Viele Japaner sind nur ein Klischee
Höchste Bettenauslastung in Baden-Württemberg - Meiste Besucher hat aber Stuttgart

Das Klischee der vielen Japaner in Heidelberg ist überholt. Mittlerweile kommen deutlich mehr Chinesen. Archivfoto: Kresin
Von Micha Hörnle
Heidelberg. Dem Heidelberger Tourismus geht es gut, er erklimmt eine neue Rekordmarke: Insgesamt wurden im Jahr 2017 1.435.705 Übernachtungen registriert - ein Plus von 1,6 Prozent. Die Zahl der Ankünfte, also der Touristen insgesamt - sofern sie übernachten, einen Meldezettel ausfüllen und somit statistisch erfasst werden können -, liegt bei 745.703, auch hier 4,2 Prozent mehr. Allerdings liegen die Steigerungsraten teils deutlich unter denen anderer konkurrierender Städte wie beispielsweise Mannheim.
Und im Gegensatz zur landläufigen Meinung ist Heidelberg auch nicht die Stadt mit den meisten Touristen in Baden-Württemberg: Unangefochten an der Spitze steht die Landeshauptstadt Stuttgart, gefolgt von Freiburg. Nicht zu vergessen die klassischen Ferienregionen Schwarzwald und Bodensee: Allein der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald zählte über 1,4 Millionen Ankünfte und fast fünf Millionen Übernachtungen.
Hintergrund
Tourismus im Vergleich
Heidelberg: Ankünfte: 745.703.( +4,2 %), Übernachtungen: 1 435.705.( +1,6 %) - je 1000 Einwohner: 8978
Rhein-Neckar-Kreis: Ankünfte: 781.637.( +3,2 %), Übernachtungen: 1 443.621.( +1,6 %)
Tourismus im Vergleich
Heidelberg: Ankünfte: 745.703.( +4,2 %), Übernachtungen: 1 435.705.( +1,6 %) - je 1000 Einwohner: 8978
Rhein-Neckar-Kreis: Ankünfte: 781.637.( +3,2 %), Übernachtungen: 1 443.621.( +1,6 %) - je 1000 Einwohner: 2652
Neckar-Odenwald-Kreis: Ankünfte: 165.245.( +5,2 %), Übernachtungen: 528.761.( +7,0 %) - je 1000 Einwohner: 3690
Mannheim: Ankünfte: 656.963.( +11,4 %), Übernachtungen: 1 396.845.( +7,4 %) - je 1000 Einwohner: 4583
Karlsruhe: Ankünfte: 669.579.( +4,8 %), Übernachtungen: 1 168.584.( +6,1 %) - je 1000 Einwohner: 3770
Heilbronn: Ankünfte: 174.456.( +0,4 %), Übernachtungen: 341.102.( −1,5 %) - je 1000 Einwohner: 2756
Stuttgart: Ankünfte: 2 039.241.( +2,0 %), Übernachtungen: 3 781.564.( +2,0 %) - je 1000 Einwohner: 6021
Freiburg: Ankünfte: 813.246.( +6,8 %), Übernachtungen: 1 551.862.( +7,9 %) - je 1000 Einwohner: 6819
Kreis: Breisgau-Hochschwarzwald: Ankünfte: 1 408.009.( +0,9 %), Übernachtungen: 4 858.714.( −0,7 %) - je 1000 Einwohner: 18.658
Bodenseekreis: Ankünfte: 1 064.507.( +1,6 %), Übernachtungen: 3 228.826.( +0,8 %) - je 1000 Einwohner: 15.154
Woher in Heidelberg die Gäste kommen (Übernachtungen)
Inland: 926.145
64,5 % (+4,3 %)
Ausland: 509.560
35,5 % (-3,0 %)
darunter:
USA: 78.804....( -3,9 %)
Schweiz: 38.028....( -1,4 %)
Großbritannien:34.353....( -10,9 %)
China: 32.825....( +1,8 %)
Golfstaaten: 32.504....( -32,4 %)
Niederlande: 28.524....( +3,9 %)
Spanien: 21.254....( -2,2 %)
Frankreich: 21.770.....( -4,4 %)
Italien: 15.739....( -5,8 %)
Österreich: 14.057....( -5,9 %)
Taiwan: 12.027....( +32,7 %)
> Japan: 11.724....( +3,9 %)
> Belgien: 10.095....( -12,0 %)
> Russland: 9236 (-5,9 %)
> Indien: 8676 (+6,3 %)
> Südkorea: 7609 (-6,2 %)
> Europa (gesamt): 257.468..( -1,6 %)
> Afrika (gesamt): 7508 (+17,0 %)
> Amerika (gesamt): 105.296..( -1,7 %)
> Asien (gesamt): 128.223..( -7,0 %)
> Australien: 8530 (-6,0 %)
Auch wenn es das Klischee der angeblich so vielen Japaner in Heidelberg gibt: So häufig kommen die nicht mehr hierher, diese Nation ist nicht mehr in den "Top Ten" der Herkunftsländer vertreten - mittlerweile wurde sie von den Chinesen und Taiwanern überholt. Gerade diese Staaten haben sich in den letzten Jahren beim Heidelberg-Tourismus erheblich gemausert, zusammengenommen wären die beiden chinesischen Staaten die zweitgrößte Besuchernation.
Die meisten ausländischen Gäste kommen nach wie vor aus den USA - auch wenn frühere Werte von über 100.000 Übernachtungen längst nicht mehr erreicht werden. Generell gab es bei den Ausländern leichte Verluste von drei Prozent, am heftigsten war der Einbruch bei denen aus den arabischen Golfstaaten, die meist Medizintouristen (oder deren Angehörige) sind. Das liegt entweder daran, dass die medizinische Versorgung in diesen Ländern besser oder dass die außenpolitische Situation, gerade in Katar, ungünstiger wurde.
Auch interessant
Heftige Einbrüche gibt es auch bei den Besuchern aus Russland - auch hier spielt die Außenpolitik eine Rolle -, aus Großbritannien - wohl wegen des schwachen Pfunds - und aus Belgien. Die sicherste Bank für den Heidelberg Tourismus bleibt das Inland: Fast zwei Drittel kommen aus Deutschland.
Mathias Schiemer, der Geschäftsführer der städtischen Tourismusagentur Heidelberg-Marketing, ist mit der Jahresbilanz im Großen und Ganzen zufrieden, schiebt aber nach: "Jedoch sind prozentuale Steigerungsraten bei den Ankünften und Übernachtungen für mich nicht die wichtigsten Indikatoren für den Erfolg unserer Arbeit. Qualität geht vor Quantität. Auf die weiterhin höchste Bettenauslastung in Baden-Württemberg sind wir umso stolzer. Dieser Indikator ist entscheidend für die Zufriedenheit und den Wohlstand der Hotellerie einer Stadt." Tatsächlich verzeichnet Heidelberg mit 54,4 Prozent (2016: 54,6 Prozent) die höchste Bettenauslastung im Land , vor Baden-Baden (51,4 Prozent), Stuttgart (50,5 Prozent) oder Mannheim (49,9 Prozent). In Baden-Württemberg insgesamt beträgt die Bettenauslastung 39,4 Prozent.
Wermutstropfen aber ist: Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Heidelberg-Besucher ging von zwei Tagen im Jahr 2016 auf 1,9 Tage im Jahr 2017 zurück. "Mit dieser Entwicklung sind wir nicht zufrieden, eine höhere Aufenthaltsdauer ist ein klares Ziel unserer Arbeit", sagt Schiemer - und hofft, dass sich die geplante Sanierung der Stadthalle - Stichwort "Kulturtourismus" - und der Neubau des Kongresszentrums auszahlen.
Vor allem auf mehr Tagungen setzt dabei der Tourismusmanager, denn: "Tagungsteilnehmer haben eine meist höhere Aufenthaltsdauer als der klassische Städtetourist." Und wenn dann die Kongressbesucher kommen, sei es auch gut, wenn mehr Hotels gebaut werden, "denn bereits jetzt ist es oft schwierig, ausreichende Zimmerkontingente für Tagungsanfragen zu bekommen".