"Das Neuenheimer Feld muss IBA-Projekt werden"
Bauausstellungsdirektor Michael Braum sieht Zug noch nicht abgefahren – Betriebshof ist "Stachel im Fleisch"

Das Neuenheimer Feld im Heidelberger Neckarbogen. Foto: Kay Sommer
Von Holger Buchwald
Heidelberg. "Im Großen und Ganzen" sei er mit der Internationalen Bauausstellung (IBA) zufrieden, sagte der geschäftsführende IBA-Direktor Michael Braum, als er im Bauausschuss seinen Jahresbericht vorlegte. Der Bund unterstütze die Einzelprojekte mit acht Millionen Euro. Doch Braum will sich auch um größere Gebiete kümmern. Im RNZ-Interview erklärt er, warum.

IBA-Chef Michael Braum. Foto: IBA
Sie fordern, dass sich die Internationale Bauausstellung neben Patrick-Henry-Village auch um Bergheim-West und das Neuenheimer Feld kümmern darf. Warum kommen Sie erst jetzt damit?
Dass wir uns auch mit dem Neuenheimer Feld beschäftigen sollten, war schon früh in der Diskussion - mit Beginn der IBA. Der kommunalpolitische Streit um den naturwissenschaftlichen Campus ist aber emotional so aufgeladen, dass die Stadtspitze befürchtete, dass wir dabei unter die Räder kommen. Langfristig aber muss das Neuenheimer Feld, dieser international wichtige Wissenschaftsstandort, zum Projekt der IBA werden, sonst werden wir unglaubwürdig. Unser Thema ist schließlich "Wissen schafft Stadt".
Wie könnte das Neuenheimer Feld von der IBA profitieren?
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In vielfältiger Weise. Wir verfügen über ein Netzwerk von Expertinnen und Experten, die die Diskussion um die Zukunft des Neuenheimer Felds fruchtbar ergänzen können. Das wäre in meinen Augen auch hilfreich für den Masterplanprozess. Aber auch wenn die IBA bislang noch nicht direkt daran beteiligt ist, hat mir die Stadt zugesagt, dass sie an verantwortlicher Stelle in den Masterplanprozess eingebunden sein werde. Ich wünsche mir, dass das Neuenheimer Feld als Ergebnis dieses Prozesses ein von Stadt und Land getragenes IBA-Projekt sein wird.
Ist es dann nicht viel zu spät?
Nein. Ich bewerte den Masterplanprozess als Sondierungsgespräche. Wenn die Kompromisse gefunden sind, wäre eine gute Grundlage geschaffen, dass wir uns im Rahmen der IBA intensiv mit dem Neuenheimer Feld beschäftigen.
Warum wollen Sie sich auch um Bergheim-West kümmern?
Es wäre eine sinnvolle Ergänzung. Am Beispiel des Patrick-Henry-Village können wir zeigen, wie eine Wissensstadt auf grüner Wiese im Kontext der Metropolregion entstehen kann. Am Beispiel des Neuenheimer Feldes sähe man, wie und in welchem Maße dieses Gebiet mit einer hohen Konzentration von wissenschaftlichen Einrichtungen in die Stadt integriert werden kann. Bergheim-West wäre wiederum ein Beispiel dafür, wie sich eine durch die Gründerzeit geprägte Stadt mit vielen Bildungseinrichtungen wie Schulen, der Volkshochschule und der Stadtbücherei im Bestand verändern kann, um fit für die Wissensstadt von Morgen zu sein.
In der politischen Debatte sieht es nach dem CDU-Antrag im Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss danach aus, dass der RNV-Betriebshof aus der Bergheimer Straße weg verlagert wird. Was halten sie davon?
Ich begrüße das. Ein reiner Umbau des RNV-Standorts in der Bergheimer Straße würde für die Fußgänger nichts ändern, da die Erdgeschosse weiterhin "tote" Fassaden blieben. Ihn dort zu belassen, wäre ein Stachel im Fleisch. Wäre es nicht interessant, zu schauen, unter welchen Bedingungen dort auch preiswerter Wohnraum entstehen kann? Es ist ein berechtigtes Anliegen der Bergheimer, vor einer Gentrifizierung zu warnen. Doch ist der Große Ochsenkopf, unter Abwägung aller Belange, in meinen Augen ein weniger schädlicher Standort. Einen ganz anderen Platz zu finden, wäre sicherlich ein Befreiungsschlag. Aber auch andere Standorte, wie das US-Airfield, haben ihre Schwächen. Schließlich ist dort gemeinsam mit der IBA ein Landwirtschaftspark geplant. Ich hoffe, die Zeit, die mit dem CDU-Antrag gewonnen wurde, wird sinnvoll genutzt.



