Neue Pläne für den südlichen Bahnhofsvorplatz

Stadtplanungsamt will die Rahmenplanung für das Areal überarbeiten - Breite Ablehnung im Bezirksbeirat Bahnstadt

23.06.2016 UPDATE: 24.06.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 6 Sekunden

In der Verlängerung des Querbahnsteigs des Hauptbahnhofs soll auf der Bahnstadt-Seite der neue Bahnhofsvorplatz-Süd entstehen. Derzeit werden dort die ehemaligen Versorgungsgebäude der US-Armee abgerissen. Foto: Philipp Rothe

Von Timo Teufert

Heidelberg. Es sind zwei Grundsatzentscheidungen des Gemeinderates, die die Planer der Bahnstadt nun zum Umplanen zwingen. Zum einen das - auf unbestimmte Zeit - Zurückstellen des Baus einer Brücke mit markantem Pylonen, die den Bahnhofsvorplatz-Süd mit dem nördlichen Bahnhofsvorplatz verbinden sollte, und zum anderen die Standortentscheidung für das Kongresszentrum auf dem Baufeld "T1". Die neuen Pläne wurden am Mittwoch im Bezirksbeirat Bahnstadt vorgestellt.

Bislang sah die Rahmenplanung Bahnstadt vor, mit der geplanten Brücke die Bahnstadt und Bergheim miteinander zu verbinden. Problem ist allerdings das Geld, denn für den Bau der Brücke sind im Wirtschaftsplan Bahnstadt nicht genügend Investitionsmittel vorgesehen. Denn sowohl für die Brücke an der Gneisenaustraße als auch die Brücke am Bahnhof sind im Wirtschaftsplan sieben Millionen Euro berücksichtigt. Allein die Brücke Gneisenaustraße - die ein wichtiger Teil des Radverkehrsnetzes werden soll - soll aber schon fünf Millionen Euro kosten. Der Übergang am Bahnhof wird auf 6,2 Millionen Euro plus rund zwei Millionen für Umbauten der Bahn geschätzt.

Hintergrund

> Der Bahnhofsvorplatz-Süd in der Bahnstadt gehört zur Freiraumplanung des neuen Stadtteils und wurde von den Planern in Zusammenhang mit dem Platz am Hochhaus auf dem Baufeld "T1" und dem Zollhofgarten gesehen. Noch liegt das Areal deutlich unter dem

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> Der Bahnhofsvorplatz-Süd in der Bahnstadt gehört zur Freiraumplanung des neuen Stadtteils und wurde von den Planern in Zusammenhang mit dem Platz am Hochhaus auf dem Baufeld "T1" und dem Zollhofgarten gesehen. Noch liegt das Areal deutlich unter dem Geländeniveau der Bahnstadt. Geplant ist deshalb, unter dem Bahnhofsvorplatz eine zweistöckige Tiefgarage zu errichten. Diese ist künftig über den Max-Planck-Ring zu erreichen. Auch ein Busbahnhof für die Fernbusse soll in diesem Bereich entstehen. Seit April werden auf dem Areal zwischen Bahnhof und Czernybrücke die alten Versorgungsgebäude der US-Armee abgerissen. Die Stadt hat die Flächen möglichen Investoren auf der Expo Real angeboten, nach RNZ-Informationen sollen Abstimmungen mit möglichen Interessenten bereits laufen. Bevor mit den Arbeiten auf den Baufeldern begonnen werden kann, wird aber zunächst der Czernyring umgebaut. Die Straßenbahn wird künftig direkt am Platz vorbeifahren. Wegen des Höhenunterschieds müssen für den Straßen- und Leitungsbau Stützwände für rund 7,4 Millionen Euro errichtet werden. tt

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Auf dem Baufeld "T1" sollte bislang ein Hochhaus entstehen. "Dieses Hochhaus könnte an dieser Stelle nur als schlankes Bauwerk realisiert werden und wirft aufgrund der geringen Grundfläche die Frage nach einer tragfähigen Wirtschaftlichkeit auf", heißt es in der Vorlage. Zudem konkurriere es mit dem Hochpunkt des SkyLabs-Gebäudes - und auf diesem Baufeld soll ja das Konferenzzentrum entstehen.

Für das Stadtplanungsamt war deshalb eine Überarbeitung des städtebaulichen Entwurfs für den Bahnhofvorplatz Süd notwendig: Der Platz wird nun räumlich stärker gefasst, statt des Brückenpylonen soll jetzt ein Hochhaus auf dem Platz entstehen. Der Querbahnsteig, der in den bisherigen Planungen über eine Ladenzeile im Baufeld "B2" angebunden war, soll nun über einen Steg "über Eck" an den Platz angebunden werden. Sowohl für "B1" als auch "B2" gebe es "aktuell Entwicklungsabsichten", erklärte Christoph Czolbe vom Stadtplanungsamt. Mit dem neuen Bauwerk wird der Platz kleiner als ursprünglich geplant: "Statt 7500 Quadratmetern hat der Platz nur noch 6600 Quadratmeter Fläche", berichtet Czolbe. Damit sei er aber immer noch einer der größeren Plätze Heidelbergs. Zum Vergleich: Der Universitätsplatz ist 4800 Quadratmeter groß. "Die Baustruktur in ,B1’ und ,B2 ’würde Wohnen prinzipiell ermöglichen", sagte Czolbe. Die Stadt prüfe derzeit, welcher Anteil an Wohnen Sinn mache.

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Von den Bezirksbeiräten gab es Kritik an der neuen Planung: "Der Ausgang des Querbahnsteigs ist für mich in der neuen Planung kein zweiter Bahnhofsausgang mehr, sondern ein Hinterausgang", sagte Stadtteilvereinsvorsitzender Dieter Bartmann. Andreas Barz (Grüne) bezeichnete den Steg, der Platz und Querbahnsteig verbinden soll, sogar als "Wurmfortsatz". "Für mich ist das eine planerische Verlegenheit." Die Wegebeziehungen vom Bahnhof in die Bahnstadt und von der Bahnstadt in den Bahnhof müssten gewahrt bleiben. "Man muss wissen, wo man hingeht. Man darf die Leute nicht um zig Ecken und Kanten führen", so der Bezirksbeirat. Auch am Hochhaus übten die Bezirksbeiräte Kritik: "So ein Hochhaus kann auch auf den Platz drücken", so Bartmann. Er glaube nicht, dass es sich um ein ausgereiftes Konzept handle. Stadträtin Monika Meißner (SPD) findet, der "S"-förmige Komplex mache den Bahnhofsvorplatz kaputt. "Der Turm hätte das Hotel des Konferenzzentrums im Baufeld ,T1’ attraktiv gemacht, weil man von dort aus auch Schlossblick hat", so Meißner.

Am Ende stimmte eine breite Mehrheit der Bezirksbeiräte gegen die neuen Planungen der Stadt.

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