Heidelberg

Der Hauptausschuss ist gegen die Haltestellen-Verlegung (Update)

Der Ausschuss stimmte für den barrierefreien Umbau an Ort und Stelle. Die Busse sollen am Uniplatz nicht vor der Triplex-Mensa halten.

28.06.2022 UPDATE: 07.07.2022 20:00 Uhr 5 Minuten, 18 Sekunden
Heute halten die Busse im nördlichen Bereich des Universitätsplatzes. Die Stadt will die Haltestelle dort belassen – aber die Fahrspur um mindestens 18 Zentimeter absenken. Foto: Dorn

Heidellberg. (jul) Die Stadt hatte Bemühungen aus der Bürgerschaft, die Bushaltestelle "Universitätsplatz" vor die Triplex-Mensa zu verlegen, eigentlich schon eine Absage erteilt, aus Gründen der Verkehrssicherheit. Aber Judith Marggraf und Michael Pfeiffer, Stadträte der Grün-Alternativen Liste, sowie Freie-Wähler-Stadtrat Raimund Beisel wollten sich damit nicht so recht abfinden. Man habe zwar gehört, dass der Standort vor der Triplex-Mensa nicht gewünscht sei, sagte Marggraf am Mittwochabend im Haupt- und Finanzausschuss, aber sie warb doch noch einmal für eine Verlegung in Richtung Plöck. "Wir haben einen Kompromissvorschlag erarbeitet. Auch 20 Meter weiter südlich ist der Bereich breit genug."

Die Stadträte hatten diesen Antrag auf den Weg gebracht, um den Interessen der Wirtschaft Gehör zu verleihen, wie Marggraf sagte. "Der momentane Standort ist insbesondere für die beiden gastronomischen Geschäfte ,Der kleine Gundel’ und ,Zeki’s Uni Café’ störend, da bei der Außenbewirtschaftung die Gäste direkt neben den wartenden Bussen sitzen und die Bedienung zwischen den Bussen die Grabengasse queren muss", argumentieren sie und ihre Mitstreiter in dem Antrag. Daneben machen sie weitere Argumente für eine Verlegung geltend: etwa dass am bisherigen Standort der Unterstand bei Regen fehle, oder dass die Busse dort die schöne Häuserfront verdeckten.

Bärbel Sauer vom städtischen Verkehrsmanagement hielt dagegen, dass eine Außenbewirtschaftung nur auf dem Uniplatz erlaubt sei. Außerdem würde bei einer Verlegung der Haltestelle die Wegstrecke für Passanten, die aus der Hauptstraße kommen, 15 bis 20 Sekunden länger. Klimabürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) versprach zwar, eine Verkürzung der Haltedauer der Busse sowie eine Verlegung "um ein paar Meter in Richtung Süden" zu prüfen. Aber er machte Hoffnungen auf eine Verlegung vor die Mensa zunichte. Dort sei keine Haltestelle möglich, weil dort der Zugang zu einem Fahrradparkhaus angedacht sei. Hier erhielt er Unterstützung von Larissa Winter-Horn (Die Heidelberger). Sie betonte die Bedeutung eines solchen Fahrradparkhauses, um das Wildparken in den Griff zu bekommen.

Von diesen Argumenten ließen sich die Ausschussmitglieder offenbar überzeugen. Sie stimmten dafür, den Gemeinderat mit einer sogenannten Freiraumplanung am bisherigen Standort zu beauftragen, die sich mit dem ästhetischen Raumgefüge beschäftigt. Zu den Vorgaben an die Planung soll auch gehören, dass zwei Gelenkbusse dort halten können und dass es keine Unterstände gibt, die vor Regen schützen. Hintergrund des Umbaus ist, dass die Haltestelle barrierefrei werden soll.

Update: Donnerstag, 7. Juli 2022, 20.06 Uhr

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Haltestelle Peterskirche: Ausschuss stimmt für barrierefreien Umbau

Busspur am Uniplatz wird tiefergelegt

Heidelberg. (shy) Der geplante Umbau der Bushaltestelle am Universitätsplatz hatte schon für Diskussionen gesorgt, bevor er dem ersten politischen Gremium zur Abstimmung gereicht wurde (siehe unten). Im Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität hingegen war das Thema rasch vom Tisch.

Mit breiter Mehrheit stimmten die Mitglieder für den Vorschlag der Verwaltung, eine Freiraumplanung in Auftrag zu geben, die einerseits die Ästhetik des Platzes im Blick hat und andererseits Barrierefreiheit ermöglicht. Das bedeutet, dass dort, wo die Busse jetzt halten, ein Teil der Fahrspur tiefergelegt wird, damit ebenerdiges Zusteigen möglich wird.

Ursprünglich hatte die Stadtverwaltung auch über andere Standorte der Bushaltestelle wie etwa vor der Triplex-Mensa oder vor der Universitätsbibliothek nachgedacht, diese aber wieder verworfen. Anwohner fänden es hingegen besser, wenn die Busse vor der Triplex-Mensa hielten und waren von der Entscheidung im Ausschuss am Mittwochabend sichtlich enttäuscht.

So richtig glücklich zeigte sich auch im Ausschuss niemand. Alexander Föhr (CDU) sagte: "So ein Bauwerk an dieser Stelle macht mir Bauchschmerzen." Klimabürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain, der die Sitzung leitete, zeigte Verständnis und beruhigte: "Es soll kein Fremdkörper sein, der da hinkommt. Alles wird sorgfältig mit Stadtplanung und Denkmalamt geplant." Der Standort dort sei aber die einzig sinnvolle Lösung "trotz aller Bauchschmerzen".

Christoph Rothfuß (Grüne) schlug vor, zu prüfen, ob statt zwei Bussteigen hintereinander vielleicht einer ausreiche. Und ob es möglich sei, die Standzeit der Busse, die teils zehn Minuten betrage, zu reduzieren. Stadtrat Michael Pfeiffer (GAL) plädierte dafür, doch noch einmal den Standort zu prüfen und die Haltestelle zumindest ein Stück in Richtung Triplex-Mensa zu verschieben. Begründung: "Das Häuserensemble würde besser zur Geltung kommen, und auch die Gastronomie würde profitieren."

Update: Donnerstag, 30. Juni 2022, 19.42 Uhr


Ein Teil des Uniplatzes könnte tiefergelegt werden

Von Julia Lauer

Heidelberg. Sie liegt direkt vor der Neuen Uni, es sind nur ein paar Schritte bis zur Universitätsbibliothek, und auch die touristischen Sehenswürdigkeiten sind nah – entsprechend viele Fahrgäste steigen an der Bushaltestelle am Uniplatz ein und aus. Unstrittig ist daher das Vorhaben der Stadt, die Haltestelle barrierefrei zu gestalten. Wie das aber am besten gelingt und ob es nicht sinnvoller wäre, sie um ein paar Meter in Richtung Unibibliothek zu verlegen, sorgt für Diskussionen. Ein Überblick zum Stand der Debatte, bevor die Angelegenheit diesem Mittwochabend im Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität im Gemeinderat behandelt wird.

> Der Hintergrund: Die Pflastersteine in der Grabengasse sind lose, argumentiert die Stadt, der Bodenbelag müsse erneuert werden. Zudem stehe in der Grabengasse auch die Erneuerung der Fernwärme-, Gas- und Wasserleitungen an. Dass also ohnehin Arbeiten geplant sind, könnte man für den barrierefreien Ausbau der Haltestelle nutzen – so die Sicht der Verwaltung, die das Vorhaben gerne in den Jahren 2025 und 2026 umsetzen möchte. Heute liegt die Haltestelle, die von den Buslinien 30, 31 und 32 angesteuert wird, ebenerdig vor den Geschäften gegenüber der Alten Universität.

> Die Gestaltung: Der Neubau der Haltestelle wird Veränderungen mit sich bringen – etwa bei der Bodenbeschaffenheit – und somit in das historische Stadtbild eingreifen. Deshalb möchte die Stadtverwaltung eine sogenannte Freiraumplanung in Auftrag geben, die das ästhetische Raumgefüge in den Blick nimmt. Zu den Vorgaben soll gehören, dass der Neubau am bestehenden Standort erfolgt, dass zwei Gelenkbusse dort halten können und dass es keine Unterstände gibt, die vor Regen schützen – das nämlich würde einen zu großen Eingriff in das Bildgefüge darstellen und bedeute außerdem Konfliktpotenzial mit den Einzelhändlern, heißt es in einem Papier der Stadtverwaltung.

> Die Barrierefreiheit: Um Barrierefreiheit herzustellen, sodass Rollstuhlfahrer problemlos den Bus nehmen können, müsste der Haltebereich des Busses unterhalb des Wartebereichs der Fahrgäste liegen. "An die bestehenden Höhen der Gebäudeeingänge ist anzuschließen und der Bushaltebereich ist entsprechend um mindestens 18 Zentimeter tiefer zu legen", so das städtische Papier. Auch ein Blindenleitsystem ist dort angedacht.

> Der Standort: Die Stadtverwaltung hat mehrere mögliche Standorte in der Grabengasse für den Neubau der Haltestelle verglichen: den gegenwärtigen Standort sowie weitere mögliche Standorte vor der Triplex-Mensa und vor der Universitätsbibliothek. Ergebnis: Die Stadt hält am bisherigen Standort gegenüber der Alten Universität fest. Hier seien die "geringsten Konflikte zu erwarten", so das Papier. Die anderen Standorte liegen aus Sicht der Stadt entweder zu nah an der Haltestelle Peterskirche oder die Straße sei zu eng, sodass die Verkehrssicherheit leide. Zudem könnte der Zugang zur Triplex-Mensa für die Universitätsbibliothek künftig eine neue Bedeutung bekommen.

> Die Sicht der Unibibliothek: Derzeit saniert die Bibliothek das Dach des Südflügels, danach steht voraussichtlich 2025, 2026 und 2027 diejenige von West- und Ostflügel an. Wie es danach weitergeht, ist Zukunftsmusik. "Perspektivisch ist eine Überlegung, die Ausleihe im ersten Obergeschoss des Triplex-Gebäudes anzusiedeln, dorthin, wo heute die Mensa ist", sagt Direktor Veit Probst der RNZ. "Wenn es so käme, könnte ein zweiter Zugang an der Nordseite im Bereich der Buchhandlung Lehmanns liegen. Aber das sind nur Überlegungen, dazu gibt es keinen Beschluss", so Probst. Er hält den jetzigen Standort der Bushaltestelle für geeigneter, denn dort sei mehr Platz und es ergäben sich weniger Probleme für den Durchgangsverkehr.

> Die Sicht der Anwohner: Mehrere Anwohner sorgen sich um das ästhetische Gefüge des ebenerdigen Platzes rund um den Löwenbrunnen. "Der Universitätsplatz ist einer der großen Plätze der Altstadt", sagt etwa Peter Trietsch. An der bestehenden Haltestelle störten die Busse den Anblick der barocken Hausfassaden, meint er. Der Busverkehr mit den starken Erschütterungen ziehe zudem Risse in den barocken Häusern nach sich, so Trietsch, der selbst zur Miete wohnt. Zudem seien die Geschäfte im Erdgeschoss aktuell für alle gut zugänglich. Der Anwohner fände besser, die Busse hielten vor der Triplex-Mensa, wie während des Weihnachtsmarkts. "Die Mensa ist 50 Meter lang, dort könnten problemlos zwei 18 Meter lange Busse halten", maß er nach. Doch auch aus einem weiteren Grund plädiert er für diesen Standort. "Hier gibt es einen Unterstand. Bei schlechtem Wetter wäre das doch wünschenswert."

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