Heidelberger Sicherheitsaudit

Im verkehrsreichen Bergheim gibt es viel zu tun

Die Bergheimer Straße müsste komplett umgebaut werden - Bürger benennen aber nur wenige Problemstellen

02.01.2018 UPDATE: 03.01.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 7 Sekunden

Querende Fußgänger und Radler, schnelle Busse und viel Verkehr. Wenn es nach dem Sicherheitsauditor Jens Leven geht, würde er die Bergheimer Straße gerne komplett umbauen. Sein Urteil: "Das ist ein Straßenraum, der nicht funktioniert." Foto: Alex

Von Holger Buchwald

Heidelberg. Wie kann die Verkehrssicherheit für Kinder und Senioren in den Stadtteilen verbessert werden? Was schlägt der Sicherheitsauditor Jens Leven vom Büro für Forschung, Entwicklung und Evaluation (Bueffee) vor? Und was davon wurde bereits umgesetzt? Die Stadtredaktion stellt einige Zwischenergebnisse aus Levens Untersuchung in einer losen Reihe vor. Für drei Stadtteile gibt es bereits eine erste Zwischenbilanz. Nach der Weststadt geht es im zweiten heute um Bergheim.

> Wie gefährlich ist Bergheim? Laut Unfallstatistik der Polizei ist es für Fußgänger und Radler der gefährlichste Stadtteil Heidelbergs: 455 der "schwachen" Verkehrsteilnehmer verunglückten dort von 2012 bis Oktober 2016. Auf dem zweiten und dritten Platz folgen die Weststadt mit 314 und Neuenheim mit 311 Unfällen, an denen Fußgänger und Radler beteiligt waren. Da Bergheim der Stadtteil mit dem meisten Verkehr ist, identifizierte Leven mit seinem Team dort auch viele Problemstellen, nur in der Altstadt gibt es mehr. Besonders auffällig sind - sowohl in der Untersuchung Levens als auch in der Unfallstatistik - die komplette Bergheimer Straße und der vordere Teil der Rohrbacher Straße zwischen Bismarck- und Adenauerplatz. Allein in der Bergheimer Straße gab es 24 Unfälle mit Fußgängerbeteiligung und 56 mit Radlern.

> Wie sehen es die Bewohner des Stadtteils? Kurios: Das subjektive Empfinden der Bergheimer passt nicht zu den Zwischenergebnissen des Sicherheitsaudits. In einer Bürgerliste wurden nur sieben Problemstellen benannt. Handlungsbedarf gibt es aus Elternsicht rund um die Wilckensschule. Dort kritisieren sie unübersichtliche Straßenkreuzungen, zu schnelle Autofahrer und Falschparker. In der Poststraße ärgern sich die Bergheimer ebenfalls über Geschwindigkeitsüberschreitungen und den Anlieferverkehr für das Alte Hallenbad. Sieben Einträge in der Bürgerliste sind trotzdem sehr wenig. Die Altstädter nannten 50 gefährliche Orte in ihrem Stadtteil.

> Bei der Begehung im Stadtteil stellte Leven 234 Problemstellen fest. Mal geht es um eingeschränkte Sicht für Fußgänger und Radler, fehlende Zebrastreifen oder Radwege, schlechte Markierungen oder gefährlichen Anlieferverkehr. Besonders schlecht kommt die Bergheimer Straße in Levens Urteil weg: "Das ist ein Straßenraum, der einfach nicht funktioniert." Dort passiere zu viel auf einmal: Beschleunigte Straßenbahnen und Bussen auf einer eigenen Trasse, fehlende Querungsmöglichkeiten für Fußgänger und Radler, der zaghafte Versuch, Tempo 30 durchzusetzen, ohne dass der Straßenraum entsprechend gestaltet wäre. Leven schlägt einen gesonderten Radweg vor mit mehreren Möglichkeiten, die Gleise sicher zu überqueren.

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> Ein hohes Unfallrisiko besteht laut Leven auch an der Kreuzung Kleine Plöck/Rohrbacher-/Poststraße. An der Ampel zwischen McDonald’s und Carré gebe es ständige Konflikte zwischen Radlern, Fußgängern, Bussen und Straßenbahnen. Für Erstere gebe es keine vernünftige Möglichkeit, die Kreuzung zu überqueren, aber auch Fußgänger gingen sehr häufig bei Rot über die Straße. Ein ähnliches Bild zeichne sich an der Kreuzung Sofienstraße/Plöck ab. Radler würden dort häufig von rechtsabbiegenden Autos übersehen.

> Welche Verbesserungsvorschläge wurden bereits umgesetzt? In der Bluntschlistraße ließ das Amt für Verkehrsmanagement die Haltefläche für Busse markieren und Poller aufstellen, damit Autofahrer die Zone nicht mehr blockieren. Am Osteingang der Wilckensschule wurden zudem Piktogramme mit dem Symbol "Achtung Kinder!" auf die Straße gemalt. Neue Markierungen und der Wegfall von Parkplätzen an der Kreuzung Kirch-/Vangerowstraße sind weitere Beispiele, die Leven nennt. Und immer wieder wurden Bäume zurückgeschnitten, wo sie die Sicht auf wichtige Verkehrsschilder verdeckten.

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