Zieht der Heidelberger Betriebshof jetzt doch um?
Das Land gibt keinen Zuschuss für den Umbau in Bergheim - Stadt und RNV erwägen nun eine Verlagerung in den Großen Ochsenkopf

Die Hallen des Betriebshofes in Bergheim sind eigentlich nur für die älteren, kürzen Straßenbahnen ausgelegt. Die neueren Variobahnen sind allerdings zwölf Meter länger, weshalb für Reparaturen viel rangiert werden muss und ein wirtschaftlicher Betrieb nicht möglich ist. Foto: Rothe
Von Timo Teufert
Die Tage des Betriebshofes in Bergheim dürften gezählt sein: Das, was sich viele Bergheimer schon vor zwei Jahren bei der Diskussion um eine Sanierung des Depots für Busse und Bahnen der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) gewünscht haben, könnte jetzt wahr werden. Wie aus einer Vorlage der Stadtverwaltung, die heute hinter verschlossenen Türen im Haupt- und Finanzausschuss präsentiert wird, hervorgeht, gewährt das Land keine Zuschüsse für den Umbau des alten Standorts. Deshalb wurde nun nach Alternativen gesucht: Die Bahnen könnten schon ab 2018/2019 in einem neuen Betriebshof am großen Ochsenkopf untergestellt werden, für die Busse könnte es ab Anfang der 2020er Jahre einen Abstellplatz zum Beispiel im Gewerbegebiet Rohrbach-Süd geben. Dann würde das Areal in Bergheim auch für eine andere Nutzung zur Verfügung stehen.
Hintergrund
> Der Betriebshof sollte ursprünglich auf das Stadtwerke-Gelände an der Eppelheimer Straße verlagert werden. Dort sollten - so die Pläne von 2009 - auch die Fahrzeuge des Busverkehrs Rhein-Neckar abgestellt werden. Das Bebauungsplanverfahren wurde 2010
> Der Betriebshof sollte ursprünglich auf das Stadtwerke-Gelände an der Eppelheimer Straße verlagert werden. Dort sollten - so die Pläne von 2009 - auch die Fahrzeuge des Busverkehrs Rhein-Neckar abgestellt werden. Das Bebauungsplanverfahren wurde 2010 gestoppt, der Betriebshof sollte in Bergheim bleiben und modernisiert werden. 40 Millionen Euro waren für den Umzug veranschlagt worden. Die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) stellte dann Planungen für den Umbau in Bergheim vor, die sich auf 38 Millionen Euro beliefen. Baubeginn sollte innerhalb von einem Monat sein, um vom Land noch 75 Prozent der Baukosten zurückzubekommen. Eiligst wurde eine Bürgerversammlung einberufen, der damalige Stadtrat Nils Weber gründete eine Bürgerinitiative gegen den Verbleib in Bergheim. Im Dezember 2014 wurden die Ergebnisse eines Fassadenwettbewerbs für das Areal vorgestellt, auf dem Betriebshofdach sollte ein "Stadtpark Bergheim" entstehen. Weil die Anträge aber nicht rechtzeitig eingereicht wurden, kürzte das Verkehrsministerium den Fördersatz auf 50 Prozent. Daraufhin sollten für zwölf Millionen Euro nur die dringendsten Reparaturen erledigt werden. tt
Die Sanierung des Betriebshofes am aktuellen Standort ist offenbar nicht mehr möglich, weil das Landesverkehrsministerium als Zuschussgeber die Finanzierung an die Voraussetzung geknüpft hat, dass der Umbau in zwei Phasen geschehen muss. "Das ist aber bei einem neuen Betriebshof auf dem Gelände Bergheimer Straße nicht möglich, weil wegen des kompakten Grundstücks die einzelnen Funktionsbereiche so ineinander verwoben sind, dass sie nicht in mehrere Bauabschnitte aufgeteilt werden können", heißt es in der Vorlage. Außerdem müsse aus Lärmschutzgründen die gesamte Anlage eingehaust werden. "Daher wurde ein Standort gesucht, auf dem eine stufenweise Realisierung möglich ist, der aber auch zentral im Straßenbahnnetz liegt, um Leerkilometerkosten zu reduzieren", so die Verwaltung.
Der neue Straßenbahnbetriebshof könnte auf einem Streifen zwischen der Haltestelle "Gneisenaustraße" im Osten, der Haltestelle "Berufsschule" im Westen, der Bahnstrecke Heidelberg-Mannheim im Süden und dem Schwarzen Weg im Norden entstehen. Allerdings gehören dort noch nicht alle Flächen der Stadt Heidelberg, ein Privatmann weigert sich standhaft, sein Gelände zu verkaufen. "Um die nutzbare Fläche zu optimieren, wird geprüft, wie weit die heutige OEG-Trasse nach Süden bis an die bestehenden Masten der Deutschen Bahn verlegt werden kann", heißt es in der Informationsvorlage für die Stadträte weiter.
Bis alles fertig ist, sollen die Buswerkstatt und die Abstellanlagen für Busse auf dem 24 000 Quadratmeter großen Gelände in Bergheim verbleiben. Eine endgültige Räumung des heutigen Geländes könnte Anfang der 2020er Jahre erfolgen, wenn die Straßenbahnwerkstatt in den neuen Betriebshof am Ochsenkopf verlagert wurde. Für Busse soll es dann keine Reparaturmöglichkeiten mehr in Heidelberg geben: Für sie ist in einem Gewerbegebiet, etwa Rohrbach-Süd, eine Halle zum Abstellen und Betanken vorgesehen. Die anfallenden Wartungsarbeiten würden dann von der Zentralwerkstatt in Mannheim übernommen.
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Wenn es finanzielle Zuschüsse geben soll, drängt offenbar die Zeit: "Die Zuschüsse für den ersten Bauabschnitt müssen bis 2019 schlussabgerechnet werden. Der erste Bauabschnitt (Abstellanlage) muss daher ab Mitte 2017 bis Ende 2018 umgesetzt werden, der zweite Bauabschnitt ab 2020, damit das Gelände Bergheimer Straße danach für andere Nutzungen geräumt werden kann", heißt es in der Vorlage. Nach Abschluss der Machbarkeitsstudie zum Standort Großer Ochsenkopf wird laut Vorlage ein Grundsatzbeschluss in den städtischen Gremien Mitte des Jahres angestrebt.
Neben dem Gelände im Ochsenkopf wurden weitere Areale in der Stadt geprüft, ob sie für einen Betriebshof in Frage kämen. Eine Fläche südlich der Haltestelle Rohrbach-Süd, die von der Stadt als Park-and-Ride-Fläche vorgesehen war, ist zu klein und liegt am Hang, das Gelände der ehemaligen Paketpost an der Montpellierbrücke ist zu klein, und in der Bahnstadt steht mittlerweile das "Bauhaus" auf dem Areal. Die Grundstücke der Deutschen Bahn im Bereich S-Bahn-Halt Pfaffengrund/Wieblingen sind zu klein und haben keine Straßenbahnanbindung. Das trifft auch für das Gewann "Eselsbuckel" in Wieblingen zu, das zwischen Kurpfalzring und Autobahnauffahrt liegt. Außerdem müsste dort für einen Anschluss die Auffahrt gequert liegen, und durch die Lage abseits vom eigentlichen Netz würden viele Leerkilometer anfallen. Das Gelände der Stadtwerke im Pfaffengrund, auf dem zu Beginn der Diskussion einmal ein gemeinsamer Straßenbahn- und Omnibusbetriebshof von RNV und Busverkehr Rhein-Neckar geplant war, ist heute nicht mehr verfügbar. Dort wurden das Holzhackschnitzel-Heizkraftwerk und das Gartencenter Dehner errichtet.