Der Bahnhofsvorplatz Heidelberg soll schöner werden
Die Stadt stellte den Siegerentwurf für den Bahnhofsvorplatz vor - Fünfstöckiges Fahrradparkhaus und Raseninseln zum Sitzen

Das ist der Siegerentwurf für den neuen Bahnhofsvorplatz: Links steht das Radparkhaus mit Aussichtsterrasse, der Bereich dahinter ist für die Taxen und das Kurzzeitparken vorgesehen. Grafik: Verticalroom
Von Micha Hörnle
Mit etwas Glück könnte in ein paar Jahren der unwirtliche Bahnhofsvorplatz ganz anders aussehen. Denn nach der Bürgerbeteiligung und einer Anfrage an acht renommierte Landschaftsarchitekten, die in der letzten Zeit ähnliche Areale neu gestaltet haben, wurde nun ein Sieger gekürt - das Büro Bierbaum-Aichele aus Mainz, das unter anderem das Rheinufer in seiner Heimatstadt umgestaltet hatte. Dessen Leistung besteht vor allem darin, so erklärt Simone Merkel vom Stadtplanungsamt, den Platz aufgeräumt zu haben: Hier verstellt kein unnötiger Schnickschnack die Sicht auf die denkmalgeschützte Empfangshalle.
Eine der Hauptaufgaben war das Fahrradparken - von den acht Entwürfen gingen sieben unter die Erde, nur Bierbaum-Aichele plant ein fünfstöckiges Fahrradparkhaus mit der Touristeninformation im Erdgeschoss und einer Aussichtsplattform auf dem Dach: "Wir haben dem Umstand Rechnung getragen, dass das Rad ein so wichtiges Verkehrsmittel in Heidelberg ist. Das sollte man nicht verstecken", sagt Burkhard Elfers von Bierbaum-Aichele. Der Neubau, der mit 20 Metern so hoch wäre wie der runde Treppenturm des Bahnhofs, würde rund 900 Rädern Platz bieten, es gibt aber noch andere Abstellplätze vor allem an der Nordseite. Das Radparkhaus trennt er den autofreien Vorplatz vom Taxistand und den Kurzzeitparkplätzen ab - und die müssten nun mit deutlich weniger Platz am Ibis-Hotel zurechtkommen.
Möglicherweise könnte der Denkmalschutz Einwände gegen das dreieckige Radparkhaus haben, allerdings ist Architekt Elfers da gelassen: Denn bisher hätten auch große Bäume die Sicht verstellt - und außerdem täte es dem großen Platz gut, durch ein Gebäude neu gefasst zu werden. Auch Simone Merkel vom Stadtplanungsamt meint, der Neubau halte "einen würdigen Abstand zum Bahnhofsgebäude". Der Hauptplatz an sich ist schlicht - entweder aus hochwertigem Beton- oder Naturstein, der von mehreren Travertin-Bändern unterbrochen wird, die die schmalen Pfeiler ("Lisenen") der Empfangshalle wieder aufnehmen.
Doch eine Betonwüste soll das alles nicht werden: Bis auf vier werden alle anderen Bäume erhalten, außerdem werden Raseninseln zum Sitzen (wie am Mainzer Rheinufer) angelegt. Was die Aufenthaltsqualität aber erheblich mindern wird, sind die Halsbandsittiche, die von den Kronen der Bäume aus den Vorplatz vollkoten. Merkel spricht sich dafür aus, die grünen Papageien zu "vergrämen", ihnen also den Aufenthalt hier so unangenehm wie möglich zu machen. Und auch gegen wildes Fahrradparken sollte man "konsequent vorgehen", damit der schöne neue Platz nicht gleich wieder vollgestellt wird.
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Was noch nicht ganz feststeht, sind die Kosten der Neugestaltung: Die neue Oberfläche wird auf 4,4 Millionen Euro taxiert, das Radparkhaus auf vier bis fünf Millionen - also alles in allem zehn Millionen. Und das Beste an den Entwurf wäre, dass er abschnittsweise umsetzbar ist. Denn die Zeit drängt: Mit dem Umbau der Haltestelle am Nordausgang des Hauptbahnhofs startet die RNV bereits im September. Und zeitgleich sollen hier auch die ersten Arbeiten für den neuen Bahnhofsvorplatz beginnen.
Info: Bis Mittwoch, 11. Mai, sind alle acht Entwürfe (und 41 zur Neugestaltung der Pfaffengrunder Terrasse in der Bahnstadt) täglich von 16 bis 19 Uhr in der Alten Feuerwache, Emil-Maier-Straße 16, zu sehen. Gratis-Führungen durch die Ausstellungen gibt es am heutigen Samstag und am morgigen Sonntag jeweils um 17 Uhr.



