Nachhaltigkeit und Naturwunder erleben
Das Herzstück der Bundesgartenschau auf Spinelli: In der U-Halle kann man sich über Vertikalgärten informieren und ein Pilzkleid bestaunen.

Von Annette Steininger
Selbst nach eineinhalb Stunden in der U-Halle auf dem Spinelli-Areal der Buga hat man das Gefühl, nicht alles entdeckt, gelesen und ausprobiert zu haben. So groß ist das Angebot, dass es einem sicherlich auch einen ganzen Tag lang ausschließlich im Herzstück der Bundesgartenschau nicht langweilig werden dürfte. Und es stellt mit seinen größtenteils überdachten Hallen auch eine gute Schlechtwetter-Alternative dar.
>>>Hier geht es zu unserer Buga-Schwerpunktseite<<<
Läuft man vom Haupteingang direkt in die U-Halle rein, so grüßen imposante steinerne Figuren – die Flussgötter Rhein und Neckar, der Handelsgott Merkur und Stadtgöttin Mannheimia. Einst zierten diese Originale den Marktplatzbrunnen in G1 und wurden 1981 durch den Nachguss der Skulptur ersetzt. Etwas schade, dass das "Lapidarium" nicht mehr mit Grün und Blumen in Szene gesetzt worden ist, so wirkt es ein wenig wie eine Beton-Wüste.
Tritt der Besucher nun ins Innere, so kommt er am "Treffpunkt Baden-Württemberg" vorbei, erfährt einiges über die Weltreligionen und lernt Mannheim kennen. Silas Wetzl von einer Messeagentur, die die Stadt beauftragt hat, hilft gerne weiter, informiert über den "Local Green Deal" und darüber, dass Mannheim sogar schon bis 2030 klimaneutral sein möchte. Was die Besucher von ihm wissen möchten? "Ganz unterschiedlich. Viele fragen auch, wie man wohin kommt", sagt er. Es gebe einiges zu entdecken und viel zu lesen. Die Reaktionen würden von interessiert bis zu verdutzt reichen, weil sie ein sehr innovatives, modernes Konzept hier hätten.
Und in der Tat: Die durch ihre Beleuchtung schier golden wirkende Box mit einem Video, das mit Mannheimer Musikern gedreht wurde und einen durch die Quadratestadt führt, erfreut sich großer Beliebtheit. Auch vor dem Verzerrspiegel bleiben immer wieder Menschen stehen. Gerne wird in den Tafeln geblättert, die unter anderem die großen Töchter der Stadt zeigen und erläutern.
Wer jetzt schon eine Pause braucht, kann sich im "Apero" niederlassen, findet Leckereien im "Spinelli Kitchen" oder im "Spinelli Streetfood". Entspannend wirkt auch ein kleiner Spaziergang auf der Freifläche im Inneren des "Us", von Wasser und blühendem Klatschmohn durchzogen. Auf dem "Gärtnermarkt" in der U-Halle lassen sich allerlei Blumenzwiebeln ebenso erstehen wie Rosenstöcke und was man eben so zum Gärtnern braucht. Nebenan lockt ein kleiner Kunsthandwerkermarkt beispielsweise mit Wurzelschalen aus Holz.
Nicht entgehen lassen sollte man sich den "Tisch der Nationen" im Außenbereich mit 193 Stühlen, jeder für ein Land der UN. Kreiert haben sie die Mitglieder des Bundes der Deutschen Kunsthandwerker. Und was finden sich da für prachtvolle, bunte Stücke. Passenderweise ziert den Niederlande-Stuhl ein Radlenker.
Ebenfalls sehenswert ist die "Zeitreise Neckar" von der Denkmalpflege Baden-Württemberg. Hier finden sich die Infotafeln liebevoll arrangiert auf Booten. Begeistert treten Kinder auf einem Tretboot in die Pedale und schauen dabei auf einen Bildschirm, der einen "Neckar-Film" zeigt. Überhaupt fühlt man sich wie direkt am Fluss, auch durch die vielen visuellen Effekte. Die Kollegen vom SWR, die dort ihr gläsernes Studio haben, dürften sich wohlfühlen.
Spannendes zu entdecken gibt es bei "Unsere Lebensmittelsysteme im Wandel der Bioökonomie". Im "Schaufenster in die Praxis" drehen gerade beleuchtete Kräuter ihre Runden – in der Vertikalen. "Was ist denn das?", fragt ein Junge staunend die RNZ-Redakteurin. Die hat sich gerade beim sogenannten Orbiloop eingelesen und kann daher erklären, dass es sich hierbei um "vertikale Landwirtschaft" handelt. So können in Zeiten der schwindenden Agrarflächen auf kleinstem Raum durch den Anbau in die Höhe Nutzpflanzen produziert werden. Eine Herausforderung ist allerdings noch der hohe Stromverbrauch. Apropos:: Auch die Vertikalgärten lohnen einen eingehenderen Blick, sollen sie doch für mehr Kühle in den Städten sorgen. Interessant hier auch eine Sitzgelegenheit, mit dem Vertikalgarten im Rücken und einem Solarmodul an der Spitze.
Und dann gibt es noch den "Mushroom", in dem man unter anderem Kunst aus Pilzen bewundern kann. Sogar ein ganzes Kleid aus "Fungi-Papier" hat Tanja Major hergestellt. Und natürlich dürfen Blumenschauen nicht fehlen: Hier gibt es dann auch endlich die am Anfang gewünschte Blumenpracht zu bestaunen: Farbenfrohe Hortensien leuchten einem entgegen. Von Pflanzlichem zu Tierischem geht es bei der Ausstellung der Reiss-Engelhorn-Museen, wo Mammut- und Flusspferd-Skelette grüßen. Flusspferde lebten bis zur letzten Eiszeit auch am Rhein.
Am Stand der Hochschule Mannheim liegen mehrere aufgeschnittene Zitronen, die mit Elektroden verbunden sind. Student Simon Zintel, der gerade seinen Master in Maschinenbau macht, erklärt, wie sich aus ihnen tatsächlich Strom gewinnen lässt. Der BASF-Erlebnisraum bietet ebenfalls viel zum Entdecken, und die Klima-Arena lockt mit einem eigenen Filmvorführungsraum. Zur Ruhe kommen lassen kann man seine Augen in der "Stand.Wand.Kunst"-Halle, wo riesige Käfer mit Gold-Kreisen und Licht effektvoll in Szene gesetzt werden. Fazit: Die U-Halle ist wirklich ein Erlebnis.







