Am Heidelberger Bahnhofsvorplatz sollen Fahrräder unter die Erde

Bezirksbeirat Weststadt diskutierte über die Zukunft des Willy-Brandt-Platzes vor dem Hauptbahnhof - Bäume sollen erhalten werden

16.11.2015 UPDATE: 17.11.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 51 Sekunden

Bäume, Fahrräder und Tourist-Info: Darum ging es in der Sitzung des Bezirksbeirats Weststadt, als über die zukünftige Gestaltung des Bahnhofsvorplatzes diskutiert wurde. Foto: Popanda

Von Werner Popanda

Heidelberg. Was machen Bezirksräte, wenn sie über eine Beschlussvorlage abstimmen sollen, die ihnen in Teilen nicht passt? Wird der Vorschlag abgelehnt und begründet, weshalb? Oder wird dem Vorschlag zugestimmt, jedoch nur unter der Voraussetzung, dass die bezirksbeirätlichen Einwände berücksichtigt werden? Genau dieses Dilemma ereilte nun den Bezirksbeirat der Weststadt. Im Mittelpunkt standen die bisherigen Planungen zur Umgestaltung des Willy-Brandt-Platzes vor dem Hauptbahnhof.

Von Andreas Simon vom Stadtplanungsamt erfuhr das Ratsgremium zunächst, dass das "ganze Projekt ein fast zu enges Zeitfenster" aufweise. Daher müsse der "Wettbewerb jetzt so schnell wie möglich losschlagen". Schließlich sollten die Materialien, die von der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) beim viergleisigen Ausbau der Haltstelle nördlich des Hauptbahnhofes (die RNZ berichtete) verwendet würden, auch auf dem Willy-Brandt-Platz eingesetzt werden. Den haben die Stadtplaner in die drei Bereiche "Nord", "zentraler Bahnhofsvorplatz" und "Süd" eingeteilt. Überdies teilte Simon den Räten mit, dass die Bahn zwar den Neubau eines Hotels und eines weiteren Gebäudes plane, jedoch selbst noch nicht wisse, wann sie diese Bauprojekte in Angriff nehmen werde.

Als entscheidend für den Entwurf nannte Simon die "Lösung des Fahrradparkens". Aktuell stünden auf dem Willy-Brandt-Platz Nord 670 Stellplätze zur Verfügung, auf dem südlichen Teil 106, in der Mitte 726, auf dem Gleis 1-Radhof 119 und in Boxen 43. Hinzu kämen 31 öffentliche Mieträder. In der Summe sind das 1695 Plätze, doch die Bedarfsprognose für 2030 geht von 2400 benötigten Plätzen aus. Das laut Simon von den Gutachtern favorisierte unterirdische Fahrradparken decke 60 Prozent des Gesamtbedarfs ab, das dezentrale oberirdische auf ebenerdigen Abstellflächen 50 Prozent. Ein Wort wert war ihm obendrein der Baumbestand des Willy-Brandt-Platzes, der sich aus sechs Bäumen mit einer langfristigen und fünf Bäumen mit einer mittelfristigen Lebenserwartung von 15 bis 20 Jahren zusammensetze.

Mit Blick auf die Bedarfsprognose zog "Heidelberger"-Bezirksbeirat Jörg Guericke das Fazit, man werde "wieder ähnliche Zustände wie jetzt haben, vielleicht sogar noch in einem schlimmeren Ausmaß". Grünen-Rat Burkhard Margies plädierte nach dem Motto Fahrrad-Langzeitparken "unter die Erde", Fahrrad-Kurzzeitparken "über die Erde" dafür, "beides zu machen, egal, was es kostet". Damit lag er voll auf Gegenkurs zu einem der wesentlichen Punkte der Beschlussvorlage. Denn nach dieser sollte der Bezirksbeirat dem Gemeinderat den Beschluss empfehlen, die "in der Machbarkeitsstudie Fahrradparken aufgezeigte Lösung für unterirdisches Fahrradparken aufgrund der damit verbundenen sehr großen Investitionen nicht weiter zu verfolgen".

CDU-Rat Horst Schweighöfer sprang Margies zur Seite. Aus seiner Sicht passe das Vorhaben, einerseits den Willy-Brandt-Platz attraktiver machen zu wollen und die Streichung des unterirdischen Parkens "nicht wirklich zusammen". Daher müsse man "jetzt Geld in die Hand nehmen". Ähnlich erging es dem in der Vorlage geforderten "Erhalt des Pavillons der Tourist Information". Dieses Bauwerk sei, so Margies, ein "hässliches Ding", weshalb dessen Fortbestand nicht so betont werden sollte. Nachdem auch noch geklärt war, dass die Bäume ganz grundsätzlich zu erhalten seien, zeigte sich der Bezirksbeirat in der Bewertung der Beschlussvorlage sehr einmütig: Einstimmig votierten die Räte dafür.

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