Stadthalle Heidelberg: "Kultur pur" statt Konferenzzentrum?
Als Konferenzzentrum ist das Jugendstilgebäude vom Tisch - Intendant Thorsten Schmidt träumt vom "Konzertsaal von Weltformat"

Was wird aus der Stadthalle? Als Konferenzzentrum hat sie ausgedient. Nach entsprechender Sanierung möchte "Frühlings"-Intendant Thorsten Schmidt einen Konzertsaal dort verwirklicht sehen. Foto: Joe
Von Micha Hörnle und Ingrid Thoms-Hoffmann
Die Tage der Stadthalle als Konferenzzentrum sind wohl endgültig gezählt. Wenn Heidelberg je einen Neubau zum Tagen bekommen sollte, wird der keinesfalls als Anbau an das bisherige Kongress- und Veranstaltungshaus am Altstädter Neckarstaden entstehen. Mit großer Mehrheit (27 zu 17 Stimmen) lehnte der Gemeinderat den Antrag der CDU und der "Heidelberger" ab, die Stadthalle wenigstens als potenziellen Konferenzzentrumsstandort einer genauen Prüfung zu unterziehen.
Stattdessen stimmten die Räte dann einmütig dafür, nur die Areale Bahnstadt, alte Hauptpost am Bahnhof, Print-Media-Academy, den westlichen Teil der Stadtwerke (Kurfürstenanlage) und einen Teil des Altklinikums am Neckar in die engere Auswahl zu nehmen.
Bei der Diskussion im Rat wurde, wenn auch mit kleinen Änderungen, die alte Stadthallenanbau-Debatte anno 2010 nachgespielt: Die "Bürgerlichen" baten fast flehendlich, diesen Standort wenigstens prüfen zu lassen ("Man sollte ihm doch bitte eine Chance geben", Jan Gradel, CDU), während die "Linken" auf das eindeutige Ergebnis des Bürgerentscheids vor fünf Jahren hinwiesen: "Danach war die Stadthalle nicht mehr geeignet", sagte der Grüne Christoph Rothfuß. Seine Partei hatte damals noch die Erweiterung der Stadthalle befürwortet, jetzt bevorzugt sie den Standort am Bahnhof.
Und die SPD? Die war von jeher gegen den Ausbau der Stadthalle und für einen Neubau am Bahnhof. Und Irmtraud Spinnler freute sich schon jetzt auf "moderne Spitzenarchitektur" wie sie eben nur abseits der Altstadt möglich sei. Das wiederum bezweifelte Ursula Lorenz (Freie Wähler); "Spitzenarchitektur am Bahnhof ist unmöglich, nur am Neckar. Und eine Altstadt ohne Konferenzzentrum verkommt zur Feiermeile."
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Wolfgang Lachenauer (Die Heidelberger) prophezeite schon, es werde sich rächen, den Standort Stadthalle aus dem Rennen genommen zu haben. Der Stadthallenanbau, einstiges Lieblingsprojekt von OB Eckart Würzner, wurde zu Grabe getragen. Mit seiner eigenen Stimme.
Einer, der gar nicht traurig darüber ist, das ist Thorsten Schmidt. Im Gegenteil. Der Intendant des "Heidelberger Frühling" möchte, dass die Stadthalle wieder das wird, wofür sie einst geplant war: als Konzerthaus und Begegnungsstätte für die Heidelberger. Schmidt gegenüber der RNZ: "Das Gebäude verfügt über ein herausragendes Potenzial für die Positionierung als Konzertsaal von Weltformat."
Allerdings stehen dieser Vision jede Menge bauliche Defizite im Weg. "Die Akustik muss dringend verbessert werden, die Bühne wurde durch Einbauten so verkleinert, dass Orchester einen Bühnenvorbau brauchen, der weit in das Publikum hineinragt, die Infrastruktur im Backstage-Bereich ist eine Katastrophe und die Belüftung des Saals mangelhaft. Einiges zu tun ist auch in Sachen Lärmschutz", Schmidt weiß aus jahrelanger Erfahrung, wo die Schwachstellen des Gebäudes sind.
Würde die Stadthalle aber entsprechend "ertüchtigt", dann könnte sie ein wahres "Juwel" werden, das nicht nur die Menschen der Region anziehen könnte, sondern auch die Kulturtouristen aus der gesamten Republik. Der Intendant: "Schon jetzt schwärmen Besucher unseres Festivals aus Berlin, Wien oder London über die großartige Lage und die einzigartige Atmosphäre. Für das internationale Publikum ist das Jugendstilgebäude in seiner "überschaubaren Größe" eine attraktive Alternative zu den modernen Konzerthäusern wie Frankfurt oder Baden-Baden.
Der Appell von Thorsten Schmidt kommt früh. Noch ist ja nicht einmal über den Standort entschieden, aber sich zeitig Gedanken zu machen, wie es mit der Stadthalle weitergeht, kann ja nicht falsch sein. Und da kommt Schmidt auch auf das künftige Konferenzzentrum zu sprechen. Er ist der Ansicht, dass unbedingt auch eine kulturelle Nutzung mit geprüft werden sollte. Schmidt: "Alles andere wäre zu kurz gesprungen."



