Reaktionen der RNZ-Leser

So gespalten sind die Meinungen zum Thema Klima

Große Diskussion auf Facebook – Mal leidenschaftlich dafür, mal sarkastisch dagegen

17.09.2019 UPDATE: 17.09.2019 15:15 Uhr 4 Minuten, 18 Sekunden
Foto: dpa

Rhein-Neckar. (mare) Eines ist klar: Kalt lässt die globale Erwärmung keinen. Fridays for Future, Klima-Demo am Freitag, Klimaschutz - es ist das Gesprächsthema bei den Menschen - bei fast allen Menschen - im Moment. 

Ein Blick auf die Facebook-Seite der RNZ lässt aber schnell erkennen: Die Meinungen dazu gehen auseinander, sind gar gespalten. Manche plädieren leidenschaftlich pro Fridays for Future, pro Klimaschutz. Sie unterlegen ihre Argumente mit Verweise zu Studien oder Artikeln, antworten auf Kommentare.

Wie etwa mit sehr sarkastischen Aussagen in Richtung Schulschwänzen, Doppelmoral oder Überdruss. Das ist die andere Seite.

Hier ein Versuch, das komplexe Gebilde zu überblicken:

Die Debatte am Beispiel eines Kommentars und seiner Antworten: "Natürlich dabei. Ich finde es großartig, dass so viele junge Menschen sich für den Klimaschutz engagieren", schreibt Facebook-Nutzerin in Hinblick auf die angekündigten Klima-Demos am kommenden Freitag. Es ist ihr erster Kommentar und wird bei Weitem nicht ihr letzter sein. Denn sie wird vielen Kontra geben, die das Thema abtun oder Kritik üben. Sie fährt fort: "Peinlich sind viele Kommentare von Älteren, die scheinbar den Ernst der Lage noch nicht wirklich verstanden haben."

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Die Replik lässt aber nicht lange auf sich warten und enthält sogleich jenen Sarkasmus, der auch in vielen weiteren Kommentaren mitschwingt: "Dann sagen Sie mir Bitte, bis wann und auf welche Art ich mit der Apokalypse zu rechnen habe?", antwortet ein Leser. Er wird unter anderem mit dem Link auf einen Faktencheck gekontert. 

Das ruft Gegenreaktionen hervor: "Ein Glück hat sich das Klima in der Erdgeschichte nie verändert." Da ist er wieder, der Sarkasmus.

Der Nutzer weiter: "Es gab keine Eiszeiten, keine Warmphasen, es verändert sich kurioserweise erst seitdem die Menschen mit den Aufzeichnungen begonnen haben. Und weil ein Teil der Menschen erkannt hat, dass man mit der Angst Geld verdienen kann, wird dieser Hype so ins Grenzenlose getrieben. Hat sich einer von den Klimawandel-'Gegnern', ihr demonstriert ja dagegen, vielleicht mal einen Kopf drüber gemacht, dass sich die Erde so selbst regeneriert, da das Ökosystem viel komplexer ist als wir alle glauben?"

Dieser kleine Ausschnitt aus den mehr als 100 Kommentaren allein zum geposteten Artikel über die "Fridays for Future"-Bilanz in Baden-Württemberg ist repräsentativ für die Debatte. Weitere Beispiele?

Post: "Wie lange soll das noch gehen? Ich glaube, nun geht es nur noch darum, Öffentlichkeit zu produzieren." Antwort: "Bis auch sie verstehen, dass es um die Zukunft der Jugend und der nachfolgenden Generationen geht!"

Post: "Langsam reicht's! Es nervt." Antwort: "Und genau dafür müssen wir alle noch viel öfter und länger deutlich machen, dass es noch lange nicht reicht!"

Post: "Und wann gehts nach China, Nordkorea." Antwort: "Fahren Sie doch schonmal vor :)"

Post: "Was hat eigentlich Schule schwänzen mit Klimawandel zu tun." Antwort: "Ist wie bei einem Streik. Der macht auch nur Sinn, wenn dabei die Arbeit niedergelegt wird.?"

Weitere Aspekte: der Sarkasmus, der Idealismus der Schüler, konkretes Handeln statt Phrasendreschen, Ferien.

Sarkasmus: Eine kleine Auswahl, wie manchen das Thema dem Anschein nach auf die Nerven geht? Hier: "Ich unterstütze den Klimawandel. Mit meinem LKW und einem Verbrauch von knapp 70, in Worten, siebzig Litern Diesel auf 100 Kilometern sollte es bald ziemlich warm werden ??". "Schule und arbeiten gehen scheint wohl überbewertet zu sein heutzutage". "Die kommen alle mit dem Fahrrad, ganz bestimmt☝️. Keiner raucht, keiner hat einen Kamin oder Kerzen."

Idealismus: "Selbstverständlich dabei!", unterstützt eine Leserin die kommende Demonstration. "Mit vielen Freunden, die sich auch Urlaub genommen haben, weil ihnen die Zukunft nachfolgender Generationen und unserer eigenen wichtig ist. Auch mein Kind und viele seiner Freunde sind natürlich dabei." Sie greift aber andere an, die das Thema stiefmütterlich behandeln oder gar abtun: "Nur Ignoranten lachen noch und kommentieren gehässig im Angesicht der Krise, in der wir uns bereits befinden."

Reaktionen dazu lassen nicht auf sich warten: "Besser wäre es selbst aktiv zu werden. Initiative zeigen und eine Müllsammlung an Straßenrändern organisieren, Bäume pflanzen, bewusster leben, regionale Produkte konsumieren", lautet eine Antwort. Damit bewirke man mehr als mit einer Demo. 

"Es sind doch immer die anderen, die etwas tun sollen", lautet eine weitere Sicht der Dinge. "Hauptsache Demo." Wiederum eine Replik darauf kommt von dieser Nutzerin: "Ich muss selbst zugeben, dass ich kein Ökofaschist bin und auch nicht alles richtig mache, aber das Problem ist, was zuzugeben ist immer schwer und meistens sind es die anderen, wo dazu nicht fähig sind."

Kritik an Schülern und Ernsthaftigkeit: "Und in ein paar Jahren haben alle den Führerschein und wollen selbst mobil sein. Aus finanziellen Gründen kommt dann ein alter Diesel oder Benziner her", schreibt ein User dazu.

"Aha unsere Umweltbewusste Jugend", postet eine Userin. Und sie verlinkt auf einen RNZ-Artikel zu den Abiturfeiern auf der Neckarwiese: "Nur mal so. Nach der Abifeier in Heidelberg."

Noch krasser kritisiert dieser Nutzer: "Die künftigen Demonstrationen sollten "Friday for no Future" heißen. Als allererstes könntet ihr aufhören, auf euren Handys sinnlos rumzudaddeln und die übrige Zeit vorm Fernsehen und der Spielkonsole zu vergeuden. Geht mit euren Eltern und Großeltern in den Wald, lasst euch die Natur näherbringen, das Ökosystem erklären, pflanzt einen Baum und betreut ihn als Pate, anstatt für etwas zu demonstrieren, wovon ihr keine Ahnung habt!"

Die Replik kommt postwendend: "Sie sind der Meinung, mit einem Baumzögling reagieren Sie adäquat auf die Klimakrise? Haben Sie sich schonmal ernsthaft mit der Materie auseinandergesetzt? Offenbar nicht." Er solle das mal machen, "lassen Sie sich von Experten mal ein bisschen was zu Klimakipppunkten erklären, lesen Sie mal den aktuellen IPCC-Bericht, anstatt etwas zu kommentieren, wovon Sie keine Ahnung haben!", heißt es weiter.

Dabei sind wir beim nächsten Aspekt:

Handeln statt Phrasen: "Und wer sammelt den Müll hinterher ein?" Schon wieder Sarkasmus. Darin schwingt aber auch mit, was man konkret tun kann: "Wären sie bei einer der Demos dabei gewesen oder hätten sich informiert, wüssten Sie, dass dazu aufgefordert wird, eventuellen Müll mitzunehmen. Stattdessen stellen Sie lieber Behauptungen auf", schreibt eine Kommentatorin.

So fragt auch dieser User. "Jetzt mal ernsthaft und ohne Phrasen. Was verspricht man sich ernsthaft von einer solchen Veranstaltung?" Was solle und von wem getan werden, um diese große Veränderung herbeizuführen, "die wir ja, so wird behauptet, brauchen?", will er wissen.

Ferien: Schließlich greifen einige Leser noch auf, dass die Unterrichtszeit wieder losgegangen ist und schließen den sarkastisch: "Ferien vorbei und alle sind wieder aus dem Urlaub zurückgekommen mit dem Flieger."

>>> Das Thema dominiert mittlerweile auch fast alles andere. So gibt es Kritik daran, nach dem Gewaltausbruch an der Grundschule Emmertsgrund 1000 Luftballons steigen zu lassen. Die kämen ja wieder runter und blieben als Müll liegen. <<<

Der Überblick zeigt: Wie auch immer man dazu steht, das Thema ist heiß und kocht quasi über, um beim Wortspiel zu bleiben. Die Debatte dazu bildet ab, wie gespalten die Menschen in dieser Sache sind. Die Fortsetzung folgt spätestens am Freitag.

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