Ein letztes Mal in die bunt bemalten Offiziersvillen (plus Fotogalerie)
Gnadenfrist fürs Künstlerdorf?: Abgeordnete Brantner will längere Zwischennutzung

Wer einmal da war, will kaum mehr fort aus dem Künstler- und Kreativdorf "PHVision". Foto: Rothe
Von Micha Hörnle
Heidelberg. Seit elf Tagen hat Heidelberg eine kleine Künstler- und Kreativenkolonie - in den Offiziersvillen der ehemaligen US-Siedlung Patrick Henry Village (PHV). Grafiker, Sprayer oder Musiker kamen alle auf Einladung des "Metropolink"-Festivals, um hier zu leben und zu arbeiten - und jeden Abend Gäste, also die Allgemeinheit, zu empfangen.
"Da kamen immer jeweils 400 Leute", sagt "Metropolink"-Organisator Pascal Baumgärtner. Die Atmosphäre ist entspannt, aber auch wuselig, wie überhaupt der gesamte, einst so verlassene Ort mit seinen vielen bunt bemalten Fassaden - schließlich ist "Metropolink" vor allem ein Graffiti-Festival - einen ganz eigenartigen Reiz hat.
Der einzige Nachteil: Heute ist unwiderruflich der letzte Tag. Ab 13 Uhr kann jeder noch einmal vorbeikommen - und Abschied nehmen. Aber im Grunde wollen das die "Dorfbewohner" mit ihrem "Bürgermeister" Baumgärtner nicht: "Wenn wir raus müssen, dann stehen die Häuser wieder leer."
Das findet auch die Grünen-Bundestagsabgeordnete Franziska Brantner, die zwei Mal vor Ort war und seitdem richtig begeistert ist: "Das ist einfach toll hier. Und so etwas sollte man möglichst erhalten, so lange PHV noch nicht neu genutzt wird." Also schrieb sie dem PHV-Eigentümer, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), am Freitag einen Brief.
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Darin äußert sie die "Bitte, eine weitere Zwischennutzung zumindest der aktuell dafür zugelassenen Häuser für ein Kreativ- und Künstlerdorf wohlwollend zu prüfen". Aber es geht ihr nicht nur um die Bewohner, sondern auch um das Image des gesamten Quartiers.
Denn die offene und einladende Zwischennutzung "würde eine Brücke bauen von dem heute zumeist als abgelegen, geschlossen und unattraktiv wahrgenommenen Areal hin zu einem lebendigen und wohnenswerten neuen Stadtviertel".
Außerdem wolle man durch dieses "Dorf", das "PHVision" genannt wird, auch keine Fakten für die weitere Nutzung der ehemaligen US-Siedlung schaffen, weswegen man das alles mit der Stadt Heidelberg besprechen müsse.
Hintergrund
Das "Metropolink"-Festival ging am Freitag, 13. Juli, an den Start. Bis zum Ende am Samstag, 28. Juli, zieht die Kunst vor die Tore der Stadt - auf den "San Jacinto Drive" im Patrick Henry Village. Am Wochenende ab 13 Uhr und unter der Woche ab 18 Uhr ist dort jeden Tag bis
Das "Metropolink"-Festival ging am Freitag, 13. Juli, an den Start. Bis zum Ende am Samstag, 28. Juli, zieht die Kunst vor die Tore der Stadt - auf den "San Jacinto Drive" im Patrick Henry Village. Am Wochenende ab 13 Uhr und unter der Woche ab 18 Uhr ist dort jeden Tag bis tief in die Nacht einiges geboten: Heute malt der deutsche Künstler "Wayne Horse" im Festivaldorf. Musik kommt von Alexander Maisenhelder und Dogpatrol. Am Sonntag, 22. Juli, ist der französische Künstler "Cssjpg" am Werk, für musikalische Unterhaltung sorgen "Huckleberry Hearts", "Gringo Mayer", "Bischler" und "Apes in Suits". Täglich vor Ort sind auch die IBA, das Büro "Plan:kooperativ", die Breidenbach-Studios, das "Labor RS79", die Sparkasse Heidelberg, die Stadtwerke und der Plattenladen "Musikzimmer". Für die Verpflegung mit Essen und eisgekühlten Getränken sorgen die Kostbar, Martin Stieber sowie Spitz+Wegerich.
Das komplette Programm gibt es im Internet unter www.facebook.com/ MetropolinkFestival. (pne)
Dort reagiert man zurückhaltend, aber nicht verschlossen auf dieses Ansinnen: "Grundsätzlich haben wir das Interesse und den Auftrag des Gemeinderates, PHV als Ganzes zu entwickeln", sagt Stadtsprecher Achim Fischer, "da muss man jede Zwischennutzung abwägen." Keinesfalls sollte diese späteren Plänen entgegenstehen.
Baumgärtner versichert, dass er sich an jede Abmachung halten würde - zumal sein "Metropolink"-Festival von der Stadt gefördert wird - und natürlich auch irgendwann sein Dorf mal wieder abbauen würde: "Demontage ist ja Teil des Konzepts."
Auch bei der Bima gibt man sich erst einmal offen: "Wir lehnen solche Vorhaben nicht von vornherein ab, aber es gibt rechtliche Fragen, die geregelt sein müssen", sagt Projektleiter Michael Scharf. Für Baumgärtner kein Problem: "Dann machen wir einen Vertrag und ich stehe in der Haftung. Wir sind doch keine Hippie-Kommune." Aber hat er keine Angst, dass das Künstlerdorf die an sich wertvollen Villen beschädigt? "Im Gegenteil, wir kümmern uns um die Gebäude, die teilweise seit acht Jahren leer stehen. Das Einzige, was wir gemacht haben, ist, sie anzumalen."