Großspender Marguerre stellt Blankoscheck aus
Zur Not geben Mäzene mehr als 22 Millionen Euro - Keine Konferenzen während der Bauzeit

OB Eckart Würzner (r.) bedankte sich mit einem Heidelberg-Stich von 1730 bei Großspender Wolfgang Marguerre. Foto: Rothe
Von Micha Hörnle
Heidelberg. Am Freitag bedankte sich Oberbürgermeister Eckart Würzner ganz persönlich bei Wolfgang Marguerre - und im Grunde auch bei allen anderen Mäzenen - dafür, dass sie den Umbau der Stadthalle durch ihre private Spende ermöglichen. Denn wie berichtet, werden die Großspender - und der mit Abstand größte Anteil kommt von Marguerre - 22 Millionen Euro geben, die Stadt kann nur sechs Millionen beisteuern. Und am Freitag gab Marguerre der Stadt und Würzner noch ein ganz besonderes Versprechen: Ihm ist das Projekt so wichtig, dass er eventuelle Mehrkosten bei der Sanierung übernehmen will: "Ich bin mir nicht sicher, ob die Baukosten von 28 Millionen Euro genügen. Sicher wird die eine oder andere Überraschung kommen, aber die habe ich miteinkalkuliert." Es ist, wenn man so will, eine Art Blankoscheck, und Würzner versichert, dass man die Großzügigkeit der Mäzene auch nicht überstrapazieren will.
Und Marguerre erinnert sich an eine Episode im Zuge der Theatersanierung, als ihn am meisten beeindruckte, dass ein Steppke sein ganzes Taschengeld gespendet hatte: "Solch ein Beitrag ist viel wichtiger. Bei dem Jungen war es sein ganzes Geld, bei mir ist das ja nicht der Fall."
Dass sich der Mäzen derartig finanziell engagiert, liegt daran, dass der Stadthallenumbau ein Herzensprojekt des Pharmaunternehmers ist, der jeden Tag vom Neuenheimer Hang auf den Sandsteinbau schaut: "So richtig fiel mir die Stadthalle auf, als vor über sieben Jahren über die Erweiterung zum Konferenzzentrum diskutiert wurde. Und als der Bürgerentscheid so eindeutig ausgefallen war, habe ich den OB gefragt: ,Wieso können wir denn nicht daraus etwas richtig Schönes machen?’ Und dann hat Würzner gesagt: ,Wir haben dafür kein Geld.’" Sicher, die Stadt hat für notwendigste Reparaturen für die kommenden Jahre sechs Millionen eingeplant - aber das hätte nie und nimmer für den "großen Wurf" gereicht, der mit den Mängeln des Gebäudes aufräumt - angefangen von der Akustik über die kläglichen Künstlergarderoben bis hin zum Ballsaal, den man nur durch einen Nebeneingang erreichen kann.
Allerdings: Die Bauzeit wird nicht einfach für die Festivals mit dem Standort Stadthalle: "Wir haben keine Möglichkeit, für zwei Jahre eine Ersatzspielstätte zu bauen. Daher brauchen wir Kreativität, andere Veranstaltungsorte zu finden: die Alte Aula, das Theater, die Halle 02, die Hebel-Halle oder auch Kirchen", so Würzner. Auch bei den meisten Kongressen fällt Heidelberg zwischen 2019 und 2021 flach, wie Mathias Schiemer von Heidelberg-Marketing berichtet: "Das war keine leichte Entscheidung, aber ich gehe davon aus, dass die meisten Kongresse wiederkommen. In der Zwischenzeit können wir sie nur bitten, nach Mannheim auszuweichen." Alternative Orte zum Tagen, wie die Uni-Hörsäle, bieten sich nicht an. Für Schiemer kein Drama: "In Zürich wird das Kongresshaus drei Jahre lang umgebaut, da gibt es so lange keine Tagungen." Bis dato sind zwei Veranstaltungen für 2019 geplant, die könne man sicher noch "umleiten".