Mannheim

Tauziehen um den Schaufelraddampfer - Verein kämpft für Mannheim

Bleibt ein historischer Schaufelraddampfer in Mannheim? Ein Bürgerverein wähnt sich kurz davor, das Nostalgieschiff für Quadratestadt zu erhalten. Doch auch Düsseldorf ist noch im Rennen.

16.11.2020 UPDATE: 16.11.2020 20:15 Uhr 4 Minuten, 28 Sekunden
Der Schaufelraddampfer liegt auf dem Neckar an einem Ufersteg. Foto: dpa

Von Heike Warlich-Zink

Mannheim. Der Zeitplan ist ambitioniert, doch die Mitglieder der "Gesellschaft zur Förderung Deutsches Rheinschiffahrtsmuseum e. V." sind zuversichtlich, das Museumsschiff "Mainz" bis zum Jahresende als Träger übernehmen zu können. Helen Heberer, die sich als Vorsitzende des Vereins Stadtbild auch als Beirätin in der vor wenigen Wochen wiederbelebten Fördergesellschaft engagiert, berichtet von einem "sehr konstruktiven Austausch mit der Geschäftsleitung des Technoseums".

Die steht aber weiterhin auch mit der Düsseldorf in Kontakt. Die Stadt am Rhein hat ebenfalls Interesse an dem historischen Raddampfer bekundet und möchte ihn als Präsentationsfläche für ein 3000 Jahre altes Plattenbodenschiff nutzen. "Aber Stadt und Land haben klar signalisiert, der Mannheimer Initiative den Vorzug geben zu wollen", sagt Heberer. Die Fördergesellschaft sei mittlerweile ins Vereinsregister eingetragen und habe neue Mitglieder gewonnen. Museums- und Veranstaltungskonzept stehen. Für das zum Übernahmepaket gehörende Polizeiboot gibt es konkrete Vorstellungen zur künftigen Nutzung.

Seit 31. Dezember 2018 ist das Museumsschiff bereits außer Betrieb. Weil die Sanierungskosten laut Gutachten in die Millionenhöhe gehen, sucht das Technoseum nun schon seit gut zwei Jahren einen neuen Träger.

Die "Mainz" ist Deutschlands größter historischer Raddampfer. Als letzter für die Köln-Düsseldorfer Rheinschifffahrts AG (KD) gebauter Raddampfer trat das Schiff am 4. Juni 1929 seine Jungfernfahrt an. Bis 1980 fuhr es zwischen Mainz und Köln hin und her. Ein Jahr später wurde die "Mainz" ausrangiert. Die KD schenkte das Schiff der "Gesellschaft zur Förderung des Deutschen Rheinschifffahrtsmuseums" in Mannheim unter der Voraussetzung, es für museale Zwecke zu verwenden. 1986 gab die Gesellschaft es nach einer Überholung an das Landesmuseum für Technik und Arbeit (heute Technoseum) weiter.

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Im Moment geht es laut Heberer darum, eine Übersicht über die zu erwartenden laufenden Kosten zu erstellen, um eine solide Finanzplanung machen zu können. Zugleich hofft der Verein auf einen auskömmlichen Zuschuss für die Sanierung des Schiffs. Auch die mit einer Schenkung in Zusammenhang stehenden Haftungs- und Folgekostenfragen müssen erörtert werden. An einem entsprechenden Vertragsentwurf werde derzeit von beiden Seiten gearbeitet. Noch offene Detailfragen sollen bis zum Jahresende geklärt werden. Für den Verein ist das ein wichtiges Datum, denn nur dann wäre es ihm als Träger möglich, das Schiff rechtzeitig vor Ablauf der Liegegenehmigung im kommenden Frühjahr auf die Werft zu bringen.

"Wenn man bedenkt, was an langwierigen Prozessen in der kurzen Zeit schon ins Rollen gebracht werden konnte, obwohl Corona derzeit vieles verzögert, können wir stolz sein und sagen, dass wir mit dem gleichen Dampf weiter machen werden", fasst Helen Heberer den aktuellen Stand zusammen. Die Vereinsmitglieder hoffen, dass bei der Finanzierung gute Übereinkünfte mit Stadt und Land getroffen werden können.

Update: Montag, 16. November 2020, 20.12 Uhr


Mannheim/Düsseldorf. (dpa/lsw) Das Ringen um einen historischen Schaufelraddampfer in Mannheim könnte bald ein Ende haben: Das sanierungsbedürftige Schiff, bislang im Besitz des Mannheimer Museums für Technik und Arbeit, dem Technoseum, bekommt definitiv in Kürze einen neuen Eigner - fragt sich nur welchen. Ein Bürgerverein will das Wasserfahrzeug aus dem Jahr 1929 sanieren und schon im kommenden Frühjahr der Öffentlichkeit an der Kurpfalzbrücke über den Neckar wieder zugänglich machen. "Es ist einfach toll, dass der letzte originale Schaufelraddampfer zur Personenbeförderung auf dem Rhein jetzt bei uns bleibt", sagt Rolf Götz, Vorsitzender der Gesellschaft zur Förderung des Deutschen Rheinschifffahrtsmuseums.

Doch er freut sich vielleicht zu früh. Denn auch der weitere Interessent, die Stadt Düsseldorf, ist noch nicht ausgebootet. Bei ihr geht es aber um den Grundbeschluss, während es beim Verein nur noch um das Wie der Übereignung geht.

Die NRW-Landeshauptstadt will prüfen, ob sie den Schiffsveteran für ihr Binnenschifffahrtsmuseum - übrigens das älteste in Deutschland - gewinnen möchte. Dafür werden derzeit die Kosten für Instandhaltung und Betrieb untersucht. "Im ersten Quartal 21 ist eine Entscheidung denkbar", sagt der Düsseldorfer Kulturdezernent Hans-Georg Lohe.

Das Objekt der Begierde ist ein Ausflugsdampfer für bis zu 2500 Gäste, der schon bei seiner Indienstnahme ein Nostalgieschiff mit Anklängen aus der Kaiserzeit war. Jahrelang startete das Schiff Rhein-Exkursionen von Düsseldorf aus.

Ausgelöst hatte das Ringen um die "Mainz" der Wunsch des Stiftungsrats des von Stadt und Land getragenen Technoseums, den kostspieligen Kahn loszuwerden. Der Dampfer war 1980 außer Betrieb genommen und 1986 vom Technoseum als schwimmendes Museum hergerichtet worden. Im Jahr 2018 kam dann mit der auslaufenden Betriebsgenehmigung für das mit 84 Metern Länge größte Ausstellungsstück des Technik-Museums das Aus. Die Museumsspitze warnte auf Basis mehrerer Gutachten vor Millionenkosten für eine anstehende Generalüberholung. Die "Mainz" dürfe keine zweite "Gorch Fock" werden.

Der auf über 50 Mitglieder angewachsene Verein hält das für "Fantasiezahlen"; das Schiff könne mit 350.000 bis 450.000 Euro wieder flott gemacht werden. In den Verhandlungen zwischen Technoseum und Verein deutet sich jetzt eine Lösung an. Das Museum ist nach Worten seines Chefs Hartwig Lüdtke bereit, dem Verein das Schiff mit Rücklagen für die Sanierung von 250 000 Euro zu überlassen. Dieses Geld würde die Stadt Düsseldorf nicht erhalten. "Das ist aber nicht ausschlaggebend - wir wollen eine für das Schiff langfristig funktionierende Lösung", versichert Lüdtke. Allerdings verspreche die öffentliche Hand eine solvente Trägerschaft.

Die Finanzierung des Projektes beschäftigt auch den Verein. Um die Lücke von mindestens 100.000 Euro zu schließen, setzt er auf das Land. Dieses habe Hilfe signalisiert, sagen Götz und seine Mitstreiterin im Vorstand, die SPD-Stadträtin Helen Heberer. Die Stadt wolle den Betrieb unterstützen und den Liegeplatz am Neckar aufwerten.

Anlass zu Optimismus geben ihnen die Aussagen der Vorsitzenden des Stiftungsrats, Kunststaatssekretärin Petra Olschowski. Die Grünen-Politikerin sagt: "Es freut mich, dass die Gespräche von Bürgerbündnis und Technoseum gut voranschreiten und sich ein Träger gefunden hat, der das Museumsschiff übernehmen und auf Dauer in Mannheim behalten will." Sie prüfe in enger Abstimmung mit der Stadt, wie der Verein unterstützt werden könnte.

Vereinschef Götz wäre froh über eine Absage an die Düsseldorfer. Sie hätten vor, das Schiff zu entkernen und in die leere Hülle einen Flachbodenkahn zu platzieren. Ein Graus für den Nachfahren eines Flößermeisters auf dem Rhein. "Die alte Maschinenanlage auszubauen, wäre ein Tragödie - wir wollen sie hier im Betrieb vorführen", sagt der 66-Jährige. Der Düsseldorfer Dezernent Lohe weist diese Darstellung zurück. Es solle lediglich auf dem früher gastronomisch genutzten Oberdeck ein Jahrhunderte altes Plattbodenschiff untergebracht werden.

Aus Sicht des Vereins gibt es gute Gründe die "Mainz" da zu belassen, wo sie heute ist. Mannheim habe nach Duisburg den zweitgrößten Binnenhafen Deutschlands und sei deshalb ein idealer Standort, meint Stadträtin Heberer: "Mannheim ist durch die Schifffahrt groß geworden - mit dem Dampfer und einer Ausstellung kann man künftigen Generationen die Wurzeln der Stadt nahebringen."

Der Verein plant bereits die Sanierung in einer Kölner Werft. Das Schiff könnte danach im April 2021 wieder in seine kurpfälzische Heimat zurück. Dann würde der Verein es gerne mit einer vom Technoseum eingemotteten Modellsammlung aufpeppen. Götz rechnet fest damit, dass der renovierte Schaufelraddampfer von Mai 2021 an ein Besuchermagnet am Mannheimer Rheinufer wird - es sei denn die Konkurrenz flussabwärts kommt doch noch zum Zuge.

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