Heidelberg

Streit ums Feierbad

Der Clubverband fürchtet die subventionierte Konkurrenz. Die Jugendgruppen wollen das Projekt fortsetzen.

29.05.2022 UPDATE: 30.05.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 34 Sekunden
Begeistert nahmen die Jugendlichen im letzten Sommer die „Feierbad“-Reihe im Neuenheimer Feld auf. Foto: Philipp Rothe

Von Holger Buchwald

Heidelberg. Mit dem "Feierbad" im Neuenheimer Feld erhielten die Heidelberger Jugendlichen im vergangenen Sommer endlich einen Veranstaltungsort, an dem sie unter sich sein und tanzen konnten. Damit entspannte sich auch die Lärmsituation auf der Neckarwiese. Bereits am kommenden Donnerstag soll der Gemeinderat nun über eine Neuauflage der Party-Reihe entscheiden. Doch im Vorfeld gibt es Streit.

Der Clubverband "Eventkultur Rhein-Neckar" kritisierte öffentlich, dass die Stadt mit dem "Feierbad" eine Konkurrenzveranstaltung zu den Clubs finanziere. "Es kann nicht sein, dass die Nachtbürgermeister hier auf Kosten der Kulturschaffenden ihre eigene Location vom Steuerzahler finanziert bekommen. Mit den bereitgestellten Mitteln könnten viele Möglichkeiten eröffnet werden, die sowohl für die Jugendlichen als auch für die etablierte Szene einen Mehrwert bieten", so Nora Straßer, stellvertretende Vorsitzende des Clubverbands. Überdies sollten die städtischen Gelder in nachhaltige Jugendkultur-Konzepte gesteckt werden. Die "Winter-Edition" des Feierbads sei frühzeitig beendet worden, weil die Besucher ausgeblieben waren, erinnert Straßer. Ihr Verband sei bereit, an einem neuen Konzept mitzuarbeiten und die regionale sowie überregionale Expertise aus der Veranstaltungsbranche einzubringen, betont auch die Vorsitzende Zora Brändle.

Zahlreiche Gemeinderatsfraktionen und die Jugendorganisationen der Parteien widersprechen der Kritik von Eventkultur und stellen sich vor das "Feierbad". "Die Gründe dafür, dass Ende April die Besucherzahlen zurückgegangen sind, lagen nicht in der Konzeption, sondern eher am Drosseln der Musiklautstärke um 22 Uhr – von meinen Töchtern kann ich aus Erfahrung sagen, dass Jugendliche nicht gerne zu leiser Musik tanzen", sagt zum Beispiel SPD-Fraktionschefin Anke Schuster. Anders war dies im letzten Sommer: Angesichts von 10.000 jugendlichen Besuchern an vier Wochenenden werten die Jusos diese Reihe als Erfolg.

"Das Feierbad ist nicht das ‚eigene‘ Projekt der Nachtbürgermeister", betont der Vorsitzende der Jungen Union Heidelberg, Erich Kaiser; "Es ist das Gemeinschaftsprojekt einer jungen Gruppe, der Nachtbürgermeister und der Verwaltung." Die Behauptung, dass das Feierbad zu irgendwem in Konkurrenz stand, sei falsch, sagt auch CDU-Fraktionschef Jan Gradel. Man habe es ja deshalb ins Leben gerufen, weil es bis dahin kein Angebot für 16- bis 18-Jährige gab.

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Mitorganisator und Kreisvorstand der Linken, Justus Heine, begrüßt das Angebot von Eventkultur Rhein-Neckar, sich an einem nachhaltigen Konzept für Partys für Unter-18-Jährige zu beteiligen: "Den Vorwurf, das Feierbad sei kein nachhaltiges Projekt und nur Konkurrenz für die Klubszene in Heidelberg, weise ich jedoch entschieden zurück. Bei den Gesprächen vor einem Jahr hatte keiner der Klubs ein wirkliches Interesse an solchen Partys geäußert." Ähnlich argumentiert die FDP-Gemeinderatsfraktion. Im vergangenen Jahr habe Eventkultur aufgrund fehlender Gewinnaussichten eine Zusammenarbeit abgelehnt.

"Es stimmt nicht, dass wir nicht im Vorfeld mit den bestehenden Clubs und der Kreativwirtschaft gesprochen hätten", sagt auch Nachtbürgermeister Jimmy Kneipp auf RNZ-Anfrage. Doch der Antrag aus dem vergangenen Herbst, die Partyreihe abwechselnd in den verschiedenen Veranstaltungshäusern steigen zu lassen, sei gescheitert. "Der Karlstorbahnhof hatte keine Termine mehr frei, und die Halle 02 wollte eine zu hohe Miete", so Kneipp.

"Frech" findet Kneipp den Vorwurf, dass er Steuergelder für eine eigene Location verschwende. Da sollte man lieber mal auf andere Verflechtungen zwischen Clubszene und Kommunalpolitik schauen. "Das Feierbad ist eine gemeinschaftliche Aktion von der Stadt, ,Heidelberg Marketing’, den Jugendgruppen und mir. Dieser Ort gehört ausschließlich der Jugend." Dass die "Winter-Edition" der Reihe vorzeitig endete, lag auch in den Augen von Kneipp daran, dass die Musik ab 22 Uhr gedrosselt wurde. "Die Wieblinger haben zwar dadurch nichts mehr mitgekriegt von der Party, die Jugendlichen hatten aber keinen Spaß." Wenn man das Feierbad zum Erfolg führen wolle, müsse man einen Mittelweg finden. Die geplante Lärmschutzwand sei wichtig.

Der Gemeinderat wird nun nach einer gemeinsamen Sitzung mit dem Jugendgemeinderat am kommenden Donnerstag über eine Fortsetzung des "Feierbads" entscheiden. Eine vierwöchige Party-Reihe wird mit 102.000 Euro, eine sechswöchige mit 133.000 Euro veranschlagt. Die Fraktion der Grünen macht unterdessen eigene Vorschläge zur Stärkung der Jugendkultur: So sollten Flächen wie das Airfield oder die Pferchel- und Hellenbachgrillhütte für Jugend-Open-Air-Veranstaltungen freigegeben werden. Weitere Vorschläge sind ein städtischer "Sanierungstopf" in Höhe von 150.000 Euro für Spielstätten, die Angebote für 16- bis 27-Jährige anbieten, oder die Nutzung der Großsporthalle für Jugendevents.

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