Unterwegs mit den Night Coaches
Am Freitag ließ die Stadt erstmals Zivilisten auf der Neckarwiese patrouillieren. Die RNZ war dabei.

Von Jannik Wilk
Heidelberg. Freitagabend, halb zehn: Auf der Neckarwiese ist viel los. Studierende, Gruppen von Jugendlichen, Flaschensammler, alle sind sie da – und erstmals auch die Night Coaches. Die – frei übersetzt – "Nacht-Trainer" sind das jüngste Projekt der Stadt und der beiden Nachtbürgermeister Jimmy Kneipp und Daniel Adler.
Die Night Coaches sind junge Männer, die dafür sorgen sollen, dass der Abend nicht aus dem Ruder läuft, das junge Partyvolk nicht zu laut ist – oder gar etwas kaputt macht. An zwei Wochenenden sind sie nun erst einmal im Einsatz, dann wird Bilanz gezogen, ob das Konzept erfolgversprechend ist.
Unter der Heuss-Brücke an der Neckarwiese steht der Polizist Torben Wille, er ist heute der Einsatzleiter. "Die Night Coaches sind schon unterwegs", erzählt er. Die Polizei arbeitet eng mit ihnen zusammen. "Wir haben uns um 21 Uhr getroffen und uns kurz ausgetauscht."
Warum braucht es die Zivilpatrouillen, wenn die Polizei vor Ort ist? "Die sprechen von Bürger zu Bürger. Das ist eine andere Idee." Die Night Coaches erklärten den Menschen etwa, warum es wichtig ist, dass ab einer bestimmten Uhrzeit Ruhe einkehrt – oder dass derzeit wegen Brandgefahr Grillverbot besteht. Gibt es Streit, schlichten sie. Sehen sie einen Wildpinkler, sprechen sie ihn an. Dafür teilen sich neun Schlichter in drei Teams auf. Langfristig sollen die Night Coaches auch in der Altstadt unterwegs sein.
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Die drei freundlichen Mittzwanziger Azad, Sven und Muhammed bilden eines dieser Teams. Auf ihren gelben T-Shirts steht vorne klein "Night Coach" – und auf dem Rücken: "Gute Nacht für DICH #hdn8".
Die drei kommen aus Mannheim und arbeiten in der Sicherheitsbranche. Normalerweise drehen sie ihre Runden auf Werksgeländen von Privatunternehmen oder bewachen Supermärkte. Die Stadt Heidelberg bezahlt ihren Arbeitgeber für ihren Einsatz auf der Neckarwiese. Kollegen, die normalerweise vor den Türen von Mannheimer Clubs stehen, seien bewusst nicht für den Job ausgewählt worden: "An der Tür hat man eine andere Haltung", erklärt Muhammed. Auch das Aussehen sei ein anderes: "Das sind kräftigere Kollegen. Wenn man uns anschaut, denkt man nicht sofort: Schlägertypen!"
Kommt es zu Handgreiflichkeiten, rufen die Night Coaches die Polizei. "Wir sind die Augen und Ohren der Behörden", sagen sie. Meistens reagierten die Leute aber gelassen: "Wir sind cool drauf. Die sollen Spaß haben." Manche glauben wegen der einheitlichen T-Shirts, die drei feierten einen Junggesellenabschied. Bisher sei alles ruhig, berichtet Sven: "Nur Kleinigkeiten. Verteilter Müll, Wildpinklerei, verbotenes Grillen."
Gegen 23 Uhr heizt sich die Stimmung etwas auf. Der Alkohol zeigt Wirkung. Vereinzelt führt die Polizei Verdächtige ab, diskutiert mit Jugendlichen oder nimmt Personalien auf. Ein Krankenwagen fährt mit Blaulicht vor. Viele sind aber inzwischen heimgegangen oder in die Altstadt gezogen. Und so ist es am späten Abend auf der Neckarwiese relativ friedlich.
Ob der Einsatz der Night Coaches hilft, Lärm, Dreck und Randale auf Dauer einzudämmen, muss sich erst noch zeigen.