PHV, Wolfsgärten - oder doch woanders?
"Airfield" erfüllt ebenfalls Bedingungen für Ankunftszentrum für Flüchtlinge - Verlagerung raus aus Heidelberg denkbar

Von Denis Schnur
Heidelberg. Die Frage, wohin das Landesankunftszentrum für Flüchtlinge verlegt wird, beschäftigt die Kommunalpolitik seit Monaten - und wird auch nicht so bald beantwortet. Eigentlich hatte Heidelberg darauf gepocht, dass das Zentrum bald von Patrick Henry Village (PHV) wegzieht - damit dort ein neuer Stadtteil entstehen kann. Das Land hat als Alternative jedoch nur die Wolfsgärten vorgeschlagen - was die Mehrheit der Stadträte ablehnt. Am Mittwoch hat die Stadtverwaltung dem Innenministerium den Beschluss des Gemeinderates vom Februar übermittelt: Demnach soll das Land mitteilen, nach welchen Richtlinien das Zentrum gebaut wird - vor allem, wie viel Platz tatsächlich benötigt wird. Dafür soll ein "Testentwurf" erstellt werden. Das wird wohl mehrere Monate dauern. Parallel soll das Land nach einem Alternativstandort suchen. Wo das Zentrum hinkommt, ist noch völlig unklar - die RNZ stellt die vier Möglichkeiten vor:
Wolfsgärten: Im Oktober 2018 hat das Land die Gewerbefläche in Wieblingen aus dem Hut gezaubert. Sie wäre groß genug und im Besitz der Stadt, erfüllt deshalb laut Sprecher des Innenministeriums die Anforderungen am besten. Mit einem Umzug auf das acht Hektar große Gebiet könne das Land bald PHV freigeben - wie man es dem Heidelberger Gemeinderat versprochen habe. Doch dort gibt es erhebliche Bedenken: Im jetzt übermittelten Beschluss ist von einer "wahrscheinlichen Ablehnung des Standortes Wolfsgärten" die Rede. Die Mehrheit des Gremiums hält das Gelände für nicht zumutbar, vor allem, da es direkt an Autobahn und Gleisen liegt.
Das macht eine Entscheidung für den Standort unwahrscheinlich - es sei denn, das Land kann die Bedenken mit konkreten Plänen zerstreuen. Dazu müsste es zeigen, wie dort Lärmschutz, Sicherheit und eine gute Anbindung realisiert werden könnten.

Patrick Henry Village: Das Zentrum befindet sich aktuell auf der Konversionsfläche - und soll nach dem Willen vieler Stadträte dort bleiben. Auf dem 97 Hektar großen Gebiet soll ein neuer Stadtteil entstehen. Für die Aufnahmeeinrichtung wäre eine Fläche am Rand denkbar. Gegner des Plans fürchten, dass dadurch die Entwicklung blockiert wird. Denn aktuell liegt das Zentrum an der wichtigsten Zufahrt. Ob das Land Geld in die Hand nimmt, um es wenige Hundert Meter zu verschieben, wird bezweifelt.
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Auch für einen Verbleib auf PHV zeichnete sich keine Mehrheit ab. Dies könnte sich ändern, wenn der "Testentwurf" eine deutlich geringere Fläche als die bisher kommunizierten sechs bis acht Hektar einnimmt und das Land sich mit einem schnellen Umzug an den Rand des Gebietes einverstanden erklärt.
Anderer Standort in der Stadt: Werden PHV und Wolfsgärten abgelehnt, geht wohl die Suche weiter. Soll das Zentrum in Heidelberg bleiben, blieben kaum Alternativen: Neben den Wolfsgärten wurde das Gewann "Holzapfelbaum" in Wieblingen geprüft, aber nicht weiterverfolgt.

Das ehemalige US-"Airfield" zwischen Pfaffengrund und Kirchheim wäre ebenfalls groß genug. Foto: Rothe
Auch ein Blick auf die Konversionsfläche "Airfield" zwischen Pfaffengrund und Kirchheim drängt sich auf: Das Gebiet ist groß genug - und trotzdem relativ gut angebunden. Zudem ist es in öffentlichem Besitz. Das Innenministerium hatte die Liegenschaft bei einer ersten Prüfung nicht weiterverfolgt, da man sich auf den Wolfsgärten eine schnellere Umsetzung erhoffte. Ein Umzug auf das "Airfield" ist jedoch unwahrscheinlich: Zwar gibt es noch keine konkreten Pläne für das Gelände, verschiedene Ideen werden aber gerade geprüft. "Das Ankunftszentrum gehört nicht dazu", erklärt Baubürgermeister Jürgen Odszuck: "Das Airfield ist kein geeigneter Standort."
Standort außerhalb: "Was den künftigen Standort angeht, können wir uns beide Varianten vorstellen: Sowohl innerhalb als auch außerhalb Heidelbergs", erklärt Odszuck. Das entscheide der Gemeinderat. Würde ein Standort außerhalb gefunden, kämen künftig Flüchtlinge zur Anschlussunterbringung nach Heidelberg. Wegen des Ankunftszentrums ist die Stadt derzeit von dieser Zuteilung ausgenommen. Ohne Befreiung wären laut Ministerium 2018 etwa 140 Flüchtlinge gekommen. Laut Sprecherin wäre die Stadt vorbereitet, müsste allerdings weitere Unterkünfte realisieren. Die Pläne dazu gibt es bereits seit Jahren.
Zwar sympathisieren viele Stadträte damit, Flüchtlinge zu integrieren, anstatt ein Zentrum zu betreiben, in dem sie wenige Wochen bleiben. Dennoch erscheint die Variante unwahrscheinlich: Für das Land ist es schwierig, andere Kommunen zu finden, die Flächen zur Verfügung stellen. Und Heidelberg hat Interesse an einer schnellen Lösung, um PHV bald zu entwickeln. Zudem sollte der neue Standort zumindest in der Nähe liegen: Dann müssten die rund 500 Mitarbeiter nicht umziehen und könnten sich die Ehrenamtlichen weiter engagieren.



