ab. Im Anschluss daran wird ab 15 Uhr im Schwetzinger Schlosstheater eine Nachmittagsvorstellung der Oper "Zemira e Azor" geboten.