Gandhi zieht direkt an den Atlantik
Im November verlässt der Dickhäuter den Heidelberger Zoo - Abschiedsfeier am 26. Oktober

Großer Kopf, prägnanter Kiefer und ein roter Flaum auf dem Rücken: Das sind die Merkmale, an denen die Zoobesucher den Elefantenbullen Gandhi gut erkennen konnten. Der Leitbulle in der Jungbullen-Wohngemeinschaft zieht jetzt nach Frankreich um. Foto: Philipp Rothe
Von Timo Teufert
Heidelberg. Für den Elefantenbullen Gandhi im Heidelberger Zoo heißt es jetzt, Abschied nehmen vom Junggesellen-Dasein. Denn der zwölfjährige Dickhäuter, der 2011 aus dem Zoo Kopenhagen an den Neckar kam und sich seither nicht nur zum Publikumsliebling, sondern auch zum Chef der Elefantenbullen in Heidelberg entwickelt hat, wird Anfang November an den Atlantik umziehen.
Das Patentier der RNZ verlässt die Jungbullen-Wohngemeinschaft, in der er mit Tarak, Ludwig und Kin Yadanar Min lebt, um künftig im Zoo La Palmyre im Südwesten Frankreichs als neuer Zuchtbulle für Nachwuchs zu sorgen.
"Man hat das Gefühl, dass Gandhi gerade seinen Junggesellenabschied in vollen Zügen genießt", berichtet Stefan Geretschläger, Revierleiter bei den Elefanten im Zoo. Im Gegensatz zu früheren Zeiten, als der Elefant wegen seiner ruppigen Art und seiner "terroristischen Ader" als "Gaddafi" verschrien war, sei er nun sehr tolerant und sanft und spiele viel mit seinen Artgenossen.
"Gandhi ist uns sehr ans Herz gewachsen", betont Geretschläger und berichtet von der Entwicklung des Tieres: In den sieben Jahren, die Gandhi in Heidelberg lebt, sei er stressresistenter und ruhiger geworden und zeige ein vorbildliches Sozialverhalten. "Auch wenn der Abschiedsschmerz größer wird, je näher der Abreisetermin rückt, freuen wir uns doch, weil es für Gandhi positiv weiter geht."
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Sein neues Gehege in Frankreich ist von dichtem Pinien- und Kiefernwald umgeben und liegt nur einen Kilometer Luftlinie vom Atlantik entfernt. Drei Elefantenkühe warten dort auf Gandhi. Mit ihnen kann er zusammen sein oder sich in seinen eigenen Stall zurückziehen. "In freier Wildbahn leben Elefantenbullen auch nicht dauerhaft in der Familiengruppe", so Geretschläger.
Jungbullen werden allerdings nicht geduldet und so wurden junge Elefantenbullen jahrzehntelang abseits von ihren Familien gehalten und hatten später Verhaltensauffälligkeiten. Abhilfe schaffte die Idee der Jungbullen-WG, die im Heidelberger Zoo verwirklicht wurde. Von ihr hat auch Gandhi stark profitiert, denn er war in Kopenhagen schon von seiner Familie getrennt worden.
In der WG können sich die Halbstarken miteinander messen, dadurch üben sie den sozialen Umgang miteinander und lernen, wie sie sich als erwachsene Elefanten verhalten müssen - auch, um später bei den Elefantenkühen als Zuchtbulle akzeptiert zu werden.
Um Gandhi und seine Charakterzüge und Vorlieben kennenzulernen, waren seine zukünftigen Tierpfleger bereits vor acht Wochen für mehrere Tage in Heidelberg. "Wir haben versucht, in dieser Zeit möglichst viele Infos über das Tier weiterzugeben - vom Trainingsstand bis zum Lieblingsfressen", sagt Geretschläger.
Anfang November soll dann der Transport stattfinden, auf den Gandhi schon längere Zeit vorbereitet wird: "Wir üben immer wieder viele einzelne Elemente, die jetzt zusammengesetzt werden", erklärt der Revierleiter. Auf der über 1000 Kilometer langen Fahrt, die zwei Tage dauern wird, begleiten er und sein Kollege Tobias Kremer den Elefanten. "Für das Tier ist es angenehmer, wenn wir dabei sind." Zudem soll Gandhi in der neuen Umgebung am Anfang noch seine gewohnten Pfleger um sich haben.
Wer sich von Gandhi verabschieden will, hat dazu am Freitag 26. Oktober, Gelegenheit: Ab 13 Uhr findet an der Elefantenanlage eine kleine Abschiedsfeier statt. Dort wird es auch eine Wünsche-Wand geben, auf der man eine ganz persönliche Botschaft oder Reisewünsche für Gandhi hinterlassen kann.