"Beiderlinden" überzeugt die Jury
Kreativ, schlicht, naheliegend: Die RNZ kürt die schönsten Namensvorschläge für Heidelbergs 16. Stadtteil - "Henriette" statt "Henry"?

Von Denis Schnur
Heidelberg. Die Resonanz war überwältigend: Knapp 200 Leserinnen und Leser haben sich an unserem Namenswettbewerb für Heidelbergs neuen Stadtteil, dem bisherigen Patrick-Henry-Village (PHV), beteiligt und in etwa ebenso viele Vorschläge gemacht. Die Jury aus Mitgliedern der Stadtredaktion hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, aber nach längerer Diskussion einen Sieger ausgemacht. Neben dem Gewinner-Beitrag wollen wir aber auch andere Vorschläge hier nennen – denn auch sie könnten dem neuen Stadtteil durchaus seinen Namen verleihen und sind es wert, der Öffentlichkeit präsentiert zu werden.
Der Sieger: "Beiderlinden"
Der Vorschlag hat die Jury vor allem überzeugt, weil er gleich mehrere Kriterien voll erfüllt: Er klingt nicht nur freundlich und ist leicht auszusprechen, er hat auch einen Bezug zu Heidelberg und zu den USA – und zwar vielleicht den positivsten, den man sich vorstellen kann. Schließlich war es General William A. Beiderlinden, der am 29. März 1945 dafür sorgte, dass Heidelberg kampflos von den US-Amerikanern eingenommen wurde. Ihm ist es wohl zu verdanken, dass die historische Altstadt nicht zerstört wurde, er gilt gemeinhin als "Retter Heidelbergs". Und praktischerweise hatte er einen Nachnamen, der aus dem Deutschen stammt und als Stadtteilname gut funktionieren würde. Der Einsender dieses Vorschlages darf sich auf das "Heidelberg-Monopoly" freuen.
Kurz und knapp: "Village"
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Die Idee, das Areal nicht komplett umzubenennen, sondern nur den Namen "Patrick Henry" zu entfernen, kam gleich von mehreren Leserinnen und Lesern – und überzeugte auch in der Redaktion. Er würde natürlich an die amerikanische Präsenz erinnern und auch den Charakter der Siedlung beschreiben. Schließlich war Patrick-Henry-Village (PHV) immer eine Mischung aus amerikanischer Vorstadt und deutschem Dorf. Praktisch wäre auch, dass die Heidelberger sich nicht umgewöhnen müssten. Andererseits ist es ein englischer Begriff, bei dem eventuell nicht jedem auf Anhieb klar ist, wie er ausgesprochen wird (weshalb ein Leser einfach die eingedeutschte Variante "Willitsch" vorschlug). Zudem müssten künftige Bewohner damit rechnen, "Village People" genannt zu werden.
Blick zurück: "Hegenich"
Würde man bei Heidelbergs 16. Stadtteil vorgehen wie bei den drei Neugründungen zuvor, müsste er wohl "Hegenich" heißen. Denn bei Emmertsgrund, Boxberg und Pfaffengrund hießen jeweils Gewanne, die sich vor der Besiedlung dort befanden, so. Und bei PHV war es der "Hegenichhof" beziehungsweise der "Hegenichwald", der vorher da war. Da liegt es nahe, auch den neuen Stadtteil dort "Hegenich", "Hegenichhof" oder "Hegenichstadt" zu nennen, wie es zahlreiche Teilnehmer vorschlugen.
Das Naheliegende: "Neustadt"
Der neue Stadtteil ist am weitesten entfernt von der Altstadt, soll zwar genauso belebt sein wie diese, sonst aber komplett anders mit neuen Wohn-, Arbeits- und Mobilitätsformen. Was wäre da naheliegender, als das Quartier "Neustadt" zu nennen – ein Vorschlag, den mehrere Leser machten. Zwar hätte er keinen Bezug zur Geschichte, würde aber den Charakter des neuen Stadtteils gut beschreiben.
Die Frau: "Henriette"
Wenn es um die Benennung des neuen Stadtteils gehen wird, hat der Vorschlag wohl nur Außenseiter-Chancen. Aber die RNZ-Jury findet, dass er eine Erwähnung wert ist. Denn "Henriette" schlägt nicht nur einen subtilen Bogen zur Geschichte des Areals, während sie sich gleichzeitig von Patrick Henry distanziert – der Name wäre auch ein Statement für die Gleichberechtigung der Geschlechter.
Info: Der Sieger sowie drei weitere Gewinner werden telefonisch benachrichtigt. Wurde ein Vorschlag öfter eingeschickt, entscheidet das Los.



