Heidelberg

Wie das Bauhaus-Areal ein neues Gesicht bekommt (Update)

Gestaltungsbeirat warf einen Blick auf die Planungen für das alte Bauhaus-Areal - Sensible Seite Weststadt

22.02.2021 UPDATE: 18.06.2021 06:00 Uhr 4 Minuten, 16 Sekunden
Leicht zurückgesetzt von der Kurfürsten-Anlage soll das Bürogebäude im Anschluss an das Justizzentrum (auf dieser Visualisierung rechts zu sehen) gebaut werden. Entwurf Blocher Partners

Von Birgit Sommer

Heidelberg. Für das Gesicht Heidelbergs werden die neuen Gebäude auf dem Areal rund um das ehemalige "Bauhaus" an der Kurfürstenanlage prägend sein. Besonders herausfordernd für die Planer ist der Anschluss des Millionenprojektes an die Gründerzeitarchitektur der Weststadt. Ein erster Entwurf der Architekten Blocher Partners (Stuttgart/Mannheim/Berlin) wurde nun vom Gestaltungsbeirat der Stadt Heidelberg in Augenschein genommen, einem unabhängigen fünfköpfigen Gremium, das Architektur und Stadtgestaltung im Blick haben soll.

Vor zwei Jahren übernahm die Mannheimer Unternehmensgruppe Diringer & Scheidel (D & S) das leerstehende Gebäude des Bauhauses, das Ende der 50er-Jahre als Möbelhaus konzipiert worden war. Auch der Busbahnhof und die anschließende Bebauung bis hin zum ehemaligen Crowne Plaza Hotel sollen den Neubauten weichen. D & S-Geschäftsführer Alexander Langendörfer zeigte sich bei der Sitzung des Beirates der Tatsache sehr bewusst, dass neben den schönen Gründerzeitgebäuden der Bahnhofstraße besonders behutsam geplant werden muss.

"Eine sehr gute Phase, um vor Einreichung des Bauantrages über zentrale Ideen zu sprechen", erklärte Prof. Markus Neppl (Karlsruhe) vom Gestaltungsbeirat bei der Vorstellung der teils bis zu sechsgeschossigen Gebäude. Beim Justizzentrum nebenan seien die Erwartungen der Jury, in der er selbst gesessen habe, nicht ganz getroffen worden. "Sie müssen es besser machen beim Übergang von der Verkehrsachse in das Gründerzeitquartier der Weststadt."

Ein etwas zurückgesetztes Bürohaus entsteht laut Planung neben dem Justizzentrum an der Kurfürsten-Anlage mit vertikaler Fassadengestaltung und transparentem Erdgeschoss, das auch Raum für Geschäfte und ein Café bietet. Ein kleiner öffentlicher Platz bleibt neben dem rückwärtigen Wohngebäude an der Ecke zur Bahnhofstraße, der die Gäste des Cafés, Wasserspiele – wegen der heißen Heidelberger Sommer – und einen wegen der Tiefgarage erhöht gesetzten Baum mit Rundbank beherbergen soll.

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Die Hamburger Landschaftsarchitektin Prof. Christiane Sörensen wünschte sich hier eher einen Baum auf Platzebene – ob man nun seine Wurzeln dafür irgendwie in die Tiefgarage wachsen lassen kann oder ihn ganz an den Rand des Geländes versetzen muss. Landschaftsarchitekt Johann Senner aus Überlingen kann sich jetzt den Kopf darüber zerbrechen.

Ein Wohngebäude mit Café schließt sich L-förmig an und lässt einen kleinen Platz entstehen. Nach Osten, bis zum Hotel hin, schließt sich ein großes Gebäude mit Innenhof an. Entwurf: Blocher Partners

Das zweite, größere Gebäude nach Osten hin soll einen Wohnhof bekommen, der mit einer hainartigen Atmosphäre samt Wasserbecken zum grünen Quartierstreff werden kann; zwischen ihm und dem ehemaligen Crowne Plaza Hotel wird die Häusserstraße als Baumallee zur Kurfürstenanlage weitergeführt. Handel, Gastronomie, Ärztehaus, hochwertiges Wohnen – hier ist alles drin. Über 10.000 Quadratmeter – mehr als die Hälfte der Fläche – sind im Gesamtprojekt allein für das Wohnen vorgesehen. Die äußere, differenzierte Gestaltung mit Balkonen und Erkern, die den Übergang von moderner Bebauung zur Gründerzeit-Bebauung abmildern sollte, gefiel dem Gestaltungsbeirat allerdings weniger. "Nicht weststadtmäßig verniedlichen", empfahl Prof. Gerd Gassmann (Karlsruhe). Ihm reichte auch "eine schöne Farbe", während das Farbkonzept laut Architektin Wiebke Ahues verschiedene Farben Heidelbergs von rotbraun bis sandfarben aufgreifen sollte.

Änderungen an den gestaffelten Dachgeschossen wurden vom Beirat noch angeregt – und die Bitte vorgetragen, trotz moderner Präsenz eine gute Anpassung der Fassaden an die Gründerzeitgebäude an der Bahnhofstraße zu erreichen. Diesen Kontrast schön zu gestalten, ist jetzt Aufgabe der Architekten von Blocher Partners. Ansonsten, so Prof. Sophie Wolfrum (München), finde man das Projekt einmütig sehr gut. Im Herbst könnte der Abbruch der leer stehenden Gebäude beginnen. In etwas mehr als zwei Jahren soll dann der erste Bauabschnitt in Nachbarschaft zum Justizgebäude entstehen. Anfang 2024 ist als Baubeginn für den zweiten Bauabschnitt vorgesehen, die Fertigstellung ist Ende 2026 geplant.

Update: Donnerstag, 17. Juni 2021, 22.39 Uhr


Das sind die großen Pläne für das Bauhaus-Areal in der Weststadt

Von Holger Buchwald

Heidelberg. Die Kurfürsten-Anlage wird in den nächsten Jahren der städtebauliche Hotspot Heidelbergs in der Innenstadt. Zwischen Hauptbahnhof und Römerkreis entwickeln Epple und die Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz (GGH) das Gelände der ehemaligen Heideldruck-Zentrale und der Stadtwerke. Einige hundert Meter weiter Richtung Innenstadt haben die Sparkasse und die Volksbank bereits angekündigt, ihre Zentralen an den Europaplatz in der Bahnstadt verlegen zu wollen. Und noch konkreter wird es für das gegenüberliegende Bauhaus-Areal und die gesamte Häuserzeile bis zum Hotel Crowne Plaza, das im August 2020 Insolvenz angemeldet hat.

Blick vom Justizgebäude auf das Bauhaus und die dahinterliegenden Nachbargebäude. Diringer & Scheidel würde hier gerne alles abreißen und neu bebauen. Foto: Philipp Rothe

Seit Mitte November 2019 ist der zweitälteste Heimwerkermarkt des Bauhaus-Konzerns in Deutschland geschlossen. Die Mannheimer Unternehmensgruppe "Diringer & Scheidel" hat das Gelände gekauft. "Dass der Markt und das Parkhaus abgerissen werden, ist klar", so ein Unternehmenssprecher: "Das Gebäude ist aus technischen Gründen nicht zu halten." Es darf nicht betreten werden, einzig die Künstlergruppe "Kalamari Klub" konnte die Schaufenster des Bauhauses in den letzten Monaten für eine Fotoausstellung nutzen. Eine andere Zwischennutzung sei nicht geplant, so der Unternehmenssprecher.

Den fast eineinhalbjährigen Stillstand begründet "Diringer & Scheidel" teilweise mit Verzögerungen aufgrund der Corona-Pandemie. Vor allem aber würde der Konzern gerne auch noch die gesamte Häuserzeile zwischen dem Bauhaus-Areal und dem Crowne Plaza entwickeln. Ob es soweit kommt, hänge von den derzeit laufenden Verhandlungen ab, so der Firmensprecher. Erst wenn diese Verkaufsgespräche abgeschlossen seien, könne man konkrete Planungen vorlegen, wie es in der Kurfürsten-Anlage weitergehe.

Einzelhandel, Büros, Arztpraxen, "viel Wohnen" und eine große Tiefgarage wollen"Diringer & Scheidel" in den Neubauten unterbekommen, so viel ist jetzt schon klar. Und fest steht auch, dass der Baukonzern, der in Mannheim unter anderem das Einkaufszentrum Q6/Q7 und das Kepler-Quartier am Hauptbahnhof entwickelte, das leerstehende Crowne Plaza in Heidelberg nicht kaufen werde. "Offiziell hat Diringer & Scheidel kein Interesse daran", so der Unternehmenssprecher.

"Wir werden uns bei der Neuentwicklung des Geländes natürlich an die städtebaulichen Vorgaben handeln", betont der Firmensprecher. Grundlage für die Neubebauung ist der städtebauliche Entwurf von "Pesch & Partner" und das Freiraum-Konzept von WBP Landschaftsarchitekten, die bereits 2005 als Sieger aus einem Ideenwettbewerb für den gesamten Bereich zwischen Kurfürsten-Anlage und Bahnhofstraße und vom Römerkreis bis zur Rohrbacher Straße hervorgingen.

Leitgedanken sind eine zur Kurfürsten-Anlage hin bis zu sechsgeschossige Blockbebauung mit Innenhöfen und einem kleinen Platz an der Landhausstraße. An der Bahnhofstraße sollen die Gebäude nur vier Etagen haben. Die Bauten sollen kleinteiliger als heute werden, sodass die Straßen der Weststadt bis zur Kurfürsten-Anlage fortgeführt werden und ein Durchgang nach Bergheim entsteht. Das wurde bereits mit dem Abriss des ehemaligen Finanzamtes und der Gerichte sowie dem Neubau von Kurfürstenhof und Kurfürsten-Carré zwischen Bauhaus und Römerkreis umgesetzt. Besonders die Verschmälerung der Bahnhofstraße sorgte aber damals für Diskussionen. Denn auch das ist einer der Grundgedanken des Bebauungsplans: Der Straßenquerschnitt an der Rohrbacher Straße soll die gesamte Bahnhofstraße entlang gleich sein.

Wann es mit dem Abriss des Bauhauses und der Neubebauung losgeht, ist noch völlig unklar. Doch wenn es so weit ist, soll es nach der Auskunft des Unternehmenssprechers recht schnell gehen: "Wir wollen in dreieinhalb Jahren fertig werden."

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