Bau der Gneisenaubrücke über die Bahngleise hat begonnen
Der 37 Meter hoher Pylon am Rand der Ochsenkopfwiese ist der erste Schritt zum neuen Fahrradnetz. Im Frühjahr 2025 soll die Brücke fertig sein.

Von Denis Schnur
Heidelberg. Fast 40 Meter soll sie hoch sein und einen wichtigen Beitrag zur Verkehrswende leisten. In Bergheim und der Bahnstadt wurde kürzlich mit den Arbeiten für die Gneisenaubrücke begonnen. Ab Frühjahr 2025 sollen Radfahrer und Fußgänger über das 120 Meter lange Bauwerk bequem von der Eppelheimer Straße zur Ochsenkopfwiese fahren – und später von dort über eine zweite Brücke ins Neuenheimer Feld.
Wie sehr das Projekt die Bergheimer umtreibt, zeigte sich auf einer Info-Veranstaltung der Stadt am Mittwoch. Trotz der für Arbeitnehmer ungünstigen Uhrzeit (14.30 Uhr) kamen rund 20 Anwohner, um die Verantwortlichen mit Fragen zu löchern. Sie sorgen sich um das Grün im Quartier, fürchten aber auch die lang andauernde Baustelle. Die RNZ beantwortet die wichtigsten Fragen:

Wie soll die Brücke aussehen? Relativ eindrucksvoll. Ein 37 Meter hoher Pylon, der am Rande der Ochsenkopfwiese errichtet wird, trägt mit dicken Stahlseilen die Hauptlast. So ist die Brücke auch aus der Ferne gut sichtbar.
Warum braucht man eine Brücke nur 150 Meter von der Czernybrücke entfernt? Wenn die Brücke 2025 fertig ist, gehen Gutachter davon aus, dass dort etwa 4000 Fahrradfahrer täglich fahren. Wirklich wichtig wird das Bauwerk aber erst in den Jahren danach – wenn im Norden die Fuß- und Radwegebrücke über den Neckar ins Neuenheimer Feld anschließt und im Süden der Radschnellweg nach Schwetzingen. "Das ist insgesamt ein größer angelegtes Radverkehrsprojekt", erklärte Klaus-Peter Hofbauer, Leiter des städtischen Tiefbauamtes.
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"Das ist jetzt der erste Baustein des Ganzen." Wenn beide Brücken fertig sind, kann man von der Eppelheimer Straße bis in den Uni-Campus – über Gleise, Autobahn, 37 und Neckar – fahren, ohne an einer einzigen Ampel zu halten. "Davon versprechen wir uns, dass mehr Pendler auf das Rad umsteigen", so Hofbauer.
Was kostet die Brücke? Die ursprünglichen Planungen lagen bei elf Millionen Euro, mittlerweile geht man bei der Stadt von Gesamtkosten von 18 Millionen Euro für Planung und Bau aus. Das Land trägt davon zwei Drittel, der Rest kommt aus dem Treuhandvermögen Bahnstadt.
Warum wird die Brücke erst jetzt gebaut? Schon als die Bahnstadt geplant wurde, gab es die Idee einer Fahrradbrücke an dieser Stelle. Mit der Planung wurde schließlich 2011 begonnen, Ende 2017 stimmte der Gemeinderat dem Neubau zu. Danach lief es weniger nach Plan: Auf die erste Ausschreibung erhielt die Stadt kein zufriedenstellendes Angebot. Das Projekt wurde neu ausgeschrieben. "Und dann mussten wir wieder ein Baufenster mit der Bahn abstimmen", berichtete Hofbauer. "Und das ist nicht leicht."
Was ist bereits geschehen? Bisher wurde vor allem der Baustellenbereich an der Ochsenkopfwiese eingerichtet. Außerdem wurde mit Erdarbeiten für das Fundament des Pylonen begonnen. Die RNV hat zudem neue Leitungsmasten für ihre Straßenbahngleise gesetzt. Denn damit die Brücke nicht zu hoch werden muss, legen sowohl die RNV als auch die Bahn ihre Leitungen tiefer.
Und wie geht es weiter? Der Pylon wird tief im Boden verankert. Zudem werden Hilfsstützen zwischen den Bahngleisen errichtet. Anschließend wird die eigentliche Brücke in vormontierten Einzelstücken angeliefert. Diese liegen zunächst auf den Hilfsstützen auf, werden dann mit den Stahlseilen am Pylon befestigt, bevor die provisorischen Pfeiler zwischen den Gleisen wieder abmontiert werden. Das alles dauert vermutlich gut 18 Monate.

Wann folgt die Brücke über den Neckar? Das ist noch unklar. "Da befinden wir uns noch in der Planung", so Hofbauer. Die Stadt hofft auf einen Baubeginn 2026.
Wäre eine lange Brücke nicht sinnvoller? Eine durchgängige Brücke von der Bahnstadt bis ins Feld hätte den Vorteil gehabt, dass Fahrradfahrer nicht am Ochsenkopf zunächst bergabfahren, bevor es bei der nächsten Brücke wieder bergauf geht. "Das wäre deutlich komfortabler", argumentierte ein Anwohner.
Die Variante hätte jedoch zwei große Nachteile, wie Hofbauer erwiderte: Einerseits hätte man zusätzliche Auffahrrampen gebraucht, um die bestehenden Rad- und Fußwege an der Ochsenkopfwiese und der Gneisenaustraße anzubinden. "Und es wäre deutlich teurer geworden." Ein Quadratmeter Brückenfläche koste 15 Mal so viel wie ein Quadratmeter ebenerdige Fahrbahn.
Wie viele Bäume müssen für den Bau gefällt werden? Für die erste Brücke werden drei Bäume am östlichen Rand der Ochsenkopfwiese gefällt – darunter zwei große Walnussbäume. "Wir haben alle Möglichkeiten geprüft", betonte Barbara Vogt vom Umweltamt. "Diese Fällungen waren leider unabdingbar." Jedoch werde man natürlich Ersatz pflanzen: Fünf Bäume entlang der Gneisenaustraße und einen auf der Ochsenkopfwiese. Auch für den Bau der zweiten Brücke müssen aller Voraussicht nach mehrere Bäume gefällt werden. Welche und wie viele ist aber noch unklar.
Warum wird der Ersatz nicht komplett auf der Ochsenkopfwiese gepflanzt? Das wundert auch die Anwohner, die ohnehin nicht froh darüber sind, dass die "grüne Lunge" des Quartiers kleiner wird. "Da könnte man wenigstens hier nachpflanzen", forderte ein Nachbar. Doch das scheitert am deutschen Planungsrecht. Denn für einen solchen Verkehrsneubau braucht es ein aufwendiges Planfeststellungsverfahren, in dem auch Baumfällungen und Ersatzpflanzungen festgehalten werden.
Für die Gneisenaubrücke wurde dieses 2018 abgeschlossen "Damals sind wir aber davon ausgegangen, dass auf der Ochsenkopfwiese der Betriebshof gebaut wird", so Vogt. Und jetzt könne man die Standorte nicht mehr ohne weiteres ändern.
Was bedeuten die beiden Brückenprojekte darüber hinaus für die Ochsenkopfwiese? Dass der Betriebshof nicht kommt und das Areal dauerhaft Grünfläche bleibt, ist mittlerweile beschlossen. Damit sei auch naheliegend, dass dort neue Bäume gepflanzt werden, betonte Hofbauer: "Das kann auch im Rahmen einer Ersatzpflanzung sein – etwa für die zweite Brücke."
Am südöstlichen Rand, wo die Gneisenaubrücke ankommt, soll zudem ein kleiner Platz entstehen. Von dort schlängelt sich dann der Radweg zur Neckarbrücke, die etwas weiter nördlich beginnt. Der "Schwarze Weg", der bereits von Ost nach West durch die Grünfläche führt, werde langfristig vermutlich etwas nach Norden verlegt.
Und der Bolzplatz? Schon vor einigen Jahren wurde der kleine Fußballplatz am Rande der Wiese entfernt, weil das Areal auf Sprengstoffe untersucht wurde. Doch Hofbauer hatte eine gute Nachricht für die Anwohner: "Wenn alles fertig sei, kommt auch der Bolzplatz zurück."