Multihalle Mannheim

Internationale Architekten reichten Konzepte für die Multihalle ein

Ergebnisse des Wettbewerbs werden am Samstag präsentiert

19.03.2019 UPDATE: 20.03.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 4 Sekunden

Die Dachkonstruktion von Frei Otto macht die Multihalle im Herzogenriedpark zu einem architektonischen Kleinod. Foto: Gerold

Von Jan Millenet

Mannheim. Sie gilt als schlafende Schönheit, als architektonisches Meisterwerk, und sie hat in letzter Zeit sogar international für Furore gesorgt. Doch die 1975 erbaute Multihalle im Mannheimer Herzogenriedpark hat ein paar altersbedingte Problemchen, die behoben werden müssen, um ihren Erhalt zu sichern. Zur ihrer Rettung hat sich 2016 der "Verein Multihalle" gegründet, ein Gemeinschaftsprojekt der Stadt Mannheim und der Architektenkammer Baden-Württemberg. Und der hat nun alle Hände voll zu tun.

Tatjana Dürr. Foto: Millenet

Das Projekt ist so groß, dass die Referentin für Baukultur der Stadt Mannheim, Tatjana Dürr, dafür ein eigenes Büro in G 7 bezogen hat. Seitens der Stadt kümmert sie sich um die Multihalle. "Die anderen Themen der Baukultur ruhen gerade ein wenig. Ich hoffe, dass ich sie wieder angehen kann, wenn die Halle gerettet ist", erklärt Tatjana Dürr. Aktuell steckt sie also mittendrin im Rettungsprozess. Zurzeit läuft der internationale Ideenwettbewerb "Democratic Umbrella", für den sich bereits über 250 junge Architekten aus aller Welt registriert haben. Sie sollen mit ihren Entwürfen die Multihalle zukunftstauglich machen. Zuvor gab es zum Thema "Multihalle" schon Workshops, Bürgertage, Ausstellungen wie unter anderem bei der Architekturbiennale in Venedig und Diskussionen im Gemeinderat.

Hintergrund

Hintergrund

Der internationale Ideenwettbewerb "Multihalle - Democratic Umbrella" wurde vom Verein Multihalle Mannheim in Kooperation mit der Stadt Mannheim, der Architektenkammer Baden-Württemberg, dem BDA Baden-Württemberg und der IBA Heidelberg

[+] Lesen Sie mehr

Hintergrund

Der internationale Ideenwettbewerb "Multihalle - Democratic Umbrella" wurde vom Verein Multihalle Mannheim in Kooperation mit der Stadt Mannheim, der Architektenkammer Baden-Württemberg, dem BDA Baden-Württemberg und der IBA Heidelberg ausgelobt. 50 Einreichungen aus aller Welt sind eingegangen. Die Teilnehmer - neben etablierten Architekten, jungen Architekturbüros, Architektur-Absolventen und Studierenden - kommen nicht nur aus Deutschland und vielen europäischen Ländern, sondern auch aus den USA, Russland, Malaysia, Ägypten und Uganda.

Im Rahmen einer zweitägigen Jurysitzung werden jetzt in Mannheim die besten Ideen ermittelt. Aufgrund der Vielschichtigkeit, Besonderheit und Komplexität der Aufgabe wurde darauf Wert gelegt, das Preisgericht nicht nur international, sondern auch interdisziplinär zu besetzen. Insgesamt ist ein Preisgeld in Höhe von 24.000 Euro ausgelobt. Die prämierten Arbeiten werden am Samstag, 23. März, um 12 Uhr,im Marchivum präsentiert. (jami)

[-] Weniger anzeigen

"Schon vor langer Zeit hat es erste Verformungen in der Dachkonstruktion gegeben", sagt Tatjana Dürr. Diese seien zwar abgefangen worden, aber bislang nur temporär. "Nun geht es uns um eine Form der Sanierung, die uns eine dauerhafte Baugenehmigung gewährleistet." Denn es sollen nicht nur die Verformungen ausgebessert werden. Die Multihalle soll ein ganz neues Konzept erhalten. Nicht mehr, wie aktuell, mit einem Gebäude unter dem Dach, sondern als frei stehendes Dach, das jeder begehen und nutzen kann - eine Art riesiger Regenschirm, verbunden mit einem vielfältigen Nutzungskonzept. Allerdings schreckten die Sanierungskosten, die mehrere Millionen Euro verschlucken dürften, erst einmal ab.

Trotzdem überwiegt bei der Referentin für Baukultur die Zuversicht, dass die Multihalle vom Relikt aus vergangenen Tagen zum Zukunftsmodell wird. "Die Zeit für diesen Prozess ist genau richtig", erklärt sie. Zum einen habe der Dachkonstrukteur Frei Otto 2015 posthum den bedeutenden Pritzker-Architekturpreis erhalten. Zum anderen stehe 2023 in Mannheim die Bundesgartenschau an, die 1975 schon einmal dort stattgefunden hatte und die ausschlaggebend für den Bau der Multihalle war. Auch international wurden die Stimmen für den Erhalt laut, wie das Echo nach der Ausstellung in Venedig zeigte. "Wir wurden regelrecht dazu aufgefordert, etwas zu tun", so Tatjana Dürr.

Auch interessant
Mannheimer Multihalle: Berlin soll bei der Sanierung helfen
Multihalle Mannheim: Fördergelder aus Berlin angestrebt
Multihalle Mannheim: Studierzimmer neben der Skaterbahn?

Georg Vrachliotis, Frei-Otto-Experte und Dekan der Architekturfakultät in Karlsruhe, engagiert sich ebenfalls für den Erhalt der Multihalle. "Er hat das Projekt nach Venedig getragen, womit er geholfen hat, die internationale architektonische Bedeutung der Multihalle in die Öffentlichkeit zu rücken", erklärt Dürr. Für sie - und damit stellvertretend für alle an der Rettung Engagierten - ist die Multihalle mehr als nur ein erhaltenswertes Bauwerk.

"Sie verkörpert das freie Denken, mit dem Frei Otto seine Bauwerke verband. Daher auch "Democratic Umbrella" als Titel für den Wettbewerb", erklärt Dürr. Um dafür an Gelder zu kommen wurde im vergangenen November ein Förderantrag für das Bundesprogramm "Nationale Projekte des Städtebaus" für die Dachsanierung eingereicht. Höhe: 14 Millionen Euro. Die Entscheidung sollte im Februar fallen, ist jedoch ohne neuen Termin vertagt worden. Was passiert, falls die Stadt leer ausgehen sollte, weiß Tatjana Dürr nicht: "Wir haben nur einen guten Plan A."

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.