Heidelberg

Viele Austauschstudierende bleiben lieber zu Hause

Weniger Bewerber vor allem aus den Nicht-EU-Ländern - Auch viele Heidelberger gehen nicht ins Ausland

31.08.2020 UPDATE: 01.09.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 48 Sekunden

Auch im Wintersemester werden die Heidelberger Hörsäle wohl nicht so voll sein wie hier, vor der Corona-Krise. Archivfoto: dpa

Von Denis Schnur

Heidelberg. Oft ist es schon lange geplant und einer der Höhepunkte des Studentenlebens – doch wegen der Corona-Pandemie werden im nächsten Semester viele ausländische Studierende auf ihren Aufenthalt in Heidelberg verzichten. Die Zahl der Nachwuchsakademiker, die im November – das Semester beginnt zwei Wochen später als üblich – im Rahmen eines Austauschprogrammes an die Ruperto Carola kommen, wird im Vergleich zum Vorjahr um rund ein Drittel sinken, wie die Uni versität auf RNZ-Anfrage erklärt.

Besonders stark ist der Rückgang bei Studierenden aus dem Nicht-EU-Ausland: Hier haben sich gerade einmal 61 Menschen angemeldet, zum Winter 2019 waren es 156. Aber auch aus den europäischen Staaten, die am Austauschprogramm "Erasmus" teilnehmen, kommen nur rund 300 Menschen. Vor einem Jahr waren es 380. Coronabedingt hätten zahlreiche Partnerhochschulen den Austausch ausgesetzt, erklärt das Dezernat für Internationale Beziehungen der Uni. Dadurch können auch viele Heidelberger nicht ins Ausland: Machten im Winter 2019 noch 139 Studierende ein Austauschsemester außerhalb Europas, werden es in diesem Jahr gerade mal 27 sein.

Der aktuelle Rückgang gilt für Studierende, die im Rahmen eines Austauschprogrammes für ein bis zwei Semester kommen. Zusätzlich sind in der Regel rund 5000 nichtdeutsche Studierende regulär an der Uni eingeschrieben. Ob diese Zahl zum neuen Semester ähnlich stark sinken wird, ist noch unklar, da das Zulassungsverfahren noch läuft. Es ist aber davon auszugehen, dass neben Austauschstudierenden auch viele Doktoranden und Forscher aktuell lieber auf einen Auslandsaufenthalt verzichten.

Denn neben der Angst vor einer Infektion und den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie machen auch bürokratische Hürden den Akademikern aus dem Nicht-EU-Ausland das Leben schwerer. Aktuell garantiert die Bundesregierung etwa nur jenen Studierenden ein Visum, die unbedingt vor Ort sein müssen: "Die Einreise zu einem Online- oder Fernstudium ist nicht vorgesehen", ließ das Bildungsministerium kürzlich auf Anfrage des Grünen-Abgeordneten Kai Gehring wissen.

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Dies spielt für die jungen Menschen, die nach Heidelberg kommen wollen, jedoch keine Rolle. Denn an der Ruperto Carola gibt es auch im nächsten Semester nur Studiengänge mit Anwesenheitspflicht: "Die Teilnahme an Seminaren, Laborpraktika, Kolloquien, Exkursionen und Prüfungsleistungen erfordert eine Präsenz vor Ort", sagt eine Pressesprecherin des Rektorates der RNZ. Darüber hinaus seien viele Quellen in den Universitätsbibliotheken nur vor Ort einsehbar. "Ein erfolgreiches Studium setzt daher zwingend die physische Anwesenheit in Heidelberg voraus."

Überhaupt hofft die Universität, dass sie ab November wieder möglichst viele Veranstaltungen in ihren Räumen anbieten kann: "So viel Präsenz, wie möglich und zu verantworten ist – so lautet die Devise für das kommende Wintersemester", so die Sprecherin. Da die Entwicklung der Pandemie jedoch schwer vorhersehbar sei, bereite man sich auf verschiedene Szenarien vor. Bei der Planung des Semesters habe man aber vor allem die Erstsemester im Blick: "Die Universität Heidelberg wird den Veranstaltungen für die Erstsemester Priorität bei der Raumvergabe einräumen, um den neu ankommenden Studierenden die Möglichkeit zu bieten, sich zu vernetzen und die Universität kennenzulernen."

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