Ein Nachtbürgermeister gegen die Ödnis
Clubsterben stand bei FPD-Veranstaltung im Fokus - Wird das Leben hier für Studenten zu langweilig?

Das staubige Ende einer Legende: Der Schwimmbad Musik-Club wurde im April 2017 abgerissen. In Heidelberg gibt es immer weniger Clubs, in denen Konzerte gespielt werden. Foto: Rothe
Von Maria Stumpf
Heidelberg. Steigende Mieten, Sperrzeiten in der Altstadt und jetzt auch noch das Clubsterben: In Heidelberg scheint das Leben für junge Menschen immer öder und weniger interessant zu werden. Wenden sie sich mittlerweile etwa von Heidelberg ab? "Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos", meint Tobias Breier von "Event-Kultur Rhein-Neckar". Der Verein ist ein Zusammenschluss von Clubbetreibern, Veranstaltern und Kulturschaffenden aus der Region.
Breier war eingeladen, zum Thema "Leben und studieren in Heidelberg" im Rahmen der FDP-Veranstaltungsreihe "Heidelberg im Gespräch", seine Sicht der Dinge darzulegen. Hieronymus Eichengrün, Student und stellvertretender Vorsitzender der Jungen Liberalen, traf sich mit ihm im "Klub K" im Karlstorbahnhof. Durch den Abend führte FDP-Vorstandsmitglied Gregor Hartsuiker, mit dabei waren auch die FDP-Stadträte Michael Eckert und Karl Breer. Rund 20 Gäste waren gekommen.
Häll, Schwimmbad Club, Nachtschicht - immer mehr Clubs, in denen regelmäßig Live-Musik zu hören war, sind mittlerweile dicht. "Das ist ein Fakt", so Breier - der in zehn Thesen verschiedene Gründe hierfür darlegte. "Was geht, sind Bars. Damit wird Geld verdient." Heidelberger Schloss, Heidelberger Frühling, Heidelberger Romantik, das sei "alles ganz toll". Doch für wen? "Das zieht keine jungen Leute. Die wollen keine beschauliche Ruhe und Waldspaziergänge. Heidelberg hat längst ein Imageproblem." Mit durchaus humorigen Einzelbetrachtungen zum Leben und Feiern in Heidelberg machte er deutlich: "Die Rahmenbedingungen für Live-Clubs werden immer schlechter." Sein Verein Event-Kultur sei inzwischen aber auch Kooperationspartner der Stadt und werde gemeinsam mit dem Kulturamt an einem Modell arbeiten, um dem Clubsterben endlich entgegenzuwirken (die RNZ berichtete).
Hilft für eine Imagekampagne vielleicht schon mal das Mannheimer Modell des "Nachtbürgermeisters"? Die FDP verfolgt das Thema schon länger im Gemeinderat. Der Nachtbürgermeister tritt vor allem als Vermittler auf zwischen Clubs, Bars und deren Besuchern auf der einen Seite und den Anwohnern und der Politik auf der anderen. "Also für Heidelberg denke ich eher an eine Stabsstelle für Ermöglichungskultur. Ich habe das extra so formuliert, damit es zu dieser Stadt auch passt." Breier erntet mit seinem Humor immer wieder Lacher. "Aber ein Gesicht für diese Aufgaben sollte es auf jeden Fall geben", fügte er ernsthaft hinzu. "Gebraucht wird ein Netzwerker und Vermittler."
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Zumal auch Student Eichengrün davon erzählte, dass "die Erstsemester inzwischen nach Mannheim zum Feiern gehen. Wir müssen eine lebendige Altstadt erhalten", mahnte er.



