RNZ-Sommertour

Wo die leckeren Früchte wachsen

Von Obst bis Getreide: Auf Kirchheimer Feldern wachsen ganz unterschiedliche Nahrungsmittel. Die Sommertour führte zu den Erzeugern.

21.08.2025 UPDATE: 21.08.2025 04:00 Uhr 2 Minuten, 36 Sekunden
Auf dieser Sommertour mussten die 25 RNZ-Leser in die Pedale treten. Ihr Weg führte sie durch Kirchheimer Kulturlandschaften. Foto: Peter Dorn

Von Julia Lauer

Heidelberg. Unter all den Gewächsen, die Landwirt Thomas Jost auf seinem Hof in Kirchheim anbaut, ist die Erdbeere die Diva. Der Boden, der Standort, das Klima, die Pflege – all das muss stimmen, damit die zarten Pflänzchen mitsamt ihren Früchten gut gedeihen.

"Bei uns wachsen Erdbeeren auf fünf Prozent der Anbaufläche, sie machen aber die Hälfte unserer Arbeit aus und generieren die Hälfte des Umsatzes", berichtete den Bauer den überraschten Sommertouristen. Sie waren bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein angeradelt gekommen, um sich über lokal hergestellte Nahrungsmittel zu informieren und sie nach Möglichkeit auch zu probieren.

Birnen und Äpfel sind die letzten Früchte im Erntejahr der Pfisterers. Foto: Peter Dorn

"Ich freue mich zu zeigen, was hier produziert wird", hatte zu Beginn der Tour Nicola di Siro vorausgeschickt, der Geschäftsführer von "Genial regional", einem Erzeugerverband, in dem unter anderem Gemüse- und Getreidebauern, Winzer und Imker zusammengeschlossen sind.

Di Siro begleitete die Sommertouristen auf ihrer Fahrradtour durch die Kirchheimer Felder, wo der Mais mannshoch stand und wo die Kohlpflanzen in Mittagshitze die Blätter hängen ließen.

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"In jedem Gewächshaus haben wir zweieinhalbtausend Erdbeerpflanzen, wir haben sie von Hand gesetzt", berichtete Landwirt Jost von den Mühen, die mit dem Anbau dieser Früchte verbunden sind. Er baut hauptsächlich die vier Sorten Clery, Malling Centenary, Seraphine und Sonsation an – aber für eine Kostprobe kamen die Sommertouristen leider zu spät.

Die Pflanzen, die in Reihen angeordnet unter der Folie wachsen, sind schon für die Ernte im kommenden Jahr bestimmt. "Wir haben sie neu gepflanzt, damit sie dann ab April Früchte tragen", erzählte Jost.

Wie das funktioniert, wie er mit den Pflanzen verfährt, das interessierte die Sommertouristen. "Ich habe heute zum ersten Mal gesehen, was alles dazu gehört, Erdbeeren zu kultivieren", erklärte später beispielsweise RNZ-Leserin Heike Biedermann aus der Heidelberger Altstadt.

Anders als die anspruchsvollen Erdbeeren ist Josts Getreide vergleichsweise pflegeleicht. Er baut unter anderem Weizen an, den er über die Gemeinschaft von "Kraichgau Korn" vermarktet – so wie sein Kollege Volker Kaltschmitt, der von seinem Hof in Neurott in den Grasweg gekommen war, um den Sommertouristen die Initiative vorzustellen sowie eine der Mühlen, mit der das Korn gemahlen wird.

Früher baute Thomas Jost Tabak an. In dieser Scheune trocknete er ihn. Foto: Peter Dorn

45 Landwirte aus der Kurpfalz, dem Kraichgau bis hin zum Taubertal hätten sich darin zusammengeschlossen, um möglichst nachhaltig Mehl zu erzeugen, sagte Kaltschmitt – aus Weizen, Roggen, Dinkel, Emmer oder auch Einkorn.

Auf Unkrautvernichter verzichte man innerhalb dieser Gemeinschaft, sagte der Bauer. "Wir jäten es nur mechanisch mit der Hackstriegel oder der Hackmaschine." Und man verwende ein Fünftel weniger Dünger als in der konventionellen Landwirtschaft.

So wolle man die Gesundheit der Menschen ebenso schützen wie die Biodiversität, das Grundwasser und die Böden, erklärte er.

Und wo gibt es Brot aus diesem Mehl? Klar, dass diese Frage die Sommertouristen umtrieb. In Heidelberg backt die Holzofenbäckerei auf dem Kurpfalzhof damit, in Walldorf die Bäckerei Rutz. Wer selbst backt, bekommt das Mehl in ausgewählten Hofläden und über einen Online-Shop, den "Genial regional" derzeit aufbaut.

Wie vielfältig das Angebot an regionalen Erzeugnissen ist, verdeutlichte der Besuch bei Obstbau Pfisterer in Kirchheim. Hier beginnt das Erntejahr mit Spargel und Erdbeeren, und es endet mit Äpfeln und Birnen. Zwar habe er auch eine Streuobstwiese, sagte Christian Pfisterer. "Aber Geld verdienen wir nur hiermit", erklärte er und wies auf das niedrig wachsende Plantagenobst.

Von Hand gesetzt: Tausende Erdbeerpflanzen wachsen bei Thomas Jost. Foto: Peter Dorn

Es sei ohnehin schwierig, Personal zu finden, und auf eine Leiter steige heutzutage keiner mehr. Auch ihn hält der Obstbau auf Trab, besonders in den kritischen Monaten März, April und Mai, wenn die Gefahr von Frost noch nicht gebannt ist. "Manchmal steht mein Mann nachts zehnmal auf und guckt nach den Temperaturen", erzählte Gosia Pfisterer – bei Bedarf hilft die Frostschutzberegnung. Feine Wasserstrahlen schützen Blüten und junge Früchte.

Nächste Woche will Pfisterer seine Gala-Äpfel ernten; noch sind die Kerne braun, aber dann werden sie wohl schwarz sein - ein Zeichen der Reife. Das Erntejahr neigt sich somit schon ganz allmählich seinem Ende entgegen, dabei wachsen bei ihm noch immer Zwetschgen, Birnen, Pfirsiche und ja, sogar Erdbeeren. Die Sommertouristen durften von alledem nach ihrer Fahrradtour probieren. Und natürlich schmeckte es so erntefrisch am Rande der Plantage dann auch besonders gut.

Christian Pfisterer führte die RNZ-Leser über seine Obstplantage. Foto: Peter Dorn
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