Warum die Polizei heimlich gelbe Hände aus Papier verteilte
Auf der Neckarwiese macht Gelegenheit Diebe. Die Polizei warnte am Freitagabend vor Taschendiebstählen auf der beliebten Grünfläche.

Von Hannes Huß
Heidelberg. Einige Besucher der Neckarwiese fanden am Freitagabend verwundert in ihren Taschen gelbe Hände aus Papier. Diese hatten Polizeibeamte in Zivil heimlich "verteilt", um auf die Gefahr von Taschendiebstählen aufmerksam zu machen. Denn das liebste Naherholungsgebiet der Heidelberger bietet Dieben häufig günstige Gelegenheiten, einen Rucksack oder Jutebeutel zu entwenden.
"Vor allem am Volleyballfeld ist es gefährlich. Da legen die Leute ihre Sachen ab zum Spielen, und die Täter gehen in der Menge unter", berichtet Polizeisprecher Norbert Schätzle. Obwohl die Neckarwiese am Freitag wegen des schlechten Wetters nur spärlich besucht ist, sind er und seine Kollegen mit dem Einsatz zufrieden: "Jede präventive Ansprache ist ein potenzielles Opfer weniger."

Insgesamt zwölf gelbe Hände hätten die Beamten den Abend über unbemerkt in Taschen gelegt, erklärt Schätzle gegenüber der RNZ am Samstagmorgen. "Wir hoffen jetzt, dass die Betroffenen Multiplikatoren sind." Damit meint er Personen, die in ihrem Umfeld von der Aktion erzählen und dadurch mehr Bewusstsein für die Problematik schaffen.
Diese Präventionsarbeit erachtet Schätzle als fruchtbarer als die Aufklärung bereits begangener Straftaten: "Wenn der Täter weg ist, sieht’s ungünstig aus", betont der Polizeisprecher. Die Anzahl an Taschendiebstählen und weiteren Delikten im Bereich der Neckarwiese bewege sich nach dem coronabedingten Rückgang 2020 und 2021 dieses Jahr wieder auf dem Niveau von 2019.
Auch interessant
Aufregung gab es am Freitagabend dann doch noch für die Beamten, allerdings nicht im Rahmen des geplanten Einsatzes. Zwei stark alkoholisierte junge Männer gerieten in Streit, worauf einer der beiden ein Messer zückte und es dem Gegenüber in die Hüfte rammte. Glücklicherweise waren die Einsatzkräfte schon vor Ort und konnten den Täter festnehmen. Das Opfer wurde mit dem Rettungswagen abtransportiert, schwebt aber nicht in Lebensgefahr.
"Daran sieht man: Selbst wenn nichts los ist, kann immer was passieren", sagte Rouven Lahr. Er koordinierte den Schwerpunkteinsatz der Besonderen Aufbauorganisation "Sicher in Heidelberg", für die Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes und der Polizei vor Ort waren. Dazu gehörten auch Fachkräfte für den Bereich Prävention. Sie suchten am Freitag das Gespräch mit den Neckarwiesenbesuchern, klärten diese über die Gefahr von Taschendiebstählen und Minderjährige über den Missbrauch von Drogen auf.