Nachtbürgermeister soll im Lärm-Streit schlichten
Honorarkraft könnte im Frühjahr ihre Arbeit aufnehmen

Von Holger Buchwald
Heidelberg. Noch vor der Sommerpause 2020 könnte der neue Nachtbürgermeister in der Altstadt seine Arbeit aufnehmen. Am heutigen Mittwoch steht das Thema erstmals auf der Tagesordnung des Haupt- und Finanzausschusses – nachdem der Gemeinderat mit der Verabschiedung der neuen Sperrzeitsatzung am 17. September bereits die Stadtverwaltung beauftragt hatte, ein Konzept zu erarbeiten. Der Nachtbürgermeister soll demnach im Lärm-Streit zwischen Kneipengängern, Wirten und Anwohnern vermitteln. Der Aufgabenbereich des Mannheimer Nachtbürgermeisters – er war der erste in Deutschland – sei hingegen weiter gefasst, so eine Stadtsprecherin: "Er schließt auch die Weiterentwicklung von Angeboten im Mannheimer Nachtleben ein."
Der Heidelberger Lärmbeauftragte sollte "eine hohe soziale Kompetenz mitbringen", besonders in den Nachtstunden und am Wochenende in der Altstadt unterwegs sein und regelmäßige Sprechstunden anbieten. Darüber hinaus gehe es darum, mit allen Beteiligten Konzepte für ein besseres Miteinander zu erarbeiten. Für die Tätigkeit mit 100 Stunden im Monat veranschlagt die Stadt Kosten von rund 50.000 Euro im Jahr. Die Versuchsphase sollte auf zwölf Monate beschränkt werden.
Was den Zuschnitt des Aufgabenbereichs angeht, schlägt Bürgermeister Wolfgang Erichson zwei unterschiedliche Varianten vor. Zum einen könnte die Projektgruppe, die ab Januar eine Awareness-Kampagne (Achtsamkeitskampagne) für die Altstadt ausarbeiten soll, die Funktion eines Nachtbürgermeisters definieren. Als Alternative sei auch denkbar, dass die Verwaltung den Posten eigenständig ausschreibe und besetze. Erichson befürwortet den ersten Weg: "Wir sind überzeugt davon, dass für den Erfolg eines Lärmbeauftragten die Akzeptanz durch alle Akteure entscheidend ist", heißt es in der Vorlage. Allerdings könnte der Nachtbürgermeister schneller eingesetzt werden, wenn die Stadt ihn bestimmt.
An der Projektgruppe zur Ausarbeitung der Awareness-Kampagne sollen neben Vertretern von Stadt und Polizei alle relevanten Gruppen in der Altstadt beteiligt werden. Am 14. Januar kommt sie zum ersten Mal im Rathaus zusammen.
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Unterdessen hat die Stadt Berufung gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts Karlsruhe eingelegt, wonach künftig in der Altstadt die Kneipen werktags um Mitternacht und am Wochenende um 2.30 Uhr schließen sollten. Wann die Verhandlung beim Verwaltungsgerichtshof stattfinden wird, ist noch unklar. Bis dahin dürfen die Wirte ihre Gäste unter der Woche bis 1 Uhr und in den Nächten auf Samstag und Sonntag bis 4 Uhr bewirten. Drei Clubs in der Altstadt – der "Club 1900", das Cave und die Tangente – haben einen Antrag auf Sondergenehmigung gestellt: Sie dürfen auch am "studentischen Donnerstag", also in der Nacht zum Freitag, bis 3 Uhr öffnen.



